Das Geschäft mit den Erneuerbaren Energien zieht weiter den gesamten Siemens-Energy-Konzern nach unten.
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München Der Energietechnikspezialist Siemens Energy rechnet wegen roter Zahlen im Geschäft mit der Windkraft im laufenden Geschäftsjahr jetzt mit steigenden Verlusten. „Der Erfolg des Windgeschäfts bleibt die Grundvoraussetzung dafür, dass wir ein profitabler Marktführer im Bereich der Energiewende werden“, sagte Siemens-Energy-Chef Christian Bruch am Montag bei Vorlage der Quartalszahlen.
Ursprünglich hatte Siemens Energy im laufenden Geschäftsjahr 2022/23, das am 30. September endet, den Vorjahresverlust von 647 Millionen Euro deutlich verringern wollen. Nach einem schwachen ersten Quartal wurde die Prognose bereits einmal gesenkt, Bruch rechnete zwischenzeitlich mit einem Nettoverlust auf Vorjahresniveau.
Nach dem zweiten Quartal nun wurden die Erwartungen nochmals reduziert. Nun geht der Dax-Konzern davon aus, dass der Verlust „das Niveau des Vorjahres um bis zu einen niedrigen dreistelligen Millionen-Betrag übersteigen wird“.
Verantwortlich dafür ist allein die Windkrafttochter Siemens Gamesa. Im zweiten Quartal stieg der Verlust im Geschäft mit den Erneuerbaren Energien nochmals um knapp 20 Prozent auf 386 Millionen Euro.
Im Gesamtkonzern konnte das Minus dagegen von 256 auf 189 Millionen Euro reduziert werden. Die Umsätze stiegen deutlich um knapp 24 Prozent auf gut acht Miliarden Euro. Das operative Ergebnis war leicht positiv.
Einige Probleme in den Erneuerbaren Energien sind hausgemacht
Siemens Energy hatte die Krisentochter Gamesa komplett übernommen, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Derzeit läuft die Integration. Die Windkraftsparte leidet unter einer ganzen Reihe von Problemen. Die ganze Branche hat damit zu kämpfen, dass die gestiegenen Preise zum Beispiel für Stahl nicht an die Kunden weitergegeben werden konnten, weil die Verträge das nicht vorsahen.
Bei Siemens Gamesa kamen viele hausgemachte Probleme dazu. So wurden nur wenige Synergien zwischen der Onshore-Sparte mit den Windrädern auf Land und dem Offshore-Segment genutzt.
Zudem lief der Anlauf der ersten gemeinsam entwickelten Plattform 5.X schlecht. Siemens Energy tauschte mehrmals den Chef aus und schickte schließlich den bewährten Krisenmanager Jochen Eickholt nach Spanien.
Diesem trauen alle Seiten die Wende zu – doch erfordert die Zeit. Die Projekte laufen oft über mehrere Jahre. „Eickholt hat einige Weichen richtig gestellt“, heißt es in Aufsichtsratskreisen. Die Aufträge, die neu hereingeholt werden, seien profitabler. Zudem arbeite der Topmanager intensiv an den Prozessen.
Siemens Energy hat seit der Abspaltung vom einstigen Mutterkonzern Siemens nur Verluste gemacht. Dabei verdecken die Probleme mit den Erneuerbaren die Tatsache, dass die Geschäfte mit Gaskraftwerken und Stromnetzen sehr solide laufen.
Der Umsatz soll nun prozentual zweistellig steigen
So konnte Siemens Energy die Umsatzprognose für das Gesamtjahr sogar erhöhen. Der Konzern rechnet nun mit einem Anstieg der Erlöse um zehn bis zwölf Prozent. Zuletzt hatte die Prognose bei drei bis sieben Prozent gelegen.
Für Unruhe im Konzern hat ein Bericht des Handelsblatts gesorgt, dass die Sparte mit Hochspannungskomponenten für einen möglichen Verkauf vorbereitet wird. Das Geschäftsfeld umfasst zum Beispiel Isolatoren, Ableiter und Spulen für Umspannwerke.
Kern sind die Aktivitäten der Firma Trench Group, die Siemens vor knapp 20 Jahren übernommen hatte. Nach Informationen des Handelsblatts aus Industriekreisen erzielte die Einheit mit 2500 Mitarbeitern insgesamt zuletzt dreistellige Millionenumsätze. Es sei ein „fragwürdiger Stil“, dass die Beschäftigten von den Plänen aus der Presse erfahren würden, kritisierte die IG Metall.
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