Seit 1913 war Fisch-Böttcher eine Institution am Mühlenkamp. Jetzt schließt das Geschäft in Winterhude. Was zum überraschenden Aus führte.
Der Mühlenkamp verliert ein Traditionsgeschäft. Nach 111 Jahren schließt Fisch-Böttcher. „Ohne Personal geht es nicht“, heißt es in einem Aushang, der an der Scheibe des Ladens klebt. „Da offensichtlich niemand mehr Lust hat im Fischhandel zu arbeiten […], müssen wir zu unserem größten Bedauern das Geschäft schließen.“
Seit 1913 betrieb die Familie Böttcher den kleinen Laden, bei dem die Kunden oft bis auf die Straße anstanden. Neben einer großen Räucherfischauswahl war das Geschäft für seine vielfältige Auswahl von Salaten, Marinaden und Matjesfilets beliebt. Lebende Fische konnten Kunden aus dem Bassin auswählen.
Gestiegene Kosten für Personal, Energie und Waren
Nach dem Tod von Wilhelm Böttcher ging das Geschäft in die Hände von Schwiegersohn Frank Giesler über, der schon seine Ausbildung bei Fisch-Böttcher gemacht hatte und 1994 in den Betrieb eingestiegen war. Ihm war es nicht gelungen, die Abhänge im Personal der letzten Zeit qualifiziert zu ersetzen, heißt es in dem Aushang. Zudem sehe er keine Möglichkeit, „aufgrund der stark gestiegenen Kosten für Personal, Energie und Wareneinkauf“, den Laden in gewohnter Form weiterzubetreiben.
Im Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“ machte Giesler das Bürgergeld für den Personalmangel mitverantwortlich. „Wer auf dem Arbeitsmarkt nur die Qualifikation für Verkauf oder Kasse hat, bleibt wegen des Bürgergeldes oft lieber zu Hause“, so der Geschäftsführer zu der Zeitung. Das gelte vor allem Jobs in kleinen Unternehmen wie seinem. Die wenigen Bewerber hätten Gehälter gefordert, die er nicht zahlen konnte.