Bislang präsentierten sich der FC Bayern und Borussia Dortmund in dieser Saison wie Dr. Jekyll and Mr. Hyde. Nun winkt jedoch ein spektakuläres Wiedersehen.
Wer hätte das bitte vor ein paar Wochen gedacht? Der FC Bayern und Borussia Dortmund wursteln sich durch ihre Pflichtspiele, patzen hier und da – und verlieren das Titelrennen in der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen. Aber in der Champions League – da jubeln sowohl die Bayern als auch der BVB. Plötzlich stehen sie in Europa im Halbfinale.
Der Wahnsinn: Jetzt ist sogar ein deutsches Finale möglich. In London am ersten Juni. Elf Jahre nach dem letzten Finale in der Champions League der beiden Klubs. Wo? Genau, im Wembleystadion. Es wäre ein unglaubliches Déjà-vu-Erlebnis für den deutschen Fußball. Geschichte könnte sich wiederholen.
Es wäre auch der Abschluss einer turbulenten Saison für beide Teams. Die Bayern trennen sich zum Saisonende von ihrem Trainer Thomas Tuchel, beim BVB stand Edin Terzić lange auf der Kippe, über den Abgang von Klubikone Marco Reus wird spekuliert. Dazu kamen andauernde Diskussionen über die Qualität der Kader – und natürlich die wechselhaften Leistungen auf dem Rasen. Achterbahn-Auftritte.
Dagegen allerdings: die Vorstellungen in der europäischen Fußball-Königsklasse. Konstant, kampfeslustig, krisenfest. In der Champions League zeigten die deutschen Topteams ihr zweites Gesicht – Dr. Jekyll und Mr. Hyde in par excellence.
Bayern gegen Real, BVB gegen PSG
Absurd vor allem aus Münchner Sicht: Tuchel hat die große Chance, sich mit dem Titel in der Champions League zu verabschieden, dem ersten der Bayern seit 2020. Ein bisschen zeigt der viel gescholtene Trainer dem Klub damit auch die lange Nase: Hättet ihr vielleicht mal ein bisschen mehr Geduld mit mir gehabt.
Wer ihm dabei jetzt noch im Weg steht? Real Madrid. Der wohl schwerste Gegner, wenn es darum geht, sich den Traum vom Finale zu erfüllen. Kurioserweise ist Tuchels Bilanz gegen Real (1,63 Punkte im Schnitt) wesentlich besser als die Ausbeute seiner Mannschaften gegen den BVB (0,93). Erwischen die Bayern gegen Madrid zwei Sahnetage, wäre das wohl vor allem eine Genugtuung für Tuchel.
Der BVB bekommt es hingegen mit Paris St. Germain zu tun. In der Gruppenphase spielten beide schon gegeneinander (0:2/1:1), Dortmund hielt dagegen, holte zu Hause ein Unentschieden. Unschlagbar ist PSG nicht.
Ein deutsches Finale? Eigentlich ein absurdes Szenario nach einer für beide Teams seltsamen Saison. Und doch eine traumhafte Vorstellung für den deutschen Fußball.