Der Gasekonzern könnte bald den Staatsfonds GIC als neuen Partner bekommen
(Foto: obs)
Frankfurt, Düsseldorf Der deutsche Industriegasehersteller Messer will den Staatsfonds GIC Aus Singapur als neuen Anteilseigner an Bord holen. Beide Unternehmen stehen in Verhandlungen über den Verkauf eines Minderheitsanteils von rund 20 Prozent im Wert von zwei Milliarden Euro, wie mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten. Der Deal könnte in den kommenden Wochen angekündigt werden. Messer lehnte eine Stellungnahme ab. GIC war zunächst nicht erreichbar.
Mit dem Geld will das Familienunternehmen Messer die komplette Kontrolle über sein operatives Geschäft zurückerlangen. Die Gruppe betreibt zusammen mit dem Finanzinvestor CVC ein großes Joint Ventures, in dem die Geschäfte in den Nord- und Südamerika gebündelt sind. Ziel von Messer ist es, CVC jetzt aus diesem Gemeinschaftsunternehmen herauszukaufen. Der Investor hält 48 Prozent der Anteile. Er lehnte eine Stellungnahme ab.
Familienunternehmen contra Konzerne
Die Messer Group konkurriert als größter privater Anbieter der Industriegasebranche mit den „Big Three“ – den börsennotierten Konzernen Linde, Air Liquide aus Frankreich und Air Products aus den USA.
Für Unternehmer Stefan Messer, der heute den Aufsichtsrat leitet, wäre der Deal ein Durchbruch bei seinem lang gehegtem Ziel: Schon bei Abschluss des Joint Ventures im Jahr 2019 hatte er unterstrichen, alle globalen Geschäfte möglichst schnell wieder komplett in Familienhand zu bringen. Nach vier Jahren bietet sich jetzt die Gelegenheit – nur braucht Messer dafür Geld.
Das soll nun vom Staatsfonds GIC kommen. Finanzkreisen zufolge könnte CVC für seinen Anteil am Joint Venture ein Mehrfaches des Kaufpreises von 625 Millionen Euro erhalten. Die gesamte Messer Group würde bei dem Deal mit gut zehn Milliarden Euro bewertet.
Linde-Teile für Messer
Messer hatte 2018 fast das komplette Nordamerikageschäft des Konkurrenten Linde sowie mehrere Standorte in Lateinamerika übernommen. Diese Aktivitäten hatte Linde im Zuge seiner Fusion mit dem US-Gasekonzern Praxair aus Kartellgründen verkaufen müssen. Da Messer die Akquisition nicht aus eigener Kraft stemmen konnte, holte sich die hessische Firma damals CVC an Bord.
Annähernd drei Milliarden Euro bezahlte das Familienunternehmen 2018 für die Aktivitäten. Der Finanzinvestor schoss das nötige Eigenkapital für die Übernahme zu, Messer brachte als Vermögenswert seine westeuropäischen Geschäfte in das Joint Venture ein.
Durch die Linde-Transaktion war Messer stark gewachsen. Vor dem Zukauf machte Messer 1,3 Milliarden Euro Jahresumsatz, durch Lindes Amerikageschäfte kamen 1,7 Milliarden Euro hinzu. Im vergangenen Jahr macht die Gruppe 4,2 Milliarden Euro Umsatz bei einem Jahresüberschuss von 346 Millionen Euro
Mehr: Geht es dem Dax besser ohne sein Schwergewicht Linde?