Düsseldorf Die Aktien des hochverschuldeten Immobilienkonzerns Evergrande sind am Montag stark unter Druck geraten. Zeitweise stürzten sie um 25 Prozent ab, nachdem am Wochenende bekanntgeworden war, dass die Polizei in der südchinesischen Megametropole Shenzhen einige Manager der Vermögensverwaltungssparte des Konzerns festgenommen hat. „Organe der öffentlichen Sicherheit haben kürzlich strafrechtliche Zwangsmaßnahmen gegen Du und andere mutmaßliche Kriminelle bei Evergrande Financial Wealth Management Co. ergriffen“, teilte die Behörde am Samstag in einem Post auf ihrem offiziellen WeChat-Kanal mit.
Offenbar befindet sich unter den Verhafteten demnach der Generaldirektor der Vermögensverwaltung, Du Liang. Evergrande war für eine Stellungnahme am Montag nicht zu erreichen.
Die Polizei nannte keine weiteren Details über die Zahl der Festgenommenen oder zu den genauen Anklagepunkten, forderte Investoren allerdings allgemein auf, Finanzdelikte anzuzeigen. Die Evergrande-Aktie machte im Laufe des Tages wieder einen größeren Teil der Verluste wett.
Das Unternehmen steht im Zentrum der chinesischen Immobilienkrise. Evergrande geriet vor rund zwei Jahren in massive Schieflage, nachdem die Immobilienblase in China geplatzt war – ein Zusammenbruch konnte bislang aber vermieden werden.
Mitte August des Jahres beantragte das Unternehmen im Zuge der Sanierung Gläubigerschutz in den USA, um sich gegen Forderungen von Gläubigern aus den Vereinigten Staaten zu wappnen. Mit Verbindlichkeiten in Höhe von rund 300 Milliarden Euro gilt der Konzern als das am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen der Welt.
Der Handel war monatelang ausgesetzt
Angesichts der Festnahmen vom Wochenende wächst erneut die Sorge, dass Evergrande die Krise im wichtigen Immobiliensektor weiter vertieft. Der Handel der Evergrande-Aktien war fast eineinhalb Jahre ausgesetzt gewesen und erst Ende August wieder aufgenommen worden.
Bereits am Freitag hatte die nationale Finanzaufsicht grünes Licht für die Übernahme der insolventen Versicherungstochter Evergrande Life Insurance gegeben. Käufer ist ein eigens in Shenzhen geschaffenes staatliches Unternehmen namens Haigang Life Insurance
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Für Anleger ist es derzeit schwer, die Entwicklung der unruhigen Immobilien-Werte auf dem chinesischen Markt einzuschätzen. Das betrifft nicht nur Evergrande. Auch die Aktie von Country Garden zeigt sich volatil.
Ende August waren die Papier des chinesischen Immobilienkonzerns auf ein Allzeittief gefallen. Allerdings verdoppelte sich der Kurs danach, um zu Beginn dieser Woche wieder in einen Abwärtsstrudel zu geraten. Die Schulden von Country Garden belaufen sich auf rund 178 Milliarden Euro.
Auch hier ist der Zahlungsausfall zwar vorerst abgewendet, allerdings steckt das Unternehmen nach wie vor in der Krise. Ein Zusammenbruch von Country Garden könnte den chinesischen Immobiliensektor in weitere Schwierigkeiten bringen. Die Branche ist für ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts Chinas verantwortlich.
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