Düsseldorf Die Inflations- und Konjunktursorgen lassen die Anleger an der Wall Street nicht los. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss am Mittwoch 0,6 Prozent tiefer auf 34.443 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 1,1 Prozent auf 13.872 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 0,7 Prozent auf 4465 Punkte ein.
“Wenn man sich auf der ganzen Welt umschaut, verschlechtern sich die Wirtschaftsnachrichten aus China, die makroökonomischen Nachrichten aus Europa sind nicht gut. Irgendwann wird sich diese Nachfragesorge also auf den Markt auswirken”, sagte Peter Cardillo, Chefmarktökonom bei Spartan Capital Securities in New York.
Stärker als erwartet ausgefallene US-Daten aus dem Dienstleistungssektor schürten zudem die Befürchtung, die nach wie vor hartnäckige Inflation würde dazu führen, dass die Leitzinsen noch länger hoch bleiben. Die Geschäfte der US-Dienstleister nahmen im August überraschend mehr Schwung auf.
Der Einkaufsmanagerindex für den Sektor stieg auf 54,5 Punkte von 52,7 Zählern im Juli, wie aus der ISM-Umfrage hervorgeht. Dies ist der höchste Wert seit Februar. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Rückgang auf 52,5 Punkte gerechnet. Der Service-Sektor liegt nunmehr wieder recht deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Die Wirtschaft in den USA wuchs laut der Notenbank Federal Reserve zuletzt moderat. Die wirtschaftliche Aktivität habe im Juli und August leicht zugenommen, teilte die Fed in ihrem Konjunkturbericht “Beige Book” mit. Die Zuwächse am Arbeitsmarkt waren allerdings landesweit verhalten.
In einigen Fed-Bezirken hätten die Verbraucher ihre Ersparnisse abgebaut und sich sogar verschuldet. In nahezu allen Bezirken hätten die Befragten angegeben, dass die Unternehmen erwarteten, dass sich das Lohnwachstum in nächster Zeit verlangsamen werde. Zudem berichtete die Mehrheit der Bezirke, dass sich das Preiswachstum insgesamt abgeschwächt habe.
Blick auf weitere Einzelwerte:
Southwest: Anleger ließen angesichts steigender Kosten die Finger vom US-Luftfahrtsektor. Die Aktien von Southwest Airlines fielen 2,6 Prozent, nachdem die Fluggesellschaft vor höheren Treibstoffkosten im dritten Quartal aufgrund eines Anstiegs der Rohölpreise gewarnt hatte.
Roku: Aktien von Roku zogen hingegen um rund drei Prozent an. Der Anbieter von Streaming-Geräten und Betreiber einer Plattform für Online-Werbung will zehn Prozent seiner Stellen abbauen, Neueinstellungen limitieren und einige Büros aufgeben.
Apple: Fast vier Prozent bergab ging es dagegen für die Anteilsscheine von Apple. Wegen der anhaltenden Spannungen mit dem Westen verbietet China einem Zeitungsbericht zufolge Staatsbediensteten die Nutzung ausländischer Smartphones. Beschäftigte einiger Behörden dürften Apple iPhones und Geräte einiger anderer Hersteller nicht mehr an den Arbeitsplatz bringen, schrieb das “Wall Street Journal” unter Berufung auf Insider.
General Mills: Der Lebensmittelhersteller erwartet im Geschäftsjahr 2024 eine Abschwächung der Inflation, eine Stabilisierung der Lieferketten und eine widerstandsfähige Verbraucherstimmung. Die Einzelhandelsumsätze für Lebensmittel für den Heimgebrauch in den USA wüchsen im laufenden Quartal momentan stärker als vor der Pandemie. Zudem kündigte der Hersteller von Frühstücksflocken, Fertiggerichten, Joghurt, Pizza und Pasta Aktienrückkäufe an. Die Aktie stieg zwar im vorbörslichen Handel, verliert bis zum Handelsschluss 0,2 Prozent.
Novo Nordisk: Das dänische Unternehmen hat am Montag sein Medikament Wegovy zur Gewichtsreduzierung in Großbritannien auf den Markt gebracht und damit die Markteinführung des Medikaments in Europa trotz Lieferengpässen vorangetrieben. Die Aktien des Pharmariesen stiegen um 0,6 Prozent.
Wall-Street-Experte Koch: Inflationssorgen kehren zurück an die US-Börsen
Gitlab: Die Aktien der Technologieplattform stiegen nach Börsenöffnung um mehr als sieben Prozent, konnten diese Kursgewinne aber nicht bestätigen und steigen im Nachmittagshandel um 0,5 Prozent. Das Unternehmen hatte am Dienstag nachbörslich einen starken Bericht für das zweite Quartal vorgelegt. Gitlab verzeichnete einen bereinigten Gewinn von einem Cent pro Aktie bei einem Umsatz von 140 Millionen Dollar, während Analysten einen Verlust von drei Cent pro Aktie und einen Umsatz von 130 Millionen Dollar erwartet hatten. Der Umsatzausblick des Unternehmens für das laufende Quartal übertraf die Erwartungen der Analysten.
C3.ai: Die Aktie des Softwareunternehmen für künstliche Intelligenz gewann 0,1 Prozent vor den am Mittwoch nach Börsenschluss anstehenden Ergebnissen. Analysten erwarten einen bereinigten Verlust von zwölf Cents pro Aktie bei einem Umsatz von 73,8 Millionen Dollar im zweiten Quartal und einen bereinigten Verlust von vier Cents pro Aktie bei einem Umsatz von 78 Millionen Dollar im dritten Quartal.
AeroVironment: Der Hersteller unbemannter Flugsysteme hat die Erwartungen der Analysten in seinem ersten Geschäftsquartal übertroffen. AeroVironment erzielte einen bereinigten Gewinn von einem Dollar pro Aktie bei einem Umsatz von 152 Millionen Doller. Analysten hatten einen Gewinn von 26 Cents pro Aktie bei einem Umsatz von 129 Millionen Dollar erwartet. Die Aktie schnellte um rund 20 Prozent nach oben.
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