Die Beziehung zwischen BVB und VfL Bochum ist auch von gegenseitigen Spielerwechseln geprägt. Harmonisch ging es dabei in der Geschichte nicht immer zu.
Nirgendwo liegt die Rivalität in der Bundesliga so nah beieinander wie zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Bochum. Gerade einmal 17 Kilometer trennen die Stadien entlang der heutigen A40 voneinander. Wenn an diesem Sonntag das Derby steigt, sind die Gäste nach 20 Minuten Busfahrt schon an ihrem Ziel angekommen.
Manch ein Profi hat hier im Laufe der Jahre die Seiten gewechselt und das schwarz-gelbe mit dem blau-weißen Trikot getauscht – oder umgekehrt. Aktuell schnüren mit Felix Passlack, Patrick Osterhage und Moritz Broschinksi gleich drei Ex-Borussen ihre Schuhe für den VfL und setzen damit die lange Tradition fort.
In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts fanden Wechsel hier im Herzen des Ruhrgebiets noch oft regional statt, mit Klubs wie Linden 05, der SG Castrop oder dem TuS Eving-Lindenhorst. Lothar Geisler etwa kam von diesem Vorort-Verein aus dem Dortmunder Norden 1957 zum VfL. Hier half er in seinem zweiten Jahr als Mittelläufer mit, dass die Bochumer nicht nur gleich beide Duelle gegen die Borussia für sich entscheiden konnten, sondern auch in der Tabelle vor dem Rivalen landeten.
Transfers nicht immer in Harmonie
Sein Wechsel zum BVB im Jahr 1959 ist der beste Beweis dafür, dass Transfers entlang des Ruhrschnellweges nicht immer in Harmonie über die Bühne gingen. Weil die Bochumer Geisler keinen adäquaten Job als Dreher mehr besorgen konnten und zugleich die Borussia lockte, entschied sich der Libero für den Trikottausch.
Bochum stellte sich allerdings quer und verweigerte die Freigabe, der DFB versuchte vergeblich zu vermitteln. Geisler blieb konsequent und nahm lieber eine einjährige Sperre in Kauf, als noch einmal an der Castroper Straße aufzulaufen. Später wurde er mit dem BVB Meister und Europapokalsieger.
Ein anderer kam als Europapokalsieger nach Bochum: Reinhold Wosab war der erste namhafte Bundesliga-Transfer zwischen beiden Vereinen. Der Mann für die rechte Seite schloss sich 1971 nach neun Jahren beim BVB dem VfL an und stand in seiner ersten Saison in jedem Ligaspiel auf dem Platz. Für andere ging es in den folgenden Jahren vom blau-weißen hinüber ins schwarz-gelbe Leibchen: Hans-Werner Hartl, Paul Holz – und 1981 Franz-Josef „Jupp“ Tenhagen.
Tenhagen wechselte zum BVB – um den VfL zu unterstützen
Heute sitzt Tenhagen im VfL-Präsidium und genießt Legendenstatus an der Castroper Straße, wo er zwölf Jahre das Bochumer Trikot getragen hat. Umso schwerer fiel ihm zwischenzeitlich der Gang ausgerechnet zum Revierrivalen nach Dortmund. Doch sein Herzensverein brauchte dringend Geld. „Es ging nicht anders. Ohne meinen Wechsel hätte der VfL die Lizenz nicht erhalten und wäre abgestiegen“, sagte Tenhagen später einmal. In seinen Vertrag ließ er sich aber die Option einbauen, zum VfL zurückkehren zu können – und tat das 1984.
Mit Peter Peschel startete 1990 ein weiterer Spieler seine elfjährige Profikarriere in Blau-Weiß, der heute wie Tenhagen zur Legendenelf der Bochumer zählt. Er hatte das BVB-Trikot in der Jugend getragen. Prominent wurde es im Januar 2003: Mit Sunday Oliseh heuerte ein Olympiasieger und Deutscher Meister an der Castroper Straße an, nachdem er bei der Borussia nur noch einen Bankplatz hatte. Die spektakuläre Leihe endete ebenso: Nach einem Kopfstoß gegen Mitspieler Hashemian wurde Oliseh ein gutes Jahr später freigestellt.
Erfolgreicher war für die Bochumer der Wintertransfer von Diego Klimowicz im Januar 2009. In seinen 28 Pflichtspielen für den VfL traf der Argentinier acht Mal. Auch ein weiterer Stürmer mit BVB-Vergangenheit hinterließ seine Spuren in Bochum: Daniel Ginczek kam in der Saison 2011/12 in 32 Einsätzen auf sieben Treffer und sechs Vorlagen.