Nicht immer steckt ein harmloser Muskelkater hinter Beinschmerzen. In gewissen Fällen gilt es auch, an eine Thrombose zu denken. Das sind die Unterschiede.
Wenn nach körperlicher Ertüchtigung Beinschmerzen zu spüren sind, lassen sich diese oft unbesorgt auf einen Muskelkater zurückführen. Manchmal aber besteht bei Beinschmerzen durchaus ein Grund zur Sorge: Gerade für Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen sind sie eventuell ein Warnsignal für eine Thrombose.
Diese hat unter Umständen gefährliche Konsequenzen. Insbesondere kann es ohne rechtzeitige Therapie zu einer Lungenembolie kommen: Löst sich das Blutgerinnsel ganz oder teilweise, kann es mit dem Blut bis in die kleinen Blutgefäße der Lunge gelangen und dort den Blutfluss stören.
Um das zu verhindern, ist es entscheidend, eine Thrombose frühzeitig als solche zu erkennen und rasch ärztlich behandeln zu lassen. Menschen mit einem erhöhten Thromboserisiko sollten dazu die wichtigsten Anzeichen für eine Thrombose kennen – und diese nicht mit einem Muskelkater verwechseln.
Wichtig: Plötzliche schwere Atemnot, Brustschmerzen, Herzrasen, ein starkes Angst- und/oder Schwächegefühl, Schwindel, Ohnmacht: All diese Beschwerden können Anzeichen für eine Lungenembolie sein. Wer sie bei sich oder einer anderen Person feststellt, sollte sofort den Rettungsdienst (112) rufen.
Als Muskelkater werden Muskelschmerzen bezeichnet, die durch kleinste und harmlose Schädigungen in stark beanspruchter Muskulatur entstehen. Sie heilen normalerweise binnen einiger Tage von selbst folgenlos ab – eine gezielte Behandlung ist dafür nicht nötig.
Bei einem Beinmuskelkater sind die Schmerzen häufig beidseitig fühlbar, weil bei vielen gängigen Bewegungsarten – zum Beispiel Laufen, Radfahren, Schwimmen oder Spazieren – beide Beine zum Einsatz kommen. Muskelkater kann jedoch auch einseitig auftreten, wenn die betroffene Körperseite bei der körperlichen Aktivität stärker gefordert war als die andere.
Ein Muskelkater beginnt nicht während oder unmittelbar nach dem Training beziehungsweise der anstrengenden Tätigkeit, sondern typischerweise einige Stunden später. Auf Englisch wird er daher auch als „delayed onset muscle soreness“ (kurz DOMS) bezeichnet, übersetzt „verspätet einsetzende Muskelschmerzen“.
Neben den Schmerzen können beim Muskelkater noch weitere Symptome spürbar sein. Die „verkaterte“ Muskulatur
- verfügt vorübergehend nicht mehr über ihre gewohnte Kraft und
- ist berührungsempfindlich, gespannt und möglicherweise geschwollen.
Zudem kann die Beweglichkeit des betroffenen Körperteils eingeschränkt sein. All diese Symptome klingen üblicherweise innerhalb einiger Tage von allein ab.
Eine Thrombose dagegen ist ein ernstes gesundheitliches Problem, das schwerwiegende Folgen haben kann und eine schnelle ärztliche Behandlung erfordert. Bei einer Thrombose bildet sich innerhalb eines Blutgefäßes ein Gerinnsel (Thrombus), welches das Gefäß verschließt und so den Blutfluss unterbricht.
Hinweis: Wer von einer Thrombose im Bein spricht, meint damit oftmals eine sogenannte tiefe Beinvenenthrombose (kurz TVT). Bei dieser befindet sich das Gerinnsel in einer der größeren, tief in den Muskelschichten des Beins liegenden Venen. Es gibt daneben aber noch verschiedene weitere Arten von Thrombosen, die jedoch seltener vorkommen.
Eine tiefe Beinvenenthrombose betrifft in der Regel nur ein Bein und kann dort bestimmte spür- und sichtbare Symptome verursachen.
Wo im Bein welche Beschwerden auftreten und wie stark diese ausgeprägt sind, hängt in erster Linie von der Lage der Thrombose ab: Hat sich das Gerinnsel unterhalb des Knies gebildet, sind Symptome im Bereich des Unterschenkels zu erwarten. Ist die Thrombose höher im Bein gelegen, kann sie hingegen auch Beschwerden im Oberschenkel oder Becken hervorrufen.
