Die Marke Gucci, die zum französischen Mutterkonzern Kering gehört, sei derzeit nicht „auf der Höhe der Erwartungen“, betonte Kering-Finanzchef Jean-Marc Duplaix bei der Präsentation der Zahlen.
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Paris Das Luxusmodeunternehmen Gucci verzeichnete 2022 ein Umsatzwachstum von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr und kam auf einen Umsatz von 10,48 Milliarden Euro. Für viele Unternehmen wäre diese Wachstumsrate ein Erfolg. Für Gucci ist es eine herbe Enttäuschung.
Die Marke Gucci, die zum französischen Mutterkonzern Kering gehört, sei derzeit nicht „auf der Höhe der Erwartungen“, betonte Kering-Finanzchef Jean-Marc Duplaix bei der Präsentation der Zahlen. Die Marke habe viel mehr Potenzial. Mittelfristig peilte Gucci 15 Milliarden Euro Jahresumsatz an, wie im Juni 2022 angekündigt worden war.
Grund für das schwache Umsatzwachstum war vor allem das schwierige vierte Quartal 2022, in dem der Umsatz der italienischen Nobelmarke um 14 Prozent absackte. Analysten hatten nur mit einem Minus von zehn Prozent gerechnet. Das Problem ist vor allem das Chinageschäft, aber auch das Markenimage selbst.
Die anderen Marken des Luxuskonzerns wie Yves Saint Laurent (YSL), Bottega Veneta und Balenciaga entwickelten sich deutlich stärker als Gucci. Allein YSL konnte den Umsatz im vergangenen Jahr um 31 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro steigern. Der Gesamtumsatz von Kering ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf 20,35 Milliarden Euro gewachsen, wie der Luxuskonzern am Mittwoch mitteilte.
In der Vergangenheit war das Wachstum von Gucci zeitweilig mal spektakulär: 2018 verzeichnete die Firma beispielsweise ein Umsatzplus von 37 Prozent, 2017 ein Plus von 45 Prozent.
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Im vergangenen November hatte sich Alessandro Michele (50) nach fast acht Jahren als Gucci-Chefdesigner verabschiedet. Er hatte die Marke mit einer Mischung aus romantischem Barockstil und Hippiechic zum gefragten Trendlabel gemacht. Wilde Muster und Farben waren seine Spezialität, er setzte auch auf Hollywood-Glamour mit üppigen Abendroben. Sein fantasievoller Stil erhielt mehrere internationale Modepreise. Doch aufgrund der schwachen Wachstumszahlen war er zuletzt in die Kritik geraten. In Krisenzeiten ist mehr Bescheidenheit in der Mode gefragt.
Der junge Italiener ist im Auftritt deutlich zurückhaltender als sein exaltierter Vorgänger.
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Vor einem Monat bekam Gucci einen neuen Chefdesigner, den Italiener Sabato de Sarno (39), der zuvor das Design der italienischen Marke Valentino verantwortete. Kering-Chef François-Henri Pinault erhofft sich von ihm neuen Elan für die Marke, die für die Hälfte des Umsatzes der Gruppe steht. De Sarnos erste Kollektion wird im Herbst erwartet. Dann soll er sein Talent unter Beweis stellen.
Die Analysten von UBS rechnen damit, dass Gucci noch Zeit brauchen wird, um zum früheren Erfolg zurückzukehren. Kering bliebt insgesamt zuversichtlich für das Jahr 2023. Das Ende der Null-Covid-Politik in China habe zu einem sehr ermutigenden Jahresstart geführt, sagte Finanzchef Duplaix.
Trotz Krieg, Inflation und Rezessionsgefahr legt das Luxusgeschäft nach wie vor zu. Experten prognostizieren für die Branche mittelfristig ein kräftiges Wachstum von jährlich drei bis acht Prozent bis zum Jahr 2030. Kurzfristig könnten die Luxushersteller davon profitieren, dass China die strikten Coronavorschriften lockert und wieder wohlhabende chinesische Touristen nach Europa reisen können. Wächst das Geschäft in China, könnten auch die Aktien der Luxushersteller zulegen, hoffen die Analysten.
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