Frühestens ab 63
Trotz geringerer Auszahlung: Darum kann die Teilrente lohnen
Aktualisiert am 05.08.2024 – 06:20 UhrLesedauer: 4 Min.
Klingt unsexy, kann aber viele Vorteile mit sich bringen: die Teilrente. Wer sie bezieht, bekommt zwar zunächst weniger Rente, hat aber im Zweifel weniger Abschläge und kann weiter Ansprüche erwerben.
Sie möchten schon mit 63 Jahren eine Rente bekommen, fürchten sich aber vor hohen Abschlägen? Dann könnte das vielleicht eine Möglichkeit für Sie sein: die Teilrente. Denn sie ermöglicht Ihnen einerseits den Rentenbezug, lässt Ihnen andererseits aber die Möglichkeit, weiter Rentenpunkte zu sammeln. Nicht zuletzt dadurch fallen die Abschläge weniger ins Gewicht. Wir erklären Ihnen, wie die Teilrente funktioniert und beantworten weitere wichtige Fragen zum Thema.
Grundsätzlich für alle, die ein Recht auf Altersrente haben. Voraussetzung ist die Vollendung des 63. Lebensjahres. Das ist typischerweise auch der Zeitpunkt, an dem Interessierte eine vorgezogene Altersrente beantragen. Schwerbehinderte ab dem Jahrgang 1964 können die Teilrente schon mit vollendetem 62. Lebensjahr bekommen, wie Rentenberater und Fachbuchautor Thomas Gasch sagt.
Sinnvoll sei die Teilrente vor allem für Menschen, die noch im Beruf bleiben wollen oder ab dem Regelalter Angehörige pflegen.
Wenn Sie vorzeitig Rente beziehen wollen, müssen Sie sich den Betrag, der Ihnen Monat für Monat zusteht, nicht komplett auszahlen lassen. Sie können sich auch nur einen Teil davon auszahlen lassen – daher kommt der Name Teilrente. Der Auszahlbetrag muss dabei zwischen 10 und 99,99 Prozent der vollen Rentenhöhe betragen.
Innerhalb der so definierten Grenzen haben Teilrentner die freie Wahl, wie viel Ihnen die Rentenkasse monatlich überweisen soll. Angenommen, Ihnen stehen 1000 Euro Vollrente zu, dann können Sie sich zum Beispiel für eine 50-prozentige Auszahlung entscheiden. Das wären 500 Euro.
Der Anteil, auf den Sie vorerst verzichten, geht damit nicht verloren. Er wird Ihnen dann auf Wunsch mit Erreichen des Rentenregelalters ausgezahlt – zum Beispiel mit 67. Von der Teil- auf die Vollrente umzustellen, geht laut Gasch aber sowohl zu einem früheren als auch zu einem späteren Zeitpunkt. Das schafft Flexibilität.
Wird der zurückgestellte Anteil ab Erreichen der Regelaltersgrenze mit ausgezahlt, hat das den Vorteil, dass dieser Anteil von den Abschlägen verschont bleibt. Das sind immerhin 0,3 Prozent für jeden Monat des vorgezogenen Rentenbeginns.
Bei der Teilrente fallen die Abschläge jedoch nur für den Betrag an, den Sie vorzeitig in Anspruch nehmen. Auf den zurückgestellten Betrag werden die Abschläge nicht fällig, wenn diese erst ab Erreichen der Regelaltersgrenze ausgezahlt werden. „Über die Dosierung der Anteile kann man die Abschlagsbeträge und damit sein Einkommen individuell gestalten“, sagt Thomas Gasch.
Wer den zurückgestellten Anteil mit Erreichen der individuellen Regelaltersgrenze nicht sofort abruft, kann seinen Rentenanspruch sogar noch aufbessern. Denn mit jedem Monat, der anschließend verstreicht, erhalten Ruheständler einen Zuschlag von 0,5 Prozent auf den nicht abgerufenen Rentenanteil.
Muss ich in den Ruhestand gehen, um Teilrente zu bekommen?
Nein. Seit 1. Januar 2023 können Rentner unbegrenzt hinzuverdienen. Das bedeutet, Sie können weiterarbeiten und sowohl Gehalt als auch Rente beziehen. Wer im Job versicherungspflichtig bleibt, erwirbt über den Hinzuverdienst außerdem zusätzliche Rentenansprüche. Die könnten den Verlust teilweise wettmachen, der aus den Abschlägen auf den Rentenanteil resultiert, der bereits ausgezahlt wird, so Autor Gasch.
Wie stark sich dieser Effekt des Hinzuverdienstes positiv auf die Höhe der Vollrente auswirkt, hängt vom Einzelfall ab. Gasch empfiehlt deshalb, sich bei der Rentenversicherung beraten zu lassen.
Wichtig: Teilrentner zahlen bei sozialversicherungspflichtigem Hinzuverdienst auch in die Kranken- und Pflegeversicherung ein. Damit steht ihnen weiterhin Krankengeld zu. Das bekommen Rentner sonst nicht. Wer aber in seiner bisherigen Firma weiterarbeiten will, sollte mit dem Arbeitgeber klären, ob das möglich ist und ob dieser das Modell Teilrente mitträgt.
Wer Angehörige pflegt, die mindestens in Pflegegrad 2 eingestuft sind, kann dadurch in vielen Fällen weitere Rentenansprüche erwerben. Allerdings gilt das nicht für pflegende Ruheständler, die bereits das reguläre Rentenalter erreicht haben und die volle Rente beziehen. Für sie besteht Rentenberater Gasch zufolge Versicherungsfreiheit, weshalb sich ihre Rentenansprüche nicht mehr erhöhen.