Die wichtigsten Symptome einer Thrombose im Bein sind:
- ein Spannungs- oder Schweregefühl
- (ziehende oder dumpfe) Schmerzen, die an Muskelkater erinnern können und sich im Liegen möglicherweise bessern
- eine Schwellung
- eine bläuliche Verfärbung der Haut
- eine sogenannte Glanzhaut: Die Haut kann ungewöhnlich glatt, glänzend und pergamentartig erscheinen
- sich abzeichnende Venen an der Schienbeinkante
- Überwärmung
- Druckempfindlichkeit: Wenn die tiefen Venen, beispielsweise in der Wade, abgetastet werden, kann der Druck Schmerzen hervorrufen.
- Schmerzen an der Innenseite des Unterschenkels, wenn auf diese gedrückt wird
- Schmerzen in der Wade, wenn der Fuß nach oben (in Richtung Schienbein) gezogen wird oder wenn die Wade zusammengedrückt wird
- Schmerzen in der inneren Fußsohle bei Druck
- Fieber und allgemeine Entzündungssymptome, wie zum Beispiel ein schnellerer Puls
Allerdings kündigt sich keineswegs jede Thrombose durch deutliche Symptome an. Im Gegenteil: Die klassischen drei Anzeichen – Schwellung, Schmerzen, Blauverfärbung – sind nur selten feststellbar. Bei Menschen mit bestimmten schweren Erkrankungen wie Krebs sowie bei bettlägerigen Personen kann sich eine Thrombose sogar nahezu oder gänzlich unbemerkt entwickeln.
Umgekehrt sind die genannten Beschwerden keine untrüglichen Zeichen für eine Thrombose. Für die meisten von ihnen kommen deutlich weniger beängstigende Erklärungen in Betracht. Das heißt: Es muss selbstverständlich nicht jede Schwellung oder jedes leichte Ziehen im Bein Anlass zur Panik bieten.
Grund zur Sorge besteht vor allem für Menschen, deren Risiko für eine Thrombose aufgrund bestimmter Vorerkrankungen oder körperlicher Voraussetzungen erhöht ist. Im Allgemeinen zählen dazu in erster Linie Personen,
- die bereits eine Thrombose oder Lungenembolie hatten.
- die sich wenig bewegen können, beispielsweise nach einer Operation.
- die stark übergewichtig sind.
- die älter als 60 Jahre sind.
- die an Krebs erkrankt sind.
- die Östrogenpräparate (wie die Antibabypille) einnehmen (insbesondere, wenn sie zudem rauchen).
- die schwanger sind oder innerhalb der vergangenen sechs Wochen ein Kind zur Welt gebracht haben.
Eine Einschätzung zu Ihrem persönlichen Thromboserisiko ermöglicht Ihnen unser Test.
Muskelkater oder Thrombose – oder ganz was anderes?
Wer Anzeichen für eine Thrombose bei sich feststellt, sollte sich ärztlich untersuchen lassen. Nur eine Ärztin oder ein Arzt kann mit Gewissheit beurteilen, ob ein einfacher Muskelkater oder eine Thrombose dahintersteckt – oder auch etwas ganz anderes. Die richtige Diagnose ist die Voraussetzung für eine wirksame Behandlung.
Wie erwähnt kommen für Schmerzen (und andere Beschwerden) im Bein zahlreiche Ursachen infrage. Beispielsweise können Beinschmerzen, die sich so ähnlich wie Muskelkater anfühlen, auch auf eine sogenannte Schaufensterkrankheit hinweisen, bei der die Durchblutung der Beine dauerhaft beeinträchtigt ist. (Mehr denkbare Erklärungen sind hier nachzulesen.)
Muskelkater und Thrombose können teils ähnliche Beschwerden verursachen, unterscheiden sich jedoch deutlich in ihrer Entstehung und Behandlung. Muskelkater entwickelt sich infolge einer Überbeanspruchung der Muskulatur und klingt von selbst ab. Bei einer Thrombose indes handelt es sich um einen potenziell gefährlichen Gefäßverschluss durch ein Blutgerinnsel.
Typisch für Muskelkater sind Schmerzen, die erst nach einigen Stunden einsetzen und überwiegend beidseitig auftreten. Eine Thrombose dagegen betrifft meist nur ein Bein und kann Beschwerden wie Spannungsgefühle, Schwellungen oder eine Blauverfärbung der Haut mit sich bringen. Besonders Menschen mit erhöhtem Risiko für eine Thrombose sollten auf solche Anzeichen achten, um im Zweifelsfall rechtzeitig eine Ärztin oder einen Arzt kontaktieren zu können.