Es gießt, es donnert, es blitzt: Dauerregen statt Hitzewelle, nasses Wetter bestimmt gerade den deutschen Sommer. Bleibt das jetzt so?
Unwetterwarnungen, Sturmböen, zwei bestätigte Tornados: Der Mittwoch war der bisher kühlste und wechselhafteste Tag der Wetterwoche. Laut dem Portal „Tornadoliste Deutschland“ tobten zwei Wirbelstürme, beide in Schleswig-Holstein: Eine Wasserhose wurde vor Westerland auf der Nordsee gefilmt, ein Tornado wirbelte bei Schlüttsiel über dem Wasser.
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So könnte es weitergehen. Der Diplom-Meteorologe Dominik Jung vom Wetterdienst Q.met sieht auch für das Wochenende wieder Tornadogefahr. Auch wenn das Risiko eher gering sei, müsse mit Wirbelstürmen gerechnet werden.
Zunächst einmal geht es aber mit den Temperaturen bergauf: Donnerstag, Freitag und Samstag werde es „oft ganz nett“, teilt Jung t-online mit. Es sehe nach „einer Auffahrt bei der Temperaturachterbahn“ aus.
Video | Es brennt rund um das Mittelmeer
Der Diplom-Meteorologe Jürgen Schmidt von Wetterkontor teilt diese Prognose: „Am Wochenende kommt vom Mittelmeer vorübergehend wieder sommerlich warme bis heiße Luft zu uns“, schreibt er t-online auf Anfrage. Die Temperaturen würden häufig auf Werte um oder über 30 Grad steigen.
Aber: „Da die Luft langsam feuchter wird, sind dann auch im Laufe des Wochenendes gebietsweise zum Teil kräftige Schauer und Gewitter möglich.“ Örtlich seien Unwetter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel zu erwarten. Durch die zunehmende Schwüle und Wärmebelastung würden vor allem ältere und kranke Menschen gesundheitlich belastet.
Am Montag soll es wechselhaft weitergehen. Laut Jürgen Schmidt von Wetterkontor wird es schwül, die Höchsttemperaturen liegen aber nur zwischen 20 und 27 Grad. Ab und zu scheint demnach die Sonne, verbreitet kommt es aber zu kräftigen Regengüssen. Erneut drohen Unwetter.

Vor zwei Wochen sahen die Prognosen noch ganz anders aus. Dominik Jung hatte auf der Karte des globalen Wettervorhersagemodells (GFS) des US-Wetterdienstes bis zu 43 Grad im Osten Deutschlands entdeckt. Die Prognose galt für den 15. Juli im Osten Deutschlands, und Jung zeigte sich alarmiert: Solche extremen Werte habe er „noch nie auf einer Wetterkarte für Deutschland gesehen“.
Es kam anders, als vorübergehend vom GFS-Modell berechnet: Statt einer Rekordhitzewelle schwappte Regenwetter nach Deutschland. Aber: Die angekündigte Hitze hat sich mitnichten in Luft aufgelöst – sie ist im fragilen Wettersystem Europas nur woanders gelandet.
Historische Hitzewelle in Skandinavien
Am Mittwoch wurden im norwegischen Meråker 34,3 Grad gemessen. „Dort ist seit Tagen Hochsommer“, schreibt Jung. „Man fasst es nicht, aber in Norwegen und Schweden ist es derzeit so heiß wie auf Malle.“
Eine Hitzewelle historischen Ausmaßes hat Skandinavien erfasst. An mehreren Orten wurden Allzeittemperaturrekorde gemessen. Wegen Hitze und Trockenheit besteht in Mittelnorwegen sogar im Küstenbereich erhöhte Waldbrandgefahr – in einer Region, die normalerweise zu den nassesten Europas zählt, hat sich eine Hitzekuppel gebildet.
Hitzekuppel über Skandinavien: Unter dem Deckel kocht es
Unter diesem „Heat Dome“ verstärkt sich die Hitzeentwicklung durch Absinkprozesse in der Atmosphäre noch zusätzlich. „Vereinfacht ausgedrückt funktioniert die Hitzeglocke wie ein Deckel auf einem Topf“, erklärt der Deutsche Wetterdienst (DWD). Der Deckel lässt die Hitze nicht heraus.