Weniger Inhalt bei gleichem Preis anzubieten ist nur eine beliebte Methode, um Preiserhöhungen zu verstecken. So tricksen Lebensmittelunternehmen noch.
Das Wichtigste im Überblick
Seit Jahren steigen die Lebensmittelpreise. Einen erneuten Ruck gab es durch Inflation und gestiegene Energiekosten, die von vielen Unternehmen über die Preise an die Verbraucher weitergegeben werden.
Dabei ist nicht jede Erhöhung auch am Etikett abzulesen. Manche werden von den Herstellern gekonnt versteckt und erreichen die Kunden erst durch die Hintertür. Die Verbraucherzentrale Hamburg sammelt Kundenbeschwerden und hat verschiedene Verschleierungstechniken identifiziert.
Das sind die Tricks der Hersteller:
1. „Shrinkflation“: Weniger Inhalt bei gleichem Preis
Statt die Verbraucher mit hohen Preisen abzuschrecken, werden viele Verpackungen einfach leerer. Am Preis sowie der Verpackungsgröße ändert sich auf den ersten Blick nichts. Um mögliche Mogelpackungen zu erkennen, sollten Kunden immer auch auf die Gewichtsangabe des Füllinhalts achten.
Müll durch Mogelpackungen
Dieser Trick macht das Produkt nicht nur unauffällig teurer, er bedeutet auch mehr Verpackungsmüll. Laut einer Studie des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) könnten jährlich 1,4 Millionen Tonnen Abfall gespart werden, wenn die Packungen nur so groß wären, wie tatsächlich benötigt.
2. Unverhältnismäßiger Preisanstieg bei mehr Inhalt
Mehr Inhalt rechtfertigt auch einen höheren Preis. Bis dahin sind sich Hersteller und Verbraucher wahrscheinlich noch einig. Dabei muss jedoch das Verhältnis zwischen Zunahme des Inhalts und Preisanstieg stimmen. Wächst eine Packung Spülmittel beispielsweise um 50 Milliliter, der Preis verdoppelt sich jedoch fast, ist das unverhältnismäßig. Deshalb lohnt es sich, den Preis pro Liter im Auge zu behalten.
3. Geringe Preissenkung bei viel weniger Inhalt
Der Trick mit der Unverhältnismäßigkeit funktioniert auch in die andere Richtung: Verringert ein Hersteller den Inhalt eines Produkts und senkt gleichzeitig den Preis, muss auch hier das Verhältnis stimmen. Maximal weniger Verpackungsinhalt in Kombination mit einer minimalen Preissenkung entspricht im Ergebnis einem Preisaufschlag. Der einzige Vorteil für die Hersteller: Bei sinkenden Preisen wird meist nicht so genau hingeschaut.
4. Gleicher Preis für verschiedene Füllmengen
Wer gerne in verschiedenen Supermärkten einkauft, aber häufig zu den gleichen Produkten greift, sollte gelegentlich einen Blick auf die Füllmenge werfen. Auch bei gleichem Preis kann es vorkommen, dass bei verschiedenen Einzelhändlern Verpackungen mit abweichendem Inhalt in den Verkauf gehen.
5. Sammelpackungen mit weniger Inhalt
Die Mär vom Mengenrabatt bei Sammelpackungen hält sich hartnäckig: Je größer die Packung, desto günstiger auch die einzelnen Teilinhalte, erhoffen sich viele Kunden. Ob der Inhalt der Sammelpackung auch dem entspricht, was wir im Einzelnen kaufen möchten, ist dabei nicht immer klar. Wer zum Beispiel nicht an der Kasse bei den einzelnen Schokoriegeln zugreift und stattdessen eine ganze Packung der Riegel kauft, muss damit rechnen, dass die einzelnen Produkte aus der Sammelpackung leichter beziehungsweise kleiner sind.
6. Portionierungstrick
Wer aus praktischen Gründen zu vorportionierten Beuteln greift, bekommt dafür in vielen Fällen von den Herstellern etwas vom Inhalt abgezogen. Zwar ändert sich am Preis nichts, die Füllmenge im Vergleich zum Ausgangsprodukt ist jedoch oft geringer.
7. Stückzahl statt Füllmenge
Ein weiterer Trick, um zu verschleiern, dass Kunden weniger für das gleiche Geld bekommen, ist die Angabe der Stückzahl auf der Vorderseite der Verpackung. Werden Kunden mit 14 Scheiben ihres Lieblingskäses gelockt, kontrollieren nur die wenigsten zusätzlich noch die Füllmenge der Verpackung. Dass die Scheiben über die Zeit immer kleiner und leichter werden, fällt auf diese Weise kaum auf.
8. Qualitätsverlust
Ein weiterer Trick setzt schon viel früher im Herstellungsprozess an. Statt die Preise direkt für ein Produkt zu erhöhen, wird einfach an der Qualität der Zutaten und folglich auch an den Herstellungskosten geschraubt. So erhöht sich die Gewinnspanne der Hersteller, die Qualität der Produkte sinkt und im schlimmsten Fall besteht dann ein tiefgefrorenes Fischfilet nur noch zur Hälfte aus Fisch.
9. Höhere Dosiervorgaben
Bei Produkten, die Dosierempfehlungen enthalten, wie beispielsweise Wasch- oder Spülmittel wird nicht bei Inhalt oder Verpackung getrickst, sondern stattdessen die Empfehlung zugunsten der Hersteller angepasst. Wird auf einmal mehr Waschmittel pro Waschgang benötigt, müssen die Verbraucher ihren Vorrat auch schneller wieder auffüllen.
10. Produkt-Relaunch mit neuem Look
Wird ein Produkt mit neuer Optik wiedereingeführt, werden in diesem Zug gleich auch die Verpackungsangaben zugunsten der Hersteller überarbeitet. Im Rahmen des Relaunchs fällt meist nicht auf, dass sich nicht nur die Optik, sondern auch die Füllmenge verändert hat.
11. Luftverpackungen
Um den Gewinn zu maximieren, scheuen Unternehmen auch nicht davor zurück, ihren Kunden Luft zu verkaufen. Besonders Plastikverpackungen blähen sich in den Regalen zu beeindruckender Größe auf. Die Enttäuschung folgt dann spätestens beim Öffnen der Tüte.