Die Aktie der PacWest ist in dieser Woche in den Fokus der Anleger geraten.
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New York Amerikas Regionalbanken haben eine turbulente Woche mit einer Erleichterungsrally beendet. Die Aktie der PacWest aus Los Angeles schoss am Freitag um 82 Prozent nach oben. Die Western Alliance aus Phoenix legte 49 Prozent zu. Der KBW-Index der Regionalbanken stieg um knapp fünf Prozent.
Angetrieben wurde die Rally auch von JP Morgan Chase. Analysten von Amerikas größter Bank hatten am Freitag drei Regionalbanken trotz der Turbulenzen der vergangenen Wochen heraufgestuft. Die deutlichen Kursverluste der vergangenen Tage seien vor allem auf sogenannte Shortseller zurückzuführen, die auf fallende Aktienkurse setzen. Dabei sei die Lage deutlich weniger ernst, als die Kurzeinbrüche suggerierten.
„Die Quartalszahlen der Regionalbanken haben gezeigt, dass die Einlagenabflüsse nicht so groß waren wie befürchtet“, betonte JP Morgan-Analyst Steven Alexopoulos. Er stufte neben der Western Alliance auch die Institute Zions und Comeria herauf.
JP Morgan hatte erst am Montag große Teile der zuvor Pleite gegangenen First Republic Bank übernommen. Eigentlich sollte damit vorerst Ruhe in die Bankenbranche einkehren. Nach der Silicon Valley Bank (SVB) und der New Yorker Signature Bank im März war das die dritte Bankenpleite in zwei Monaten. Es war jedoch auch die letzte Bank, die akut unter Druck geraten war. Doch es kam anders. Schon am Dienstag brachen die Aktien erneut ein.
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„Leerverkäufer hatten sich nach der Pleite der First Republic in einer Position der Stärke gesehen“, glaubt Alexopoulos. Das hat auch die Regierung von US-Präsident Joe Biden und die Regulierungsbehörden alarmiert. Das Weiße Haus „beobachtet den Druck durch Leerverkäufe auf gesunde Banken“, sagte Bidens Sprecherin am Donnerstag. Der Bankenverband American Bankers Association hatte ein temporäres Verbot von Leerverkäufen gefordert und auch Vorwürfe der Marktmanipulation erhoben.
„Es gibt keine einfachen Lösungen in der Vertrauenskrise“
Unterdessen wird weiter über Möglichkeiten diskutiert, die Vertrauenskrise bei den Regionalbanken zu beenden. „Das Problem ist jedoch, dass es keine einfachen Lösungen gibt“, warnte Julian Wellesley, Analyst beim Vermögensverwalter Loomis Sayles & Co. aus Boston. Shortseller leihen sich Aktien und verkaufen diese weiter. Wenn die Kurse fallen, kaufen sie sie zurück und behalten die Differenz. Damit haben sie Milliardengewinne gemacht.
Doch ein temporäres Verbot „wird nicht viel bringen, um das Vertrauen nachhaltig wieder herzustellen“, argumentiert Wellesley. Schon während der Finanzkrise 2008 wurden die Leerverkäufe für zwei Wochen ausgesetzt. Eine Studie der regionalen Notenbank in New York hatte anschließend jedoch gezeigt, dass das nicht den gewünschten Erfolg hatte. Dabei kann anhaltender Druck auf die Aktienkurse durchaus gefährlich werden, so Wellesley. Selbst wenn die Bank an sich nicht in Schwierigkeiten steckt – „es besteht das Risiko, dass sich ein massiver Kurseinbruch zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung wird.“
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Diskutiert wird auch, die Einlagensicherung in den USA zu erhöhen. Derzeit sind Guthaben von bis zu 250.000 Dollar pro Kunde und Bank versichert. Regionalbanken hatten bereits vor Wochen gefordert, Einlagen für die kommenden zwei Jahre voll zu garantieren. Auch das war in der Finanzkrise der Fall. Dafür braucht es jedoch die Zustimmung aus dem tief gespaltenen Kongress, was als unwahrscheinlich gilt.
Diskutiert wird auch die Idee, lediglich Geschäftskonten von Unternehmen eine höhere Einlagensicherung einzuräumen. Doch auch dafür muss der Kongress zustimmen. Loomis-Analyst Wellesley geht daher davon aus, dass die Rally vom Freitag nicht nachhaltig sein wird.
Auslöser der Probleme waren die Folgen der strengen Zinspolitik der US-Notenbank Fed. Sie führte dazu, dass bei vielen Instituten Buchverluste bei ihren Anleihen und Krediten entstanden sind. Diese verlieren an Wert, wenn der Leitzins steigt. Eine Reihe von Banken hatten die steigenden Zinsen nicht kommen sehen und haben die Zinsänderungsrisiken daher unterschätzt. Die Fed hat erst am Mittwoch die Zinsen erneut angehoben, auf die Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent.
Die PacWest sei in Gesprächen mit potenziellen Partnern und Investoren, und wolle alle Optionen prüfen, um „den Wert für die Aktionäre zu maximieren“, hieß es. Doch eine Käufersuche gestaltet sich schwierig. „Die vergangenen drei Bankenpleiten haben gezeigt: Es lohnt sich für die Interessenten, die Bank Pleite gehen zu lassen und später die Filetstücke zu einem günstigeren Preis zu übernehmen“, sagte ein Bankeninvestor dem Handelsblatt. „Das macht die Aussichten für Aktionäre noch düsterer.“
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