Er war Minister, Fraktionschef und Bundestagspräsident: Wolfgang Schäuble gehörte zu den einflussreichsten Politikern der vergangenen Jahrzehnte. Nun wird er in seiner Heimatregion zu Grabe getragen.
Mehrere Hundert Menschen nehmen in der evangelischen Stadtkirche von Offenburg Abschied vom gestorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble. Die evangelische Landesbischöfin von Baden, Heike Springhart, leitet den Trauergottesdienst.
Unter den Trauergästen sind Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz und der frühere CDU-Chef Armin Laschet, der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), sein Vorgänger Günther Oettinger (CDU), Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU), CDU-Landeschef Manuel Hagel und der frühere luxemburgische Regierungschef Jean-Claude Juncker.
Landesbischöfin: Kraft im Verletzlichen
Springhart würdigte Schäuble als unabhängigen Geist, beharrlichen Kämpfer für die Demokratie und weitsichtigen Europäer. „Wolfgang Schäuble hat aus einer Kraft gelebt, die größer war als er selbst. Er hat mit seiner Weisheit und der dem Schwarzwälder eigenen Mischung aus Beharrlichkeit und Verschmitztheit die demokratische Kultur in unserem Land geprägt und für den Erhalt der Demokratie gekämpft bis zuletzt“, sagte sie in ihrer Predigt.
Schäuble habe gezeigt, was möglich ist und welche Kraft im verletzlichen Leben steckt – auch nach den schicksalhaften Schüssen aus der Pistole eines psychisch kranken Mannes im Jahr 1990, die ihn in den Rollstuhl brachten. Wolfgang Schäuble habe aus dem Vertrauen gelebt, dass sein Leben gehalten gewesen sei von Gottes Gnade.
Riesiges Herz mit roten Rosen
Schäubles Sarg ist mit schwarz-rot-goldener Flagge und Bundesadler vor dem Altar aufgebahrt, flankiert von sechs Bundespolizisten. Davor liegt ein riesiges Herz mit roten Rosen und der Aufschrift „Deine Ingeborg“, daneben ein Kranz seiner Familie. Auch vor der Kirche sind viele Kränze aufgestellt, unter anderem mit gelben und roten Blumen, den badischen Farben. Nach dem Gottesdienst ist vor der Kirche eine militärische Ehrung geplant. Ein Trauerzug wird sich dann auf einer Strecke von gut einem Kilometer zum Waldbachfriedhof bewegen, wie die Stadt Offenburg mitteilte.
Schäuble war am zweiten Weihnachtstag im Alter von 81 Jahren nach langer schwerer Krankheit gestorben. In seiner Laufbahn hatte der Badener wichtige politische Ämter inne: Er war Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des Deutschen Bundestages. Niemand gehörte dem Parlament länger an als er. Sein Wirken wurde zuletzt über die Parteigrenzen gewürdigt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte Schäuble einen „Glücksfall für die deutsche Geschichte“.