Es gibt verschiedene Möglichkeiten ein Unternehmen strategisch neu aufzustellen – meist benötigt es aber einen „radical change“.
(Foto: IMAGO/MASKOT)
Düsseldorf Viele in der Vergangenheit bewährte Geschäftsmodelle von Unternehmen büßen gerade an Zukunftsfähigkeit ein – und müssen im Interesse des Überlebens der Unternehmen angepasst, wenn nicht ersetzt werden. Grund sind die sich überlagernden wirtschaftlichen Verwerfungen als Folge der Coronapandemie, des Ukrainekriegs, neuer geopolitischer Blockbildungen, aber auch die in vielen Staaten immer wichtiger werden ökologischen Zielsetzungen.
Vor diesem Hintergrund ist das rasche Erscheinen der zweiten Auflage von „Unternehmenskrisen erfolgreich managen“, einem von erfahrenen Beratungspraktikern verfassten Textbuchs, sowohl ein Beleg für den Bedarf eines solchen Ratgebers für Unternehmenstransformationen als auch für die in der Summe gelungene Konzeption der ersten Ausgabe.
Die vier Autoren sind allesamt selbst Unternehmensberater. Die Aufgabe von Beratern ist es – unter den gegebenen wirtschaftlichen wie politischen Rahmenbedingungen – die Zukunftsfähigkeit von in Schwierigkeiten geratenen Unternehmen wiederherzustellen, zu sichern oder zu verbessern.
Jenseits des Kompetenzbereichs der Unternehmensberatung liegt es allerdings an den politischen Verantwortungsträgern, Ratschläge hinsichtlich einer von den Lehrbuchautoren für richtig erachteten Politik zu machen – wie dies im Kapitel „Krisen: Makro- und mikroökonomische Aspekte“ geschieht. Hier wäre etwas mehr Zurückhaltung angesagt – unabhängig von der Validität einiger Behauptungen und der Stichhaltigkeit der vorgetragenen Argumente sowie dem Glauben an die eigene Ideologiefreiheit.
Durchweg überzeugend sind die sich anschließenden Kapitel, denen jeweils Literaturempfehlungen angefügt sind. Sie sind didaktisch klug aufbereitet und erkennbar geprägt von den profunden Erfahrungen des Autorenteams.
T. Forster, R.E. Ulrich, I. Ulrich, A. Gruber: Unternehmenskrisen erfolgreich managen
Springer Gabler Verlag
Wiesbaden 2023
364 Seiten
54,99 Euro
Dort werden die einzelnen Stufen und Elemente strategischer Business-Transformationen erörtert – von der Strategieentwicklung und der Unternehmenskultur als Basis jedes Transformationsansatzes bis zu den Erfolgsdeterminanten. Dabei wird die Bedeutung psychologischer und sozialer Faktoren betont, um – in der Sprache der Autoren – die Belegschaften „mitzunehmen“ und um „die Herzen der Mitarbeiter [zu] gewinnen“.
Wenngleich die Verfasser das „Binnen-I“ oder den Doppelpunkt zur Betonung der Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit von Mitarbeiterinnen meiden und durchweg das Maskulinum benutzen, wird sehr deutlich, dass die Verfasser psychologische und soziale Faktoren als sehr wichtige Erfolgsdeterminanten und damit Instrumente einer Restrukturierung ansehen, nicht zuletzt, um bei den schwierigen und nicht selten schmerzhaften Prozessen dennoch „die Herzen der Mitarbeiter zu gewinnen“, ebenso wie die der Mitarbeiterinnen.
>>Lesen sie hier: Strategien für Führungskräfte, um Krisenzeiten besser zu bewältigen
Klar und unmissverständlich – und damit hilfreich – werden die Pros und Cons der diversen Instrumente einer erfolgswirksamen Strategieumsetzung diskutiert. Dies gilt nicht zuletzt für die Bedeutung der nach den Erfahrungen des Autorenteams immer noch oft unterschätzten digitalen Transformation.
Bemerkenswert in diesem abschließenden Kapitel „Die Krisenbewältigung erfordert einen „radical change“ ist die sehr klare Positionierung der Verfasser, dass bei strategischen Business-Transformationen „die sofortige Trennung von bisherigen wenig erfolgreichen CEOs […] unabdingbar ist“. Stattdessen sollte in diesen Fällen einem „Chief Executive Officer ad interim“ der Vorzug gegeben werde.
Hier sprechen die Autoren ein Stück weit aus den eigenen Erfahrungen. Fazit: Ein gelungenes Update eines Handbuchs für Praktiker.
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