Droht Gerhard Struber beim 1. FC Köln das Aus? Der Österreicher gerät nach zwei bitteren Niederlagen in die Kritik – aber auch Sportchef Christian Keller.
Am Morgen nach der zweiten Niederlage in Folge strahlte über dem Geißbockheim die Sonne. Die Mannschaft des 1. FC Köln drehte am Decksteiner Weiher eine Laufrunde. Mit dabei: Gerhard Struber. Der Cheftrainer lief mit seinen Spielern, und selbst, als die Ersatzspieler anschließend noch Steigerungsläufe absolvieren mussten, machte der 47-Jährige mit.
Struber lief seinen Frust aus den Knochen nach dem 1:2 gegen den SC Paderborn. Die Niederlage hatte die Krise der Geißböcke verschärft. Eigentlich wollte der FC nach der Blamage in Darmstadt (1:5) eine Reaktion zeigen. Doch die Realität hatte am Freitagabend anders ausgesehen: ängstlicher Fußball, verunsicherte Spieler, Pfiffe von den Rängen, Wut und Frust nach der bereits vierten Pleite im zehnten Saisonspiel.
Nach der Partie hatte sich die Wut vieler FC-Fans allerdings nicht auf Struber übertragen, sondern auf den Sport-Geschäftsführer. Christian Keller musste ein Pfeifkonzert ertragen, als er zu den Interviews nach Schlusspfiff ging. „Keller raus“-Rufe verfolgten ihn. Erstmals seit Monaten sind die Anhänger wieder auf den Barrikaden, und ihre Geduld mit der sportlichen Leitung scheint am Ende.
Doch ist auch Keller am Ende – und mit ihm Trainer Struber? „Er ist der Richtige“, sagte Keller nach dem Spiel über seinen Chefcoach. Struber erreiche weiterhin die Mannschaft. „Davon mache ich keinerlei Abstriche, nicht einmal ein Promille. Der Trainer macht einen guten Job, hat ein gutes Gefühl, wie er mit der Mannschaft sprechen muss. Daher steht überhaupt nichts, was ich kritisieren könnte.“
Klare Worte des Sportchefs, obwohl die 90 Minuten zuvor anderes hatten vermuten lassen. Denn Struber war von der eigentlichen Spielidee hart abgewichen und hatte damit offenbar seine Spieler noch mehr verunsichert. Die FC-Profis waren seinen Vorgaben nicht gefolgt, hatten Pressing, Aggressivität und Offensivdrang komplett vermissen lassen. Eine positive Reaktion auf die 1:5-Pleite in Darmstadt hatte es nicht gegeben.
Dabei hatten Keller und Struber mit ihren harten Worten gegen die Spieler eine Woche zuvor genau das eingefordert. Umso fraglicher ist, wie Struber sein Team nun aus der Krise herausführen will, und das ausgerechnet vor einer Englischen Woche. Am Dienstag muss der FC im DFB-Pokal-Spiel gegen den Bundesligisten Holstein Kiel ran. Anschließend wartet in der Liga mit der Berliner Hertha die nächste schwere Aufgabe.
Zwei weitere Niederlagen – das Aus im Pokal und das weitere Abrutschen in der Liga – könnten Struber womöglich schon an den Rand des eigenen Aus beim FC bringen. Und dann hätte es wohl auch Keller schwer, sich zu halten. Denn der Sportchef hatte den Österreicher eingestellt, nachdem er bislang mit dem Großteil seiner Spielertransfers und bereits mit Strubers Vorgänger Timo Schultz danebengelegen hatte.
Verliert die Vereinsführung um Präsident Werner Wolf also bald die Geduld mit der sportlichen Leitung? Bislang hatte der Vorstand sich geschlossen hinter Keller gestellt und war mit diesem bewusst durch den harten Sommer gegangen. Nun die erste große Krise in der 2. Liga. Zuletzt hatte Wolf eine Reaktion auf Darmstadt gefordert, die kam aber am Freitagabend nicht. Das Präsidium gerät ins Grübeln. Wohl nur sofortige Erfolge können Struber – und Keller – noch retten.