Die nachlassende Furcht vor einem russischen Einmarsch in die Ukraine lockt Anleger an die Wall Road zurück.
(Foto: dpa)
New York Der Abwärtstrend an der Wall Road ist vorerst gestoppt. Der Leitindex Dow Jones schloss 1,2 Prozent im Plus, bei 34.989 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 legte 1,6 Prozent auf 4471 Zähler zu. Die Technologiebörse Nasdaq konnte sogar 2,5 Prozent intestine machen.
Anleger reagierten am Dienstag erleichtert auf die jüngsten Signale aus Russland. Präsident Wladimir Putin hatte angekündet, im Ukraine-Konflikt erste Truppen abziehen zu wollen. Das hob die Stimmung in New York deutlich. „Wir sind in einer Erleichterungsphase nach den jüngsten Schlagzeilen zur Russland-Ukraine-Krise“, sagte Anlagestratege Peter McCallum von der Investmentbank Mizhuo. Gerade die Technologiewerte bekamen nach mehreren schwachen Tagen Auftrieb. Apple legte um 2,3 Prozent zu. Nvidia ging mit einem Plus von neun Prozent aus dem Handel.
Bitcoin steigt, Ölpreis gibt nach
Andere riskante Anlagen wie Kryptowährungen standen wieder hoch im Kurs. Bitcoin rückte vier Prozent auf 43.935 Greenback vor und Ethereum sechs Prozent auf 3093 Greenback. Daher griffen Investoren auch bei Werten aus dem Kryptowährungssektor und Unternehmen, die sich mit der Bitcoin & Co zugrundeliegenden Blockchain-Technologie befassen, beherzt zu. So stiegen die Papiere von Coinbase, Riot, Marathon, Overstock und Silvergate um bis zu zwölf Prozent. Die Titel des Elektroautobauers Tesla und der Softwarefirma MicroStrategy, die Milliarden in Bitcoin investiert haben, rückten bis zu knapp sieben Prozent vor.
Öl-Preise gaben indes nach, nachdem sie am Montag auf ein neues Sieben-Jahreshoch gestiegen waren. Auch Gold, der japanische Yen und der schweizer Franken, die als sichere Häfen in Krisenzeiten gelten, notierten ebenfalls schwächer.
Optimistic Nachrichten gab es auch mit Blick auf die Covid-Zahlen in den USA. So liegt die Zahl der Neuinfektionen 80 Prozent unter dem Allzeithoch aus dem Januar. „Das ist ein weiteres Zeichen, dass es mit der Öffnung der Wirtschaft weiter voran geht“, sagte Ryan Detrick von LPL Monetary im US-Börsensender CNBC.
Experten warnen jedoch vor zu viel Optimismus. Zum einen ist die Russland-Krise noch längst nicht ausgestanden. US-Präsident Joe Biden trat kurz vor Börsenschluss am Dienstag mit einem deutlichen Assertion vor die Kameras. So bleibe ein russischer Einmarsch in die Ukraine „eine konkrete Möglichkeit“, betonte der Demokrat.
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Das russische Militär sei immer noch „in einer sehr bedrohlichen Place aufgestellt“. Auch bräuchten die USA noch weitere Nachweise dafür, dass Russland tatsächlich mit dem Abzug der Truppen begonnen habe. Ähnlich hatten sich zuvor auch europäische Regierungsvertreter geäußert. Biden unterstrich erneut, dass die Gaspipeline Nordstream 2 scheitern werde, falls Russland in die Ukraine einmarschieren werde. Die Krise in der Ukraine könnte auch in den USA zu höheren Benzinpreisen führen. Biden versprach jedoch, „alles zu tun um die Benzinpreise niedrig zu halten.“
„Russland exportierte im Januar knapp 4,7 Millionen Barrel Rohöl professional Tag“, rechnete Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch vor. „Sollte im Falle einer militärischen Auseinandersetzung und aufgrund von westlichen Sanktionen ein Teil davon wegfallen, könnte dies nicht so ohne weiteres aufgefangen werden.“ Im Sog des fallenden Ölpreises gaben die Aktien von Konzernen wie Exxon oder Chevron bis zu 1,2 Prozent nach.
