Ein Bericht über einen Zusammenstoß zwischen einer Yacht und einem Anglerboot auf Mallorca wirft Fragen auf: Wie groß ist die Schuld des deutschen Schiffsführers?
Die Yacht eines deutschen Millionärs-Sohns rammt ein kleines Angler-Boot nahe dem Strand von Cala Agulla auf Mallorca. Bei dem Vorfall im August kommt ein 20-jähriger Einheimischer ums Leben. Jetzt hat die örtliche Polizei ihren Ermittlungsbericht veröffentlicht. Darin wird die Crew der Yacht beschuldigt, ein eher fragwürdiges Verhalten an den Tag gelegt zu haben, berichten die „Mallorca-Zeitung“ und die spanische „Gaceta Nautica“.
Im Bericht, der der „Gaceta Nautica“ vorliegt, heißt es zunächst: „Der Zusammenstoß lag in der Verantwortung beider Schiffsführer“ und der „der Grad oder der Prozentsatz der möglichen Schuld“ müsse in einem Gerichtsverfahren festgestellt werden. Dennoch seien die Ermittler sicher, dass der Unfall hätte vermieden werden können, wenn die Yacht eine „angemessene Geschwindigkeit und Überwachung der Umgebung“ an den Tag gelegt hätte.
Und weitere Details werden in dem Bericht enthüllt. So heißt es, dass die Mannschaft an Bord des Bootes ging, als es bereits im Porto Cristo Yacht Club versiegelt war. Außerdem sei der Schiffsführer dafür bekannt gewesen, „fahrlässig zu sein und bei der Einfahrt in den Hafen und beim Verlassen desselben zu schnell zu fahren“, so die Aussage eines Mitarbeiters des Hafens. Ein Video soll zeigen, wie der Deutsche mit zwei Personen etwa 24 Stunden nach dem Vorfall die Yacht betritt und mit mehreren Tüten wieder hinauskam. Sie sei zu dem Zeitpunkt aber bereits von der Guardia Civil versiegelt gewesen, berichtet die „Mallorca Zeitung“.
Der Deutsche, der das Schiff kommandiert haben soll, sei zwei Tage nach dem Unfall nach Hause geflogen, obwohl er von einer Ermittlung gewusst habe. In der Nacht des Vorfalls seien er und seine Crew in einer Disco gesehen worden, wo sie Alkohol konsumiert hatten. Außerdem habe es einen weiteren Zwischenfall mit einem kleinen Boot gegeben, bei dem aber keine Menschen zu Schaden gekommen seien, so die spanische Zeitung.
Der Onkel des tödlich verunglückten Mannes auf dem Anglerboot habe im Bericht zu Protokoll gegeben, dass die Yacht, nachdem sie das Boot berührt hatte, umgekehrt und mit hoher Geschwindigkeit davongefahren sei. Das Opfer habe zum Zeitpunkt des Zusammenpralls, der wohl nicht sehr stark gewesen sei, in der Bootsmitte gestanden und noch versucht, durch Winken die Besatzung der Yacht zu warnen. Er sei dann über Bord gegangen. Man habe im Wasser das Licht seiner Kopflampe gesehen und ihn orten können. Er hatte eine tödliche Kopfverletzung beim Sturz von dem Boot erlitten.
Der Bericht sagt laut „Gaceta Nautica“ auch, dass das Anglerboot nicht ausreichend beleuchtet gewesen sei und so hätte nicht ausfahren dürfen. Gegen den Sohn des reichen Erben einer Einzelhandelskette wird in Spanien wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Er war drei Tage nach seinem Abflug wieder zurückgekehrt, hat aber laut spanischer Medien die Aussage verweigert.