Besserung beim Wirtschaftswachstum ist laut dem IWF erstmal nicht in Sicht.
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Washington, Berlin Der Internationale Währungsfonds rechnet auch in den nächsten Jahren trotz eines starken Arbeitsmarkts mit lediglich geringem Wirtschaftswachstum. „Das Wachstum bleibt historisch schwach – jetzt und mittelfristig“, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Donnerstag in Washington. „Wir gehen davon aus, dass das weltweite Wachstum in den nächsten fünf Jahren bei etwa drei Prozent liegen wird – unsere niedrigste Mittelfristprognose seit 1990.“
Der Schnitt der vergangenen beiden Jahrzehnte habe bei 3,8 Prozent gelegen. Zentral seien nun mehr Digitalisierung, mehr Investitionen in erneuerbare Energien, mehr Strukturreformen und mehr Zusammenarbeit auf internationaler Bühne statt geopolitischer Spannungen.
In diesem Jahr würden Indien und China die Hälfte des weltweiten Wachstums ausmachen. Das Wachstum verlangsame sich in 90 Prozent der Industriestaaten – so auch im Euroraum. Dort würden hohe Zinsen die Nachfrage belasten.
Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat die bereits angespannten Beziehungen zwischen den USA und China verschlechtert, die globale Inflationskrise verschärft und den Hunger in der Welt angeheizt. “Angesichts der zunehmenden geopolitischen Spannungen und der nach wie vor hohen Inflation ist ein robuster Aufschwung nach wie vor schwer zu erreichen”, so Georgiewa.
Der IWF will kommenden Dienstag im Zuge der Frühjahrstagung in der US-Hauptstadt seinen neuen Konjunkturausblick vorstellen. Bereits im Januar hatte er ein weltweites Wachstum von nur 2,9 Prozent für dieses Jahr vorhergesagt – also 0,5 Prozentpunkte weniger als 2022. Auch am Donnerstag betonte Georgiewa, dass mit einem Wirtschaftswachstum von weniger als drei Prozent zu rechnen sei.
Georgiewa sieht auch die geopolitischen Spannungen durch den Ukrainekrieg und dem schlechten Verhältnis zwischen den USA und China als Ursache für die langsame Weltwirtschaft.
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Eine wichtige Rolle kommt laut IWF wegen der hartnäckig hohen Inflation den Notenbanken zu, die die Zinsen derzeit so stark anheben wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Der Trend werde sich fortsetzen, so die IWF-Chefin.
Gleichzeitig müssten die Notenbanken aber auch auf die Finanzstabilität achten, die zuletzt durch den Kollaps mehrerer Banken in den USA und in der Schweiz wieder in den Vordergrund rückte. Sollte das Bankensystem instabil werden, müssten die Geldpolitiker kompliziertere Abwägungen zwischen Inflation und dem Schutz des Finanzsystems treffen, ergänzte sie. “Sie müssen wachsamer und agiler sein denn je.” Grundsätzlich seien Banken widerstandsfähiger geworden seit der Finanzkrise von 2008.
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