Die Züge zwischen Hamburg und Berlin fahren wegen der Brandschäden über eine Umleitungsstrecke.
(Foto: IMAGO/Chris Emil Janayen)
Hamburg, Berlin Nach dem mutmaßlichen Brandanschlag auf die Infrastruktur der Deutschen Bahn in Hamburg ist ein Bekennerschreiben auf der linken Plattform Indymedia aufgetaucht. „In der Nacht des 7. September haben wir in Hamburg Verkehrsadern der kapitalistischen Infrastruktur sabotiert“, heißt es darin. „Einige Liter Benzin in den Kabelschächten an den Schienen sollten zu möglichst langfristigen Ausfällen oder Einschränkungen beim Transport von zum Beispiel im Zuge neokolonialer Ausbeutung und erdzerstörendem Extraktivismus beschafften Rohstoffen führen.“
Allerdings bezieht sich das Schreiben vor allem auf den Güterverkehr. Bei der Tat sollte es demnach um Streckenabschnitte gehen, „die nicht für den Personenverkehr genutzt werden“.
Dennoch war am Freitag der Personenverkehr zwischen Berlin und Hamburg stark gestört. Ein Großteil der Fernzüge zwischen den beiden Städten fiel im Tagesverlauf aus. „Eine Wiederaufnahme des Verkehrs zwischen Hamburg und Berlin ist voraussichtlich erst im Laufe des Samstagmorgens wieder möglich“, teilte eine Bahnsprecherin am Freitag mit.
„Das Bekennerschreiben ist uns bekannt und wird selbstverständlich in die Ermittlungen mit einbezogen bzw. ist ja nun bereits Bestandteil davon“, teilte die Hamburger Polizei auf Anfrage mit.
An drei Orten an Bahnstrecken hatten in der Nacht zu Freitag in der Hansestadt Kabelschächte gebrannt. Die Ermittler gehen inzwischen von einem politischen Motiv aus. Die Polizei sucht nun Zeugen. Die Brände wurden zwischen 2.30 Uhr und 3.40 Uhr entdeckt. Man gehe von vorsätzlichen Brandlegungen aus, hieß es.
Sicherheitschef der Deutschen Bahn verurteilt Tat
Der Sicherheitschef der Deutschen Bahn hat den mutmaßlichen Anschlag „auf das Schärfste“ verurteilt. Menschen, die mit uns reisen möchten seien massiv von Zugausfällen und Verspätungen betroffen und erreichten ihre Ziele nicht, sagte Hans-Hilmar Rischke. „Wir sind im engen Austausch mit den Sicherheitsbehörden und hoffen auf schnelle Fahndungserfolge.“
Betroffen sind sowohl der Fern- als auch der Nahverkehr. Fernzüge werden der Bahn zufolge teilweise über Uelzen umgeleitet. Als Alternative seien auch Fahrten über Hannover möglich, wodurch sich die Fahrzeit allerdings deutlich verlängere. Elf Züge fielen bisher vollständig aus, 19 weitere zum Teil. Sie unterbrachen ihre Fahrt also erst unterwegs. Dutzende weitere Züge waren mit hohen Verspätungen unterwegs.
Von den Schäden ebenfalls betroffen waren den DB-Angaben zufolge ICE- und IC-Züge zwischen Hamburg – Rostock – Stralsund (- Ostseebad Binz) – auch hier fielen zig Züge aus.
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