Die Fan-Basis vieler Vereine ist gegen jegliche Investoren-Deals.
(Foto: IMAGO/Matthias Koch)
Frankfurt Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat beim umstrittenen Verkauf von Medienrechten vier aussichtsreiche Angebote von Finanzinvestoren erhalten. Von insgesamt sechs Bewerbern habe einer nur für einen Teil der Rechte geboten, sagte DFL-Geschäftsführer Axel Hellmann am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Frankfurt.
Das Angebot eines anderen Interessenten habe „weit abgeschlagen“ hinter den anderen gelegen. Er werde den 36 Profiklubs der Ersten und Zweiten Bundesliga deshalb auf einer außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung am 24. Mai vorschlagen, die Angebote dieses Vierer-Feldes eingehender zu prüfen, sagte Hellmann.
Der 51-Jährige ist Vorstandssprecher der Eintracht Frankfurt Fußball AG und führt die DFL seit Ende 2022 interimistisch mit seinem Kollegen Oliver Leki vom SC Freiburg. Zu den Namen der Bieter wollten sich beide nicht äußern. Finanzkreisen zufolge hatten Blackstone, KKR, EQT, Advent, CVC und Bridgepoint Angebote eingereicht.
Aktuell sei geplant, 12,5 Prozent der Medienrechte an der Bundesliga für einen Zeitraum von 20 Jahren zu verkaufen, sagte Leki. Er erwartet dadurch Einnahmen von rund zwei Milliarden Euro. Diese sollten genutzt werden, um die Bundesliga im internationalen Vergleich wettbewerbsfähiger zu machen.
Von den Einnahmen sollen rund 750 Millionen Euro direkt an den Dachverband DFL fließen, der die Erste und Zweite Bundesliga organisiert. Die DFL will damit unter anderem eine digitale Plattform zur eigenständigen Vermarktung der Bundesliga aufbauen. Darüber könnten auch Streamingdienste für Privatkunden angeboten werden.
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„Der Handlungsbedarf besteht zunächst international“, sagte Hellmann. In einigen Weltregionen habe die Bundesliga keine oder keine zufriedenstellenden Medienpartnerschaften. Zudem sei es bei der Ausschreibung von Medienrechten ein strategischer Vorteil, wenn man bei wenig überzeugenden Geboten eine eigene Alternative habe.
Viele Fans und Vereine sehen die Pläne kritisch
Der Rest der erwarteten Einnahmen von rund 1,25 Milliarden Euro soll an die Vereine der Ersten und Zweiten Bundesliga ausgeschüttet werden. 300 Millionen Euro davon sollen die Klubs zur freien Verfügung erhalten, die anderen 950 Millionen Euro sollen zweckgebunden sein.
Die Vereine sollen damit unter anderem ihre Nachwuchsarbeit und ihre digitale Infrastruktur verbessern. Zudem soll die internationale Sichtbarkeit der Vereine erhöht werden, beispielsweise durch Freundschaftsspiele im Ausland oder Angebote für englisch- oder spanischsprachige Fans.
„Wir fluten also nicht den Markt mit Geldern, die an Berater und Spieler fließen“, sagte Leki. Vereine, die bereits über eine entsprechende Infrastruktur verfügen, könnten über den zweckgebundenen Teil der Gelder jedoch frei verfügen.
Bei der Verteilung der Gelder wolle sich die DFL am bestehenden Verteilungsschlüssel für Medieneinnahmen orientieren. Bei diesem spielt das sportliche Abschneiden der Klubs die wichtigste Rolle.
Der Interimschef der DFL will den Investorenprozess bis zum Sommer abschließen.
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Ob es überhaupt zu einem Investorendeal kommt, ist aktuell allerdings noch ungewiss. Bei der Mitgliederversammlung in drei Wochen müssten dafür zwei Drittel der 36 Klubs – also 24 Vereine – zustimmen.
Doch der Einstieg von Finanzinvestoren ins deutsche Fußballgeschäft ist unter den Fans genauso umstritten wie unter den Vereinen. Besonders unter den Zweitligisten gibt es bisher große Vorbehalte. Unter den Erstligisten gelten der FC Augsburg und der 1. FC Köln als Gegner des Geschäfts. „Geld und Kommerz sollten Mittel zum Zweck sein, damit das Spiel besser funktioniert, aber nicht andersrum“, sagt der Kölner Manager Christian Keller.
Hellmann will notfalls länger an Bord bleiben
Hellmann und Leki wollen den Vereinen ihre Pläne in den kommenden Wochen detailliert vorstellen und viele Einzelgespräche führen. Sollte es grünes Licht geben, werde man weitere Verhandlungen mit drei oder vier Finanzinvestoren führen und das Bieterfeld anschließend möglicherweise auf zwei reduzieren, sagte Hellmann.
Ziel sei es, im direkten Wettbewerb „das bestmögliche Angebot“ herauszuholen. Finale Beschlüsse könnten dann auf einer Mitgliederversammlung Anfang Juli fallen.
Hellmann hat Anfang der Woche angekündigt, dass er bei Eintracht Frankfurt bleiben und nicht dauerhaft als Geschäftsführer zur DFL wechseln will. Die Verträge von Leki und Hellmann als Geschäftsführer der DFL sind bis zum 30. Juni befristet.
„Es ist besprochen, dass Oliver Leki zum 30.6. aus der Interimsgeschäftsführung ausscheidet“, sagte Hellmann. Er selbst habe DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke zugesagt, dass er bei Bedarf auch noch bis zum 30. September an Bord bleibe, bis der Investorenprozess abgeschlossen sei. „Ich hoffe aber, dass das nicht notwendig sein wird und wir vorher abgeschlossen haben.“
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