Sie hatten gute Vorsätze und sind schon wieder kurz davor aufzugeben? Warum das so ist und wie Sie gemeinsam leichter und nachhaltiger Ihre Ziele verfolgen.
Vielleicht haben Sie es schon nach den ersten Stunden im neuen Jahr bemerkt: Es ist nicht leicht, die eigenen Ziele im Alltag zu verfolgen. Damit sind Sie nicht allein. Im Rückblick auf das Jahr 2021 zeigte eine repräsentative Umfrage: Es gelang nur der Hälfte aller Deutschen, die gesteckten Ziele aus 2020 länger als drei Monate durchzuhalten, weitere 21 Prozent hielten zumindest zwei bis drei Monate durch.
Gegenspieler „schlechtes Gewissen“
Ich hoffe, das entlastet Sie gleich schon mal. Denn einer der wichtigsten Gegenspieler zum erfolgreichen Verfolgen von Zielen ist das schlechte Gewissen, oft mit Selbstbeschuldigungen: „Wenn ich das nicht durchhalte, bin ich selbst schuld“, „Du hast dich halt nicht im Griff“.
Wenn wir mit solchen Gedanken und entsprechend negativen Gefühlen unsere Vorsätze verfolgen, zieht uns das mit der Zeit immer mehr runter und vergiftet quasi die Lust auf das, was wir doch gerade so gerne mehr in unser Leben integrieren würden. Wenn wir dagegen die Umsetzung mit Freude und unserer Natur entsprechend einrichten, wird es uns leichter fallen, Ziele zu verfolgen und dranzubleiben.
Welche guten Vorsätze die Deutschen haben
Schauen wir erst einmal, welche Ziele für uns am wichtigsten sind. Mit einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit werden jedes Jahr die guten Vorsätze für das kommende Jahr und deren Umsetzung aus dem Vorjahr erfragt. Was sind die häufigsten guten Vorsätze der Deutschen für das neue Jahr?
Mehr Zeit für Familie und Freunde ist der wichtigste Vorsatz für 2024. Knapp zwei von drei Befragten gaben dies in der Umfrage an. So viele wie noch nie.
Auf den Plätzen zwei und drei liegen der Wunsch, Stress zu vermeiden oder abzubauen (62 Prozent) und sich mehr zu bewegen 57 Prozent). 53 Prozent wollen sich gesünder ernähren. Die knappe Hälfte von 49 Prozent gab an, sich mehr Zeit für sich selbst nehmen zu wollen. 36 Prozent der Befragten wollen sparsamer sein.
Das Wichtigste: Zeit für wichtige Menschen und weniger Stress
Als ich die Rangfolge studierte, habe ich ehrlich gesagt innerlich frohlockt. Denn unter den ersten Plätzen finden wir den Schlüssel zur Umsetzung von guten Vorsätzen mit Leichtigkeit und im Einklang mit unserer Natur – anstatt mit zusätzlichem Stress und Verbissenheit. Sie sind auch aus wissenschaftlicher Sicht für Gesundheit, ein langes Leben und Zufriedenheit enorm wichtige Faktoren – und sie bedingen sich gegenseitig.
Es gibt inzwischen eine überwältigende Menge an wissenschaftlichen Studien, die alle zu diesem Ergebnis kommen: Unsere Sozialkontakte sind die Nummer 1 für ein gesundes, langes Leben. Sie kommen noch VOR gesunder Ernährung, Bewegung, Nichtrauchen.
Gute soziale Beziehungen machen genau deshalb so gesund und zufrieden, weil sie den Stresslevel deutlich senken. Wir setzen also zwei Ziele gleichzeitig um, wenn wir mehr Zeit mit den Menschen verbringen, die uns am Herzen liegen.
Entspanntes Zusammensein mit Menschen wirkt positiv
Warum hat das soziale Miteinander eine so starke Wirkung? Unser Körper schüttet beim entspannten Zusammensein mit anderen Substanzen aus, die dazu beitragen, dass wir dadurch gut und gesund leben. Endorphine und Oxytocin sorgen für Glücksgefühle und senken den Stresslevel.
Wir sind nämlich biologisch darauf geeicht, sozial zu sein und uns in Gemeinschaft, mit vertrauten Menschen, normal und entspannt zu fühlen, ruhig, richtig und wertvoll, sicherer und weniger ängstlich. Es ist für uns evolutionär gesehen der Normalzustand.
Wenn andere Menschen so existenziell wichtig für uns sind, können wir dann auch andere gute Vorsätze damit besser umsetzen? Ja! In der Wissenschaft wird die herausragend positive Kraft guter Sozialkontakte damit begründet, dass im sozialen Miteinander auch alles andere gefördert wird:
Wenn man nicht nur für sich kocht und das Essen mit anderen gemeinsam genießt, so fällt es uns leichter, uns gesund zu ernähren. Wenn man mit anderen Sport treibt, sich zum gemeinsamen Joggen verabredet, wird man sich eher dazu aufraffen. Denn von Natur aus sind wir keine Sportskanonen. Überall auf der Welt nehmen weniger als 5 Prozent der Menschen die Treppe, wenn daneben eine Rolltreppe ist.
Sport: aus evolutionärer Sicht abwegig
Evolutionspsychologen weisen nach, dass Menschen von Natur aus schon immer darauf ausgerichtet sind, Energie zu sparen. Seit es Menschen, gibt – seit sechs Millionen Jahren – wäre es völlig unsinnig gewesen, Energie mit Sport zu verschwenden. Jede Gelegenheit zum Energiesparen wurde genutzt. Man saß herum, ruhte, bis wieder Nahrung organisiert werden musste. Niemand in der Steinzeit lief eine Joggingrunde am Morgen. Gegen den rationalen Gedanken „Ich sollte Sport machen“ stehen noch heute unsere Instinkte, die rufen: „Spare Energie!“