München Die Liste der Investoren der Softwarefirma Remberg liest sich wie ein „Who’s who“ der deutschen Begin-up-Szene. Nach der jüngsten Finanzierungsrunde gehören gleich fünf Gründer von Begin-ups mit einer Milliardenbewertung zum Investorenkreis, darunter Personio-Chef Hanno Renner und Celonis-Gründer Bastian Nominacher.
„Es ist ein beruhigendes Gefühl, wenn erfolgreiche Gründer überzeugt sind, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte Remberg-Gründer David Hahn dem Handelsblatt.
Remberg will mittelständischen Maschinenbauern bei der Digitalisierung helfen. Die Firma hat eine Artwork CRM-Software program (Buyer Relationship Administration) für den immer wichtiger werdenden Service nach dem Verkauf entwickelt. Der Bestand an Maschinen, Anlagen und Fahrzeugen wird erfasst, auch Servicetermine und Ersatzteilbestellungen.
Wenn man über Messen gehe, sei jede Maschine an das Web der Dinge angebunden und zum Beispiel aus der Ferne wartbar. „Die Realität sieht oft ganz anders aus“, sagt Hahn.
Hersteller hätten häufig noch nicht einmal digital erfasst, wo ihre Tausenden Maschinen weltweit im Einsatz seien. „Solange der Außendienst, wie zum Beispiel ein Servicetechniker im Mittelstand, Berichte noch auf Papier ausfüllt und Mitarbeitende im Kundenservice kein zentrales Ticketingsystem haben, brauchen wir hier nicht mit vorausschauender Wartung und IoT zu kommen.“
So will Remberg – ein Kunstname, der Vertrauen bei den oft eher konservativen Kunden wecken soll – einen Markt ganz neu entwickeln. „Die größten Wettbewerber sind Papier, Excel und der Establishment.“ Der Markt habe ein Milliardenpotenzial. Knapp eine halbe Million Maschinen und Anlagen werden bereits mit der Plattform verwaltet.
„Im Service müssen die Prozesse weg vom Papier“
Die Remberg-Software program zieht in einem ersten Schritt alle Stammdaten über Maschinen und Anlagen aus existierenden IT-Systemen, um Nutzern einen Überblick über ihren Bestand in der Cloud zu ermöglichen. So können sie dann auch Prozesse im Service, später auch Vertrieb und Advertising rund um ihr Gear digitalisieren.
Bei diesem Geschäftsmodell fühlte sich Hanno Renner, einer der bislang erfolgreichsten deutschen Gründer, an seine Anfänge erinnert. Seine Firma Personio hat eine Software program für Personaler in kleineren und mittelständischen Betrieben entwickelt.
„Bevor wir mit Automation im Personalwesen anfangen konnten, mussten wir auch zunächst zum Beispiel Excel für Urlaubszeiten loswerden“, sagt Renner. „Auch im Service müssen die Prozesse weg vom Papier.“ Speziell bei kleinen und mittelständischen Unternehmen fehle oft die Grundlage, genau das habe Remberg verstanden.
Additionally investierte Renner, dessen Personio in der letzten Finanzierungsrunde mit mehr als sechs Milliarden Greenback bewertet wurde, früh in Remberg. Dort trifft er auf weitere erfolgreiche Gründer.
In der neuen Finanzierungsrunde steigt nun auch Bastian Nominacher als Investor ein. Er hat den Datenanalytik-Spezialisten Celonis mitgegründet, mit mehr als zehn Milliarden Greenback Deutschlands erstes Decacorn mit einer zweistelligen Milliardenbewertung.
Ein weiterer prominenter Investor ist Daniel Dines über die VC-Gesellschaft Crew Capital. Er hat UiPath gegründet. Der inzwischen börsennotierte Automatisierungsanbieter aus Rumänien conflict eines der ersten europäischen Begin-ups, das eine zweistellige Milliardenbewertung erreichte.
