Der Neustart der TV-Rechteauktion ist für die DFL Chance und Risiko zugleich. Noch ist unklar, wer aus dem Streit als Gewinner hervorgehen wird. Ein Platzhirsch steht massiv unter Druck.
Noch ist alles, wie man es kennt. Freitags und sonntags läuft die Bundesliga bei DAZN, am Samstag bei Sky. Bereits im vierten Jahr in Folge werden die Spiele im deutschen Oberhaus auf diese Weise zwischen den Rechteinhabern aufgeteilt. Und bis zum Ende der Saison wird das auch so bleiben. Ab der Spielzeit 2025/2026 müssen sich Fans der deutschen Fußball-Beletage aber eventuell auf andere Sehgewohnheiten einstellen.
Dass Ende September 2024, also weniger als ein Jahr vor der neuen Saison, immer noch keinerlei Klarheit darüber herrscht, wer denn kommende Spielzeit welche Partien zeigt, liegt am Streit zwischen dem Streamingdienst DAZN und der Deutschen Fußball Liga (DFL) um die TV-Rechte bis einschließlich der Saison 2028/2029. Dieser war bereits Mitte April 2024 eskaliert.
Streaminganbieter DAZN fühlte sich diskriminiert, weil sein Angebot für das Rechtepaket B abgelehnt wurde, obwohl es „das finanziell attraktivste und überzeugendste“ gewesen sei. Das Gebot soll sich auf 400 Millionen Euro pro Saison – also 1,6 Milliarden Euro insgesamt über vier Jahre – belaufen haben. Die DFL akzeptierte allerdings die von DAZN abgegebenen Finanzgarantien nicht – und das äußerst kurzfristig. Deshalb soll Paket B trotz eines niedrigeren Angebots (angeblich 320 Millionen pro Spielzeit) an Sky gegangen sein. Daraufhin rief DAZN das Schiedsgericht an, bekam teilweise Recht – und darf sich durch die Neuansetzung der Auktion als Sieger fühlen. Wann diese stattfindet, will die DFL zeitnah bekannt geben.
Dass es überhaupt zum Streit kam, wirft auf den zweiten Blick auch kein gutes Licht auf das Bundeskartellamt, welches die Leitplanken für die Rechtevergabe setzt. Die Behörde ist sich in der Auseinandersetzung allerdings keiner Schuld bewusst. „Die Umstände der Streitigkeit zwischen DFL und DAZN sind einzelfallabhängig und speziell“, sagte Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt auf Anfrage von t-online. Da Fall sei beim Schiedsgericht „gut aufgehoben“.
Jenes umstrittene Rechtepaket B ist, das lässt sich mit Sicherheit sagen, das wichtigste der ganzen Auktion. Es umfasst die Einzelspiele am Samstag um 15.30 Uhr sowie die Einzelbegegnungen am Freitagabend und die Relegation – insgesamt satte 196 Partien pro Saison. Neu ist dabei, dass die Freitagsspiele, bisher in Paket D, nun ebenfalls in Paket B gewandert sind (siehe Grafik), wodurch dieses noch einmal eine erhebliche Aufwertung erfahren hat.
Doch nicht nur aufgrund der Menge an Partien ist das Paket so lukrativ. Der Besitz dieses Pakets entscheidet möglicherweise auch über die Vormachtstellung im deutschen Sport-Pay-TV. Denn schon jetzt scheint klar zu sein: Sollte es an DAZN gehen, würde Sky nach etlichen Jahren das wichtigste Sportrecht des Samstags verlieren. Da würde auch der abermalige Erwerb der 2. Bundesliga oder des „Tipico Topspiels“ um 18.30 Uhr am Samstagabend nicht darüber hinwegtäuschen.
Überspitzt gesagt: Der Verlust der Rechte wäre das vorläufige Ende von Sky als Platzhirsch im Bundesliga-Geschäft. Hinter dem Bieten von DAZN steht, unabhängig von der Attraktivität des Pakets für den Sender, auch Kalkül. Man selbst würde erstmals den bei Fans beliebten Bundesliga-Samstag erschließen, während der größte Konkurrent in die Röhre schaut. Zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen.
Ob DAZN aber wirklich den Zuschlag erhält, bleibt abzuwarten. Das Kuriosum an der aktuellen Gemengelage ist, dass beide Interessenten nun vom im April abgegebenen Angebot wissen – und jetzt neu justieren. Stärker unter Druck stehen dürfte dabei Sky, wurde dieses doch bereits bei der Rechtevergabe der begehrten Champions League ausgestochen. Diese wird mittlerweile von DAZN und Prime Video übertragen.
Einige Experten gehen nun stark davon aus, dass Sky sein Angebot deutlich verbessern wird und entsprechend auch DAZN nachlegt. Sollte es so kommen, stünde die DFL nach dem imageschädigenden Streit fast schon als Gewinner da, würde sie für Paket B doch mehr als die kolportierten 400 Millionen aus der ursprünglichen DAZN-Offerte einstreichen.