Am Wochenende wurden in Meißen sieben Nationalflaggen gewaltsam abgerissen. Vier junge Meißner erwischten die Täter auf frischer Tat.
Die Spuren des Einbruchs sind beseitigt, über dem Meißner Pfadfinderheim weht wieder eine Ukraine-Flagge. Doch der Diebstahl lässt den Verein verunsichert zurück. „Das sind genau die Methoden, mit denen die Zivilgesellschaft eingeschüchtert werden soll“, sagt der Gründer des Pfadfinder-Fördervereins, Ole-Per Wähling. „Für mich hat das auch ein bisschen mit ‚Wehret den Anfängen‘ zu tun: Wenn die Täter jetzt damit durchkommen, was ist dann die nächste Tat?“
Dass die Ukraine-Flagge der Pfadfinder verschwunden war, ist vier Pfadfindern am späten Samstagabend aufgefallen. Eigentlich wollten die jugendlichen Meißner am Vereinsheim übernachten, stattdessen erwischten sie die Täter gegen 21.30 Uhr auf frischer Tat. „Der Fahnenmast war zu diesem Zeitpunkt schon ausgehoben. Die Täter sind offenkundig zurückgekommen, um weiteres Diebesgut abzutransportieren“, sagt Wähling.
Polizei soll gestohlene Ukraine-Flagge erst bagatellisiert haben
Als die Polizei zwei Stunden später eintraf, sei der Einbruch und Diebstahl als dummer Jungenstreich bagatellisiert worden, so Wähling. Zu diesem Zeitpunkt war den Beamten allerdings noch nicht bekannt, dass am selben Wochenende auch Nationalflaggen der Meißner Partnerstädte am Brückenkopf heruntergerissen worden waren.
Zeugen filmen, schreiten aber nicht ein
Für Wähling ist der Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen offensichtlich: Vier Pfadfinder beobachteten vier maskierte Männer, die in den Einbruch verwickelt waren. Zudem gibt es ein Video von einem weiteren Vorfall, bei dem sechs Flaggen am Brückenkopf entwendet wurden. Auch hier sind vier junge Männer zu sehen, die ihre Gesichter mit Schlauchschals verhüllt hatten.
Besonders beunruhigend findet Wähling, dass die Tat am hellichten Tag und unter Zeugen geschehen konnte. „Niemand muss sich vier vermummten Männern entgegenstellen, aber wir haben alle ein Smartphone, auf dem schnell die Polizei gerufen werden kann.“
Zum Schaden der gestohlenen Flaggen am Brückenkopf existieren noch keine offiziellen Zahlen. Den Schaden, der durch den Einbruch ins Pfadfinderheim entstanden ist, schätzten die Beamten vor Ort auf 10 Euro. Laut Wähling eine ziemliche Fehleinschätzung: „Die Flagge neu zu beschaffen kostet 140 Euro, und das sind nur die Kosten für die Flagge.“ Außerdem sei eine Jurte im Wert von 2.800 Euro gestohlen worden – das sei im Schatten der Nacht nicht alles sofort erkennbar gewesen.