Thomas Koschwitz legt seine Arbeit nach 48 Jahren nieder. Mit t-online hat der Moderator über Höhen und Tiefen seiner Karriere und die Zukunft gesprochen.
Fast ein halbes Jahrhundert arbeitete Thomas Koschwitz als Moderator. Er begann seine Karriere beim Hessischen Rundfunk, hatte Stationen sowohl beim Radio als auch beim Fernsehen. Zuletzt führte er bei hr1 durch seine eigene Radio-Morgenshow.
Nun hat Thomas Koschwitz nach 48 Jahren seinen Abschied gefeiert. Wenige Stunden nach seiner letzten Sendung sprach t-online mit dem 67-Jährigen. Dabei erzählte der Moderator, worauf er stolz ist, was er nicht vermissen wird und wieso sein Image einst einen Riss bekam.
t-online: Sie haben Ihre letzte Sendung hinter sich. Wie geht es Ihnen gerade?
Thomas Koschwitz: Mir geht es hervorragend, auch wenn es mich am Ende der Sendung natürlich erwischt hat. In dem Moment ist mir bewusst geworden, dass ich die Sendung zum letzten Mal absage. Auf der anderen Seite freue ich mich auf die Zukunft. Insofern ist es eine gemischte Gefühlslage.
Wie kam es dazu, dass Sie sich nach 48 Jahren für den Ruhestand entschieden haben?
Mir wurde nach meiner Rückkehr zum Hessischen Rundfunk klar, dass das hier meine letzte Station sein würde. Man trifft zwar nie den richtigen Moment. Es kann sein, dass es zu früh ist. Ich dachte mir nur, dass ich es selbst entscheiden möchte. Ich wollte nicht, dass irgendein Manager mir vorschreibt, wann meine letzte Sendung ist. Einem Kollegen vom NDR ist es so ergangen.
Was werden Sie an Ihrem Job am meisten vermissen?
Vor allem meine Truppe. Ich habe sie immer die kleine Frühstücks-WG genannt. Ich habe mich jeden Tag wahnsinnig gefreut, zum Sender zu fahren und alle zu sehen. Wir haben einfach ein gemeinsames Schicksal geteilt, wenn wir morgens um fünf Uhr zusammensaßen und gegen die Müdigkeit ankämpften.
„Wie anstrengend war das frühe Aufstehen?“
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, 2.30 Uhr ist meine Lieblingsaufstehzeit. Ich bin zwar der frühe Vogel, aber früh heißt für mich sieben Uhr. Frühes Aufstehen kann aber auch toll sein, vor allem im Sommer. Im Winter ist es hingegen gruselig.
Es nimmt auch Lebensqualität, oder?
Und zwar nicht nur meine Lebensqualität. Auch meine Frau hat gelitten. Sie konnte am Abend wenig mit mir anfangen. Wir sind vielleicht mal zu Eintracht Frankfurt gefahren oder ins Kino, aber im Prinzip bin ich unter der Woche früh ins Bett und konnte nur am Wochenende ein bisschen unterwegs sein. Meine Frau freut sich sehr, dass das aufhört.
Stars wie Helge Schneider haben öffentlich gemacht, wie gering ihre Renten sind. Machen Sie sich darüber auch Gedanken?
Gerade mache ich mir noch keine Gedanken. Ich kann aber nicht ausschließen, dass das ein Thema werden könnte. Ich bin kein mehrfacher Millionär, sondern in einer normalen Gehaltsgruppe unterwegs. Die Arbeit in der Öffentlichkeit scheint für viele immer nur strahlend zu sein. Das habe ich auch gemerkt, als ich vor über 20 Jahren einen Schlaganfall hatte. Jemand sagte damals zu mir, dass Leute vom Fernsehen so etwas doch gar nicht bekommen würden. Aber nein, wir werden auch krank und wir haben auch ganz normale Sorgen.
Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken – was waren die Highlights?
Nach dem Mauerfall konnte ich mithelfen, den Sender 94,3 RS2 zu retten. Der privatisierten Station war wegen vertraglicher Probleme die komplette Frühsendungs-Crew abhandengekommen. Die Quoten stürzten ab. Der Geschäftsführer und der Programmdirektor waren in heller Aufregung und kamen auf mich zu. Nach einem Monat ging der Sender wieder steil nach oben und sie überredeten mich zu bleiben. Das war für mich eine beeindruckende Zeit.
Und was waren Entscheidungen, die Sie bereuen? Man erinnere sich etwa an „Hamster TV“.
Das war definitiv nicht die klügste Entscheidung. Damals bekam Rudi Carrell bei RTL eine Hundeshow. Sat.1 wollte nachziehen und man bat mich, „Hamster TV“ zu moderieren. Sie würden mir dafür einen Stein in den Garten schmeißen, hieß es. Es war keine tolle Sendung, doch die Quote war gigantisch. Die Kritik anschließend war vernichtend – zu Recht. Ich als ehemaliger Late-Night-Talker machte auf einmal „Hamster TV“. Als ich dann anschließend gefragt habe, welchen Stein sie mir nun in den Garten werfen würden, sagte man mir, dass ich beim Sender gerade ganz schwer durchzusetzen sei. Mein Image war im Eimer.