Frankfurt Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) beim Schreiben von Software und in der Kommunikation mit Kunden erhofft sich die Darmstädter Software AG eine deutliche Steigerung der Profitabilität. „Die Gewinne werden signifikant sein“, sagte Konzernchef Sanjay Brahmawar am Montag im Interview mit dem Handelsblatt.
Mithilfe von sogenannter generativer KI könne das Unternehmen bei gleicher Kostenbasis mehr Wachstum erzielen. „Dabei geht es um zweistellige Prozentsätze und nicht um ein oder zwei Prozent“, erklärte Brahmawar.
Bereits heute habe die Software AG diese Technologie in ihre Produkte integriert. „Ein Beispiel: Ich möchte Daten aus Anwendung ABC in eine Datenbank einspeisen und einen Bericht darüber erstellen, wie sie integriert werden können. Unser Tool wird sich automatisch die Datenquellen und Anwendungen ansehen und einen Weg zur Integration empfehlen.“
Bei aller Euphorie müssten Softwarehersteller aber verantwortungsbewusst mit den Daten umgehen und geistiges Eigentum schützen, sagte Brahmawar. „Aber ich glaube, dass Firmen viel durch KI gewinnen werden, einschließlich der Software AG.“
Der neue Eigentümer Silver Lake soll dabei bei seiner Modernisierung helfen und einen Wachstumsschub geben. Der US-Technologieinvestor hatte sich in der vergangenen Woche mehr als 84 Prozent an der Software AG gesichert und will das Unternehmen so schnell wie möglich von der Börse nehmen.
Der Chef der Software AG erhofft sich durch KI Schub für das Unternehmen.
(Foto: Softwareag)
Bis zum Ausstieg von Silver Lake in vielleicht fünf Jahren werde die Software AG deutlich größer sein. „Ich denke, wir sprechen hier von 2,5- bis dreimal so groß wie heute“, sagte Brahmawar. Der Finanzinvestor habe allerdings keine konkrete Summe genannt, mit der er die Firma unterstützen will.
Die Software AG hat zwar ein profitables Geschäft, aber es stagniert – was in einer Branche, die wegen der Digitalisierung der Wirtschaft stetig wächst, Investoren nicht besonders beeindruckt hat. Ähnlich wie die meisten Unternehmen aus der Branche will der Konzern stärker Software-Abos aus der Cloud (Software as a Service – SaaS) vermarkten, anstatt Lizenzen für Programme zu verkaufen, die fest auf Rechnern installiert werden.
An die Stelle einmaliger Lizenzeinnahmen treten regelmäßige Gebühren. In der Anlaufphase lastet das auf Umsatz und Gewinn, was Investoren abschreckt. „Das ist eine Sache, die sich als privat gehaltene Firma ändern wird. Wir werden Entscheidungen treffen, die sich mehr am langfristigen Umsatzwachstum orientieren und nicht Quartalsergebnissen“, sagte Brahmawar. So müsse das Unternehmen etwa Kunden künftig nicht mehr Rabatte gewähren, nur um den Umsatz noch vor Quartalende buchen zu können.
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Radikale Einschnitte soll es bei der Firma mit rund 5000 Beschäftigten nicht geben. Die jüngste Sparrunde, der 200 Stellen zum Opfer fielen, sei so gut wie durch, erklärte Brahmawar: „Diese Optimierung ist eine Art regelmäßige Übung. Wir werden so etwas auch weiterhin tun, um den Betrieb des Unternehmens zu rationalisieren und die Effizienz zu steigern.“
Konzernchef kündigt weitere Zukäufe an
Bei der Wachstumsstrategie sollen Zukäufe wieder eine Rolle spielen. Nach einer dreijährigen Pause habe die Software AG im vergangenen Jahr die US-Firma Streamsets für 580 Millionen Dollar übernommen, bereits mithilfe von Silver Lake.
„Wir werden natürlich weitere Akquisitionen tätigen, aber sie werden sehr gut durchdacht sein, und zwar im Hinblick darauf, wo genau das Unternehmen strategisch wachsen und den Markt dominieren will“, sagte Brahmawar. Der Fokus liege dabei auf Zukäufen für das eigene Geschäft mit Software für die Datenintegration.
Im zweiten Quartal, über das die Software AG am Montag berichtete, steigerte das Unternehmen den Umsatz um neun Prozent auf 248 Millionen Euro und das Betriebsergebnis um zehn Prozent auf 54 Millionen. Das Zukunftsgeschäft mit Integrationssoftware wuchs dabei weniger stark als das Geschäft mit Datenbanksoftware.
Die Aktie der Software AG legte leicht zu. Angesichts der Übernahme durch Silver Lake notiert das Papier an diesem Montag zum letzten Mal im MDax und TecDax und wird dann aus den Indizes entfernt.
Die Software AG wurde 1969 in Darmstadt gegründet, als Großrechner in der Wirtschaft immer mehr Verbreitung fanden. Zum wichtigsten Produkt wurde bald Adabas, ein System fürs Datenbankmanagement. Es kommt mit Aktualisierungen bis heute zum Einsatz. Angesichts der Veränderungen in der IT-Welt, in der Großrechner immer weniger gefragt sind, sinken die Umsätze in diesem Bereich.
Die Software AG hat neue Geschäftsfelder erschlossen, etwa Programme für die Vernetzung von Maschinen, die Automatisierung von Geschäftsprozessen oder die Integration von vielfältigen IT-Systemen. Doch dieses Segment Digital Business entwickelte sich bislang schlechter als erhofft.
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