Das Engagement des Instituts in Russland summiert sich auf 22,85 Milliarden Euro. Das Kreditvolumen beläuft sich auf über elf Milliarden Euro.
(Foto: BLOOMBERG NEWS)
Frankfurt Anleger fürchten einen Einmarsch Russlands in die Ukraine und fliehen aus den europäischen Aktienmärkten. Zu den großen Verlierern zählen dabei am Montag viele Finanzwerte – Aktien der stark in Russland engagierten Geldhäuser fielen dabei besonders stark.
So büßten die Titel der österreichischen Raiffeisen Financial institution zeitweise mehr als zehn Prozent ein. Einen vergleichbar hohen Verlust gab es zuletzt vor eineinhalb Jahren. Auch am Nachmittag lagen die Aktien noch 6,8 Prozent im Minus. Ebenfalls verloren die Titel der italienischen Financial institution Unicredit quick fünf, Aktien der französischen Financial institution Société Générale sogar mehr als sechs Prozent.
Nach Einschätzung von Analysten der DZ Financial institution können die Folgen einer Eskalation der Ukrainekrise nur sehr schwer abgeschätzt werden. Neben den direkten Konsequenzen durch die Einschränkung von Bankaktivitäten in Russland könnte auch eine Wirtschaftskrise auf westliche Banken durchschlagen, wenn sich dadurch die Kreditqualität verschlechtern würde.
Einer Analyse der DZ Financial institution zufolge haben die französischen und die italienischen Banken mit jeweils rund 25 Milliarden Euro das größte Engagement in Russland. Auf Rang drei folgt Österreich mit 17,5 Milliarden Euro. Die deutschen Banken kommen auf weniger als die Hälfte dieses Werts und liegen hinter den USA und Japan auf Rang sechs.
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Unter den Einzelinstituten ist die Société Générale die größte europäische Financial institution in Russland und belegt gemessen an der Bilanzsumme den neunten Platz auf der Liste der wichtigsten Kreditinstitute des Landes. Auf Platz zehn folgt die österreichische Raiffeisenbank Worldwide (RIB) und auf Rang elf die italienische Unicredit.
Auch Deutsche Banken unter Druck
Für die österreichische Raiffeisen Financial institution ist Russland der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt, der zuletzt einen Nettogewinn von 474 Millionen Euro abgeliefert hat. Das entspricht rund 30 Prozent des unkonsolidierten Nettogewinns der Gruppe. Wegen dieser Abhängigkeit vom russischen Markt ist RIB für die DZ-Analysten die internationale Financial institution mit dem größten Russlandrisiko.
Auch die Titel deutscher Banken gerieten am Montag unter Druck. Die Aktie der Deutschen Financial institution verlor am Mittag zeitweilig 4,8 Prozent, die der Commerzbank 5,2 Prozent – bevor beide Aktienkurse am Nachmittag wieder anstiegen. Die Commerzbank-Titel wurden allerdings auch von Aussagen von Bundesfinanzminister Christian Lindner belastet. Dieser hatte im Gespräch mit dem Handelsblatt deutlich gemacht, dass die Staatsbeteiligung an der Commerzbank nicht von Dauer sein wird.
Banken planen aktuell keine Evakuierung von Mitarbeitern
Für die Commerzbank arbeiten in Moskau aktuell 134 Beschäftigte. In der Ukraine ist das Institut lediglich mit einem Mitarbeiter vertreten. Eine Schließung der Standorte oder eine Evakuierung der Beschäftigten sei aktuell nicht geplant, sagte eine Commerzbank-Sprecherin. „Wir beobachten die Entwicklung der Lage sehr aufmerksam und hoffen weiterhin auf eine diplomatische Lösung des Konflikts.“
Das Engagement der Commerzbank in der Ukraine sei vernachlässigbar, „und das in Russland ist auch nicht so groß, dass es uns schlaflose Nächte bereiten würde“, erklärte die Sprecherin. „Es liegt deutlich unter dem Engagement in anderen Märkten Osteuropas.“ Schwerer wiegen für die Commerzbank würden im Falle eines bewaffneten Konflikts die Verwerfungen für die Weltwirtschaft und die Kapitalmärkte.
Die Deutsche Financial institution ist in Moskau mit zwei unterschiedlichen Einheiten aktiv: Rund 200 Mitarbeiter bieten Company-Banking-Produkte wie Handelsfinanzierung, Money-Administration und Währungsprodukte vor allem für internationale Großkonzerne an. Im DB Tech-Heart arbeiten zudem rund 1500 IT-Mitarbeiter. In der Ukraine kümmern sich rund 35 Mitarbeiter der Deutschen Financial institution vor allem um die Handelsfinanzierung von deutschen und internationalen Unternehmen.
Aktuell gebe es keine Pläne für eine Evakuierung, sagte ein Sprecher der Financial institution. Bei den Mitarbeitern vor Ort deal with es sich überwiegend um lokale Kräfte. Das Institut beobachte die Lage genau. Genaue Zahlen über die Größe ihres Engagements in Russland und der Ukraine veröffentlicht die Deutsche Financial institution nicht. Das Engagement in den beiden Ländern sei aber „sehr überschaubar und nicht groß“, erklärte der Sprecher.
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Mit Agenturmaterial.