Berlin Hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie Lieferengpässe trüben die Geschäftserwartungen der Unternehmen in Deutschland ein. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) senkt vor diesem Hintergrund seine Wachstumsprognose für dieses Jahr.
Erwartet wird nun ein Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,0 Prozent, nach zuvor 3,6 Prozent. „Die Unternehmen sind von ihrer derzeitigen Scenario durchaus enttäuscht“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben am Freitag. „Damit werden wir das Vorkrisenniveau unserer Wirtschaftsleistung voraussichtlich erst zur Jahresmitte erreichen.“
Die prognostizierten drei Prozent sind eher noch optimistisch. Rein statistisch hätte der DIHK bei der BIP-Projektion auch auf 2,8 Prozent heruntergehen können. Die Bundesregierung hatte im Januar ihre Prognose gesenkt, allerdings nur auf 3,6 Prozent.
Auch die Wirtschaftsinstitute bewegen sich noch in diesem Bereich. Allerdings dürften die anhaltende Pandemie-Lage und nur langsame Besserung bei den Lieferengpässen dazu führen, dass auch die weiteren Konjunkturforscher dem DIHK folgen werden.
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Dieser stützt seine Erkenntnisse auf eine Umfrage unter 28.000 Unternehmen. Diese gaben als größte Belastungsfaktoren vor allem die hohen Energiepreise an. 64 Prozent sehen diese als größtes Geschäftsrisiko. Besonders Industrieunternehmen sind betroffen, hier liegt der Wert bei 85 Prozent. Darüber hinaus sorgt der Fachkräftemangel für Probleme. Das gaben 61 Prozent der Befragten an.
Kritik an möglicher Verschiebung der Superabschreibungen
Die Wirtschaft beurteilt sowohl ihre aktuelle Lage als auch den Ausblick auf das Gesamtjahr 2022 negativer als bei der vergangenen DIHK-Umfrage. Nur noch knapp ein Viertel der Unternehmen rechnet in den kommenden zwölf Monaten mit besseren Geschäften.
„Die Konjunktur hält die Luft an“, sagte Wansleben. In den Unternehmen herrsche zwar weiterhin eine vorsichtig optimistische Grundstimmung. „Viele wissen aber wegen großer Unsicherheiten nicht, wie es weitergeht.“
Bei den Materialengpässen erwartet ein Großteil der Unternehmen, dass diese noch länger anhalten werden. Bloß zehn Prozent rechnet mit einem klaren Rückgang noch im ersten Halbjahr 2022.
Besonders die Unternehmen mit einem starken Inlandsgeschäft könnten das kaum kompensieren, weil die Nachfrage nicht so groß sei. Die Lage bei exportstarken Firmen sei hingegen deutlich besser, vor allem im Maschinenbau. „Wen wundert es, die exportieren ja auch auf Teufel komm raus“, sagte Wansleben.
Auch die Investitionstätigkeit der Unternehmen stellt sich als problematisch dar. Wansleben fordert, hier schnell Anreize zu setzen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) will offenbar die im Koalitionsvertrag angekündigte Investitionsprämie für Klimaschutz und Digitalisierung in Type von Superabschreibungen erst im kommenden Jahr starten.
Unter anderem wird argumentiert, dass die Unternehmen nach Abbau der Lieferengpässe ohnehin mehr investieren wollten. Wansleben hält das für einen Fehler: „Die Investitionspläne sind so, wie unterstellt wird.“ Die Superabschreibungen brauche es zeitnah.
Mit Agenturmaterial
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