Ebenfalls bei Remberg investiert haben Personio-Mitgründer Roman Schumacher und Michael Wax, Gründer der Logistikfirma Forto, die ebenfalls ein Einhorn ist.
Hinzu kommen noch unter anderem Julian Lange, Finanzvorstand des Einhorns Aiven und Mirko Novakovic, der sein Tech-Begin-up Instana laut Branchenschätzungen für eine halbe Milliarde Greenback an IBM verkauft hatte. Auch die vier Gründer des Sensor-Spezialisten Konux sowie Andrej Henkler, früher Investor bei Palantir, investierten in Remberg.
Gründer investieren in die nächste Era
Wenn er einmal wegen eines Issues eine schlaflose Nacht habe, sagt Hahn, könne er einen seiner Enterprise Angels anrufen. Als es um die Akquise von neuen Investoren ging, kontaktierte er Renner, beim Aufbau des Vertriebs half Wax mit der Blaupause von Forto.
So läuft es derzeit bei vielen Begin-ups. „Es ist aus meiner Sicht ein sehr gutes Zeichen für die Weiterentwicklung des Ökosystems in Deutschland, dass zunehmend erfolgreiche Gründerinnen und Gründer in die nächste Era investieren“, sagt Carsten Rudolph, Geschäftsführer des Investorennetzwerks BayStartup. Für die jungen Firmen habe das „den unschätzbaren Vorteil, dass sie Investoren an Bord haben, die sich wirklich mit allen Gepflogenheiten der Begin-up-Szene auskennen und meist auch über ein sehr gutes Netzwerk verfügen“.
Sind bewährte Gründer an Bord, wagen auch etablierte VC-Firmen eher ein Funding. So hatte zum Beispiel BMW i Ventures, der VC-Ableger von BMW, den deutschen Markt lange Zeit hyperlinks liegen lassen und vornehmlich zum Beispiel im Silicon Valley und in Israel investiert.
Doch wolle man sich nun verstärkt in Deutschland engagieren, sagte Kasper Sage, Managing Companion bei BMW i Ventures, kürzlich dem Handelsblatt. Das liege auch daran, dass nun verstärkt Seriengründer und Enterprise Angels ihre Erfahrungen weitergäben.
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Remberg hat die Umsätze, die laut Branchenschätzungen in diesem Jahr siebenstellig sein dürften, zuletzt verdreifacht. „Das hohe Tempo wollen wir beibehalten“, sagt Hahn. „Unser Ziel ist es, weltweit Unternehmen zu helfen, zu digitalen Champions im Zeitalter von IoT zu werden.“
Bei der Collection-A-Finanzierungsrunde sammelte Remberg jetzt elf Millionen Euro ein. Angeführt wird die Runde von Earlybird unter Beteiligung der bisherigen Investoren Speedinvest und Fly Ventures. Personio-Gründer Renner conflict bereits bei der Seed-Finanzierungsrunde 2019 dabei, Nominacher kam nun neu hinzu.
Hahn und seine Mitgründer Julian Madrzak, Hagen Schmidtchen und Cecil Wöbker hatten sich an der Begin-up-Schmiede CDTM (Heart for Digital Know-how & Administration) kennengelernt, einem gemeinsamen Institut der beiden Münchener Universitäten.
Schmidtchen und Hahn hatten vor der Gründung bereits für Vodafone im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet. Wöbker conflict vor Remberg am MIT in Boston für einen Forschungsaufenthalt, Madrzak im Produktmanagement bei Celonis aktiv – dieser stellte später den Kontakt zu Nominacher her.
Mit dem Erlös aus der Finanzierungsrunde soll nun die Technologie weiterentwickelt und der Vertrieb ausgebaut werden. Bei der Frage, wie man da am besten vorgeht, können ja erfolgreiche Gründer wie Nominacher und Renner helfen. „Es ist wunderbar“, sagt Hahn, „wie das Ökosystem funktioniert.“
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