Düsseldorf Die festgefahrene Lage im Ukrainekrieg hat die US-Anleger zum Wochenauftakt vorsichtiger werden lassen. Zudem heizte US-Notenbankchef Jerome Powell Spekulationen auf aggressivere Zinserhöhungen an und setzte die Kurse damit zusätzlich unter Druck.
Der Dow Jones verlor am Montag 0,6 Prozent auf 34.553 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab 0,4 Prozent auf 13.838 Stellen nach und der breit gefasste S&P 500 schloss kaum verändert bei 4461 Zählern.
Powell versprach am Montag in einer Rede für eine Veranstaltung der Affiliation for Enterprise Economics (NABE), bei Bedarf auch aggressivere gegen die Inflation vorzugehen. „Der Arbeitsmarkt ist sehr stark und die Inflation ist viel zu hoch“, sagte er. „Es besteht die offensichtliche Notwendigkeit, zügig zu handeln, um die geldpolitische Ausrichtung auf ein neutraleres Niveau zurückzuführen.“
Die Notenbank hatte vergangene Woche die Zinswende vollzogen und den geldpolitischen Schlüsselsatz um einen Viertel Punkt auf die neue Spanne von 0,25 bis 0,50 Prozent angehoben. Es struggle die erste Zinserhöhung seit drei Jahren. „Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass es angemessen ist, aggressiver vorzugehen, indem wir den Leitzins bei einer oder mehreren Sitzungen um mehr als 25 Basispunkte anheben, werden wir dies tun“, sagte Powell.
High-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
„Heute wird nur verdaut, was letzte Woche passiert ist und der Markt versucht herauszufinden, ob diese Erholung von Dauer ist oder nicht“, sagte Robert Pavlik, Portfolio-Supervisor bei Dakota Wealth Administration.
Die Hoffnung auf eine diplomatische Lösung und die niedrigerer Bewertungen ziehen Anleger an. Zu sehen ist das unter anderem am technischen Angst-und-Gier-Indikator des S&P 500. Der ist auf 37 Prozent angestiegen und hat somit den Bereich der extremen Angst der Vorwoche von 15 Prozent wieder verlassen.
Allerdings bleiben viele Anleger vorsichtig. Das Put/Name-Verhältnis der institutionellen Investoren an der Terminbörse CBOE liegt auf einem neutralen Niveau. Bei den US-Privatanleger sind 50 Prozent pessimistisch (bearish) eingestellt, nur 22,5 Prozent sind optimistisch (bullish). Das Bulle-Bär-Verhältnis zeigt dadurch mit minus 27 Prozent einen starken Überhang der Bären an.
Steigende Renditen am Anleihemarkt
Die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen ist am Montag das erste Mal seit Mai 2019 über die Marke von zwei Prozent gestiegen. Die Zinsen der Papiere, die empfindlicher auf geldpolitische Änderungen der US-Notenbank Fed reagieren als längerfristige Titel, stiegen um quick neun Basispunkte auf 2,12 Prozent. Anfang März hatte dieser Wert noch bei 1,3 Prozent gelegen.
„Wir sehen, dass die zweijährigen Renditen ziemlich schnell auf die Markterwartungen von weiteren Zinserhöhungen reagieren“, sagte Greg Faranello, Leiter des US-Zinshandels und der Strategie bei AmeriVet Securities, dem Finanzdienst Bloomberg. Da die Unternehmen versuchen, die aktuellen Zinssätze zu sichern, „stehen die Sterne intestine für einen Ausbruch nach oben bei den langfristigen Renditen. Der Ölpreis steigt weiter, die Inflation wird nicht sinken und die geldpolitische Straffung wird kommen.“
Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen stieg auf 2,29 Prozent, die 30-jährigen Treasuries auf 2,52 Prozent. Damit lagen sie nur knapp unter den Höchstständen der vergangenen Woche, als die Fed ihren Leitzins zum ersten Mal seit 2018 angehoben hatte.
>> Lesen Sie dazu: Renditen steigen deutlich: „Mehrfacher Nackenschlag“ für Zinspapiere
Blick auf die Einzelwerte
Zu den Gewinnern zählten am Montag Öl-Aktien wie Occidental Petroleum und Marathon Oil, deren Kurse um 8,45 Prozent und 8,54 Prozent anzogen. Sie profitierten vom wieder steigenden Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 7,6 Prozent auf 116,20 Greenback je Barrel (159 Liter), US-Rohöl WTI kletterte 7,3 Prozent auf 112,38 Greenback professional Barrel.
Boeing: Die Aktien des Flugzeugbauers gaben um 3,59 Prozent nach. Auslöser ist der Absturz eines Passagierflugzeugs der China Japanese Airways in den Bergen Südchinas mit 132 Personen an Bord. Bei dem verunglückten Flugzeug handelte es sich nach Angaben von Flightradar24 um eine sechs Jahre alte Boeing 737-800, ein Vorgängermodell der 737 MAX.
Alleghany: Berkshire Hathaway, die Investmentfirma von Warren Buffett, will die US-Versicherungsholding für 11,6 Milliarden Greenback übernehmen. Berkshire bietet den Aktionären 848,02 Greenback je Aktie, wie das Unternehmen mitteilte. Die Alleghany-Aktie zog daraufhin um knapp 25 Prozent auf 845 Greenback an.
Guess: Ein zusätzlicher beschleunigter Aktienrückkauf im Volumen von 175 Millionen Greenback ermunterte Anleger zum Einstieg bei der für ihre Denims bekannten Modefirma. Die Guess-Aktien stiegen um 1,49 Prozent. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben in den vergangenen drei Jahren eigene Anteilsscheine im Volumen von 378 Millionen Greenback oder 28 Prozent des Grundkapitals zurückgekauft.
Nielsen: Eine zurückgewiesene Übernahme-Offerte brockt Nielsen den größten Kurssturz seit dreieinhalb Jahren ein. Die Aktien des Ermittlers von TV-Quoten fielen um 6,87 Prozent. Ein Konsortium von Finanzinvestoren hat dem Unternehmen zufolge 25,40 Greenback je Aktie geboten. Der Verwaltungsrat lehnte dies einstimmig als zu gering.
Mehr: Kaufen, verkaufen oder aussitzen? Wie sich Anlageprofis in Krisenzeiten aufstellen