Frankfurt, New York Mit Erleichterung aufgenommene US-Inflationsdaten geben der Wall Avenue Auftrieb. Der Standardwerteindex Dow Jones und der breit gefasste S&P 500 stiegen am Mittwoch um jeweils ein knappes halbes Prozent auf 36.351 beziehungsweise 4733 Punkte. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,6 Prozent vor.
Der Greenback-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel dagegen um 0,7 Prozent auf ein Zwei-Monats-Tief von 94,962 Zählern.
Die US-Verbraucherpreise stiegen im Dezember zwar so stark wie zuletzt 1982. Das Plus blieb mit sieben Prozent zum Vorjahreszeitraum aber im Rahmen der Erwartungen. „Sieben Prozent Inflation, na und?!“, fragte Analyst Konstantin Oldenburger vom On-line-Dealer CMC Markets. „Mit den Daten wurden lediglich die Erwartungen des Marktes bestätigt, dass die US-Notenbank demnächst die Zinsen erhöhen wird.“
Peter Cardillo, Chef-Volkswirt des Vermögensberaters Spartan, wertete die Zahlen als Zeichen für einen bald nachlassenden Preisdruck. Sein Kollege Neil Wilsonvom On-line-Dealer Markets.com zweifelte dagegen an einer Entspannung. „Außer die US-Notenbank Fed geht stärker in die Vollen als sie bisher plant. Eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte im März wäre ein Anfang.“ Börsianer erwarten bislang nur eine halb so große Anhebung.
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Für Bond-Anleger spielten diese Überlegungen offenbar aber keine Rolle. Sie griffen erneut bei US-Staatsanleihen zu und drückten die Rendite der zehnjährigen Treasuries auf 1,713 Prozent.
Nickel auf Zehn-Jahres-Hoch
Am Rohstoffmarkt setzte Nickel seinen Höhenflug fort. Das Industriemetall legte zeitweise 4,4 Prozent zu und conflict mit 22.745 Greenback je Tonne so teuer wie zuletzt vor mehr als zehn Jahren. Die Lagerbestände haben sich in den vergangenen fünf Monaten halbiert und sind so niedrig wie zuletzt vor rund zwei Jahren. Grund hierfür sei der Elektroauto-Increase, sagt Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. „Denn Batterien mit einem hohen Nickelanteil werden nach wie vor von den Autoherstellern präferiert.“
Im Windschatten erreichte das für Lebensmitteldosen benötigte Zinn ein Rekordhoch von 41.600 Greenback je Tonne. Kupfer stieg um 3,1 Prozent auf 10.022 Greenback. Vor diesem Hintergrund gewannen die Aktien von Bergbaukonzernen wie Freeport-McMoRan, BHP oder Rio Tinto bis zu vier Prozent.
Dank der schwindenden Angst vor einem Rückschlag für die Weltwirtschaft durch die Omikron-Variante des Coronavirus deckten sich Investoren auch mit Rohöl ein. Die US-Sorte WTI verteuerte sich um 2,2 Prozent auf 83,01 Greenback je Barrel (159 Liter). „Omikron ist jetzt die Geschichte von gestern“, sagte Luca Paolini, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Pictet.
Blick auf die Einzelwerte
Zu den Gewinnern am US-Aktienmarkt zählte Ocugen mit einem Kursplus von drei Prozent. Dem Entwicklungspartner Bharat Biotech zufolge neutralisiert eine Auffrischungsimpfung mit dem Coronavirus-Vakzin der beiden Pharmafirmen sowohl die Delta- als auch die Omikron-Variante. Das Serum hat eine Notfall-Zulassung der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Die Papiere von Biogen brachen dagegen um bis zu zehn Prozent ein und waren mit 217,10 Greenback so billig wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren. Die US-Krankenversicherung Medicare will die Kosten für die Behandlung mit dem neuen Alzheimer-Medikament der Biotechfirma nur für Patienten übernehmen, die es im Rahmen klinischer Versuche nehmen. Damit zerstöre sie Hoffnungen auf einen Verkaufserfolg des umstrittenen Medikaments, sagte Analyst Cory Kasimov von JPMorgan. Die Titel des Biogen-Rivalen Eli Lilly, der an ähnlichen Arzneimitteln forscht, fielen um 3,6 Prozent.
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