Inflationssorgen standen am Dienstag nicht im Zentrum der Anleger. Dennoch gab es weitere Wirtschaftsdaten, die belegen, dass die Preise in den USA weiter deutlich steigen. So legten die Erzeugerpreise erneut deutlich zu. Im Januar stiegen die Preise auf Herstellerebene gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,7 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte – mehr als erwartet.
Das stärke nur die Argumente der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) auf ihrer nächsten Sitzung im März die Zinsen anzuheben, sagte Mike Loewengart, der für Investmentstrategien bei der Morgan-Stanley-Tochter E-Commerce verantwortlich ist. „Höhere Inflation ist vermutlich schon eingepreist.“ Die Verbraucherpreise waren im Januar ebenfalls deutlich gestiegen, was eine Reihe von Notenbankern in den vergangenen Tagen veranlasst hatte, über eine schnellere geldpolitische Wende zu diskutieren.
Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Notenbanker bei ihrer geldpolitischen Wende Fehler machen und das Land möglicherweise in eine Rezession schicken, wie Ökonom Mohamed El-Erian warnt, der unter anderem auch die Allianz berät.
Goldman Sachs hob bereits am Montag die Prognose für die Leitzinsen an. So rechnet die Financial institution nun mit sieben, statt wie bislang mit fünf Zinsschritten in diesem Jahr.
Blick auf die Einzelwerte:
Intel: Der Chip-Hersteller schluckt für 5,4 Milliarden Greenback den israelischen Auftragsfertiger Tower Semiconductor. Dessen in den USA notierte Aktien stiegen zeitweise um mehr als 40 Prozent auf ein 17.Jahres-Hoch von 47,47 Greenback. Das Unternehmen sei mit einem Kaufpreis von 53 Greenback je Aktie ein Schnäppchen, lobte Analyst Gus Richards von der Investmentbank Northland. Außerdem sichere sich Intel Experience bei bestimmten Chips, die besonders stark gefragt seien. Intel-Papiere verteuerten sich um 1,8 Prozent und der Philadelphia Halbleiterindex rückte 5,5 Prozent vor.
Marriott: Bei den Titeln von Marriott griffen Investoren dank eines überraschend starken Quartalsergebnisses ebenfalls beherzt zu. Die starken Zahlen untermauerten seine Prognose, dass die Hotelkette ab dem zweiten Halbjahr 2022 wieder Geld an seine Aktionäre ausschütten werde, schrieb Analyst David Katz von der Investmentbank Jefferies. Marriott-Papiere stiegen um bis zu 5,8 Prozent auf ein Rekordhoch von 181,34 Greenback. In ihrem Windschatten gewannen die Aktien des Rivalen Hilton, der Fluggesellschaft Delta und des On-line-Reisebüros Expedia bis zu 7,5 Prozent.
Arista Networks: Das Unternehmen meldete einen Quartalsgewinn von 82 Cents professional Aktie, neun Cents professional Aktie über den Schätzungen. Auch der Umsatz des Unternehmens für Netzwerksoftware und -dienstleistungen übertraf die Prognosen der Wall Road. Arista gab auch eine optimistic Prognose ab, was den Aktien des Unternehmens zu einem Anstieg von 5,67 Prozent verhalf.
Avis Price range: Das Unternehmen meldete für sein jüngstes Quartal einen Gewinn und Umsatz, der besser als erwartet ausfiel. Die höheren Vermietungsaktivitäten glichen die höheren Ausgaben aus. Doch die Aktie rutschte um mehr als 12 Prozent ab.
Moneygram: Eine 1,8 Milliarden Greenback schwere Offerte des Finanzinvestors Madison Dearborn beschert der Aktie einen der größten Kurssprünge der Firmengeschichte. Die Aktien des Geldversenders steigen an der Wall Road um 19,55 Prozent auf 10,70 Greenback. Madison bietet elf Greenback je Aktie und will das Unternehmen von der Börse nehmen.
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