Das Unternehmen, einer der größten Kupferrecycler der Welt, leidet erneut unter massiven Diebstählen.
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Düsseldorf Zum zweiten Mal in diesem Jahr ist der Hamburger Kupferhersteller und Recyclingspezialist Aurubis Opfer eines mutmaßlichen Metalldiebstahls geworden. Der Schaden könnte diesmal einen dreistelligen Millionenbetrag ausmachen, teilte das MDax-Unternehmen am Donnerstagabend mit. Daher streicht der Konzern seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr.
Bereits im Juni hat Aurubis einen Diebstahl öffentlich gemacht. Derzeit läuft eine Sonderinventur, um die Bestände zu prüfen. Das Zwischenergebnis fällt gravierend aus: In den Lagern ist viel weniger Metall gelagert, als das Unternehmen angenommen hat.
Aurubis ist nach eigenen Angaben der weltweit führende Anbieter von Nichteisenmetallen und einer der größten Kupferrecycler der Welt. Seine Lieferanten geben an, welche Metalle sie liefern, Aurubis prüfe stichprobenartig jede Lieferung, um Wert und Preis der Lieferung zu ermitteln, sagte ein Sprecher. Alles könne man nicht kontrollieren.
Aurubis: Aktie bricht nach Gewinnwarnung ein
„Im Zuge der Sonderinventur haben wir als Zwischenergebnis festgestellt, dass Metallproben in Lieferungen gefälscht wurden. Die Abweichung ist so gravierend, dass wir sie dem Kapitalmarkt melden mussten“, sagte der Sprecher dem Handelsblatt. Aurubis hat nach eigenen Angaben das Landeskriminalamt eingeschaltet.
Die Sonderinventur müsse bis Ende September abgeschlossen sein, denn dann endet das Geschäftsjahr. Dazu, wie weit die Überprüfung fortgeschritten ist, will das Unternehmen keine Angaben machen. Der Schaden werde das Ergebnis des laufenden Geschäftsjahres 2022/23 belasten. Der Prognosekorridor von 450 Millionen bis 550 Millionen Euro könne deshalb nicht gehalten werden.
Die Aktie von Europas größter Kupferhütte fiel daraufhin am Freitag um bis zu 18 Prozent, so stark wie zuletzt vor knapp acht Jahren. Am frühen Nachmittag betrug das Minus noch etwa 14 Prozent.
Die Sonderinventur war notwendig geworden, nachdem im Juni bekannt wurde, dass Zwischenprodukte im Produktionsprozess im zweistelligen Millionenwert durch organisierten Diebstahl gestohlen wurden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt dazu seit mehreren Jahren.
Ein Teil der Personen sei festgenommen worden und sitze nun in Untersuchungshaft, hieß es damals. Die betroffenen Mitarbeiter seien umgehend freigestellt und den beschuldigten Beschäftigten von Fremdfirmen Werksverbot erteilt worden.
Ob es einen Zusammenhang zwischen dem damaligen Edelmetalldiebstahl und dem nun festgestellten Betrug gibt, sei unklar, sagt Aurubis. „Dieses Mal wurde das Metall nicht physisch entwendet, es war nie bei uns, da von einer Manipulation der Proben ausgegangen werden muss“, sagte ein Unternehmenssprecher.
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Offen ist auch noch, um welche Metalle es im einzelnen geht. Da der Recyclingbereich betroffen ist, könne es neben Kupfer auch um wertvolle Edelmetalle gehen, sagte der Sprecher der Nachrichtenagentur dpa.
Nach der Gewinnwarnung von Aurubis setzte der am Unternehmen maßgeblich beteiligte Stahlkonzern Salzgitter seine Prognose ebenfalls aus. Durch die Bilanzierung nach der Equity-Methode habe die Ergebnisentwicklung bei Aurubis unmittelbaren Einfluss auf den erwartbaren Jahresgewinn des Konzerns und sei fester Bestandteil der Ergebnisplanung. Salzgitter werde seinen Geschäftsausblick anpassen, sobald Aurubis seine Prognose aktualisiert habe.
Die Aktien von Salzgitter fielen daraufhin zeitweise um mehr als sieben Prozent, erholten sich dann im Handelsverlauf aber wieder.
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