Frankfurt Der Aufsichtsratschef der italienischen Großbank Unicredit wünscht sich internationale Bankenfusionen in Europa. Nach Meinung von Pier Carlo Padoan müssen die Geldhäuser in der Euro-Zone nicht nationaler, sondern europäischer werden.
Weniger länderübergreifende Offers würden wie eine Absage an die Vollendung der europäischen Bankenunion wirken, sagte der ehemalige italienische Finanzminister in einem Interview mit der Zeitung „La Stampa“. Unicredit hatte erst im Oktober Abstand von einer Transaktion zur Rettung der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi genommen.
Die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank sprechen sich ebenfalls seit geraumer Zeit für paneuropäische Zusammenschlüsse aus, nur so lasse sich die Bankenunion mit Leben füllen. Die meisten Banker zeigen sich bisher aber skeptisch, was schnelle grenzüberschreitende Fusionen angeht. Noch gebe es zu viele regulatorische und rechtliche Hindernisse, die dafür sorgen würden, dass sich große transformatorische Übernahmen nicht rechnen.
Unicredit ist die Mutter der Münchener Hypo-Vereinsbank (HVB). Schon mehrfach wurde den Italienern Interesse an einer Übernahme der Commerzbank nachgesagt, ohne dass es zu konkreten Verhandlungen mit der zweitgrößten deutschen Privatbank gekommen wäre, an der der Staat nach der Rettungsaktion in der Finanzkrise noch immer einen Anteil von rund 15 Prozent hält.
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Anfang 2019 hatte die Commerzbank mit dem größeren Lokalrivalen Deutsche Financial institution über einen Zusammenschluss gesprochen, die Verhandlungen scheiterten allerdings. Jetzt steckt das Institut mitten in einer schmerzhaften Sanierung.
Bis Ende 2024 soll die Zahl der Vollzeitstellen bei der Commerzbank auf 32.000 sinken. Das Filialnetz in Deutschland will die Financial institution von 790 auf 450 schrumpfen. Im Interview mit dem Handelsblatt hatte Vorstandschef Manfred Knof gerade erst betont, dass er die Selbstständigkeit der Commerzbank verteidigen will.
Umbau bei der italienischen Großbank
Auch Unicredit steht erneut vor einem Umbau. Der neue Chef Andrea Orcel hat der Großbank ambitionierte Ziele verordnet: Bis 2024 sollen 16 Milliarden Euro an die Aktionäre fließen, quick doppelt so viel wie ursprünglich geplant.
Zugleich will Orcel die Kosten deutlich senken – gerade auch in Deutschland. Für die HVB bedeutet das innerhalb weniger Jahre den nächsten Personalabbau. Gleichzeitig sollen konzernweit 1500 neue Mitarbeiter für das kundennahe Geschäft eingestellt werden und noch einmal 2100 im IT-Bereich.
Einige dieser Arbeitsplätze werden zwar auch in Deutschland neu geschaffen, aber Orcel räumte ein, dass unter dem Strich Stellen wegfallen werden. Genaue Zahlen wollte der Supervisor nicht nennen. In Medienberichten battle von Jobverlusten zwischen 1000 und 1500 bei der Hypo-Vereinsbank die Rede.
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