Amerikas Banker beenden in diesen Tagen das profitabelste Jahr aller Zeiten. Die Finanzbranche profitierte gleich von drei Faktoren. Anfang des Jahres waren es noch ein florierender Aktienhandel und die hohe Nachfrage nach Mantel-Börsengängen, den sogenannten Spacs, an denen Institute prächtig verdienten. In den vergangenen Monaten battle es dann ein beispielloser, globaler Growth bei Fusionen und Übernahmen, die die Investmentbanker wieder zu den Stars der Wall Avenue machten.
Europäische Banken profitierten davon allenfalls marginal – und bleiben damit weiter im Schatten der Wall-Avenue-Banken: Goldman Sachs wusste bereits im September, dass 2021 das beste Jahr aller Zeiten werden würde.
Morgan Stanley machte im ersten Quartal mit vier Milliarden Greenback schon mehr Gewinn als sonst in einem Jahr. JP Morgan, Amerikas größte Financial institution, stellt sich auf 45 Milliarden Greenback Revenue ein, ein Viertel mehr als der vorherige Rekord aus dem Jahr 2019. Natürlich wird sich diese Entwicklung einmal mehr in Rekordbonuszahlungen widerspiegeln.
Aber auch all diese Erfolge können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stimmung in der Finanzbranche schlecht ist. Viele Bankmanager spüren, dass die Geschäfte von gestern nicht mehr die Geschäfte von morgen sein werden.
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Viele Bankchefs halten immer noch zu sehr an alten Prinzipien und Denkmustern fest, statt sich auf die neuen Realitäten einzustellen. Dabei braucht die Wall Avenue gerade jetzt neue Banker, neue Arbeitsweisen, neue Talente, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Wer das ignoriert, wird in den kommenden Jahren teuer dafür bezahlen – und manchem dämmert, dass die Rekordjahre auch einmal vorbei sein könnten.
Die schlechte Stimmung hat im Wesentlichen drei Gründe. Erstens: Die Banker sind ausgebrannt. Sicher, der Beruf battle noch nie für eine ausgewogene Work-Life-Stability bekannt. Doch die Pandemie hat viele an ihre Grenzen gebracht, wie ein Hilferuf junger Goldman-Mitarbeiter im Frühjahr eindrücklich schilderte.
Die Banker sprachen über die körperlichen und mentalen Folgen, die die vielen 100-Stunden-Wochen bei ihnen hinterlassen haben. Damit haben sie eine branchenweite Debatte über die Arbeitsbedingungen ausgelöst.
In vielen Fällen lag die Lösung jedoch nicht darin, das Arbeitspensum zu reduzieren, sondern darin, den Mitarbeitern (noch) mehr Geld zu bieten. „Die sollen sich nicht so anstellen, wir haben früher schließlich auch hart gearbeitet“, lautet oft das Mantra der Supervisor, die seit vielen Jahrzehnten in der Finanzbranche arbeiten und heute darüber entscheiden, ob alte Strukturen aufgebrochen werden oder nicht.
Doch an der Vergangenheit festzuhalten ist die falsche Strategie, was der Personalmangel und der harte Kampf um neue Talente zeigen. Denn es gibt, zweitens, so viele Alternativen wie nie zuvor. Egal ob Tech-, Fintech- oder Kryptobranche – überall gibt es Bedarf an Talenten, die ihr Wissen aus der klassischen Finanzwelt in neuen Bereichen einbringen können. Oft sind nicht nur die Arbeitszeiten geringer, auch das Arbeitsumfeld ist häufig wesentlich angenehmer.
Moderater Wandel im Arbeitsumfeld sind realistisch
Das soll nun nicht heißen, dass es bei Goldman und JP Morgan künftig so unkonventionell zugehen muss wie in der Kryptowelt. Doch es gibt Möglichkeiten, das Arbeitsklima zu verbessern. Leidenschaftlich wurde in diesem Jahr darüber diskutiert, ob Banker in Zeiten der Pandemie vom Büro aus arbeiten müssen oder nicht.
Das alte Argument, an dem die Cooks von Goldman, Morgan Stanley und JP Morgan gern festhalten, lautet: Banking ist ein Lehrberuf, in dem sich Berufseinsteiger Dinge von den alten Hasen abschauen müssen, und das geht eben nur im Büro. Daher waren die Banken die Ersten, die darauf gedrängt haben, ihre Mitarbeiter zurück in die glitzernden Glastürme zu holen.
Dabei sah die Arbeitswelt bereits lange vor Covid so aus, dass junge Banker oft nur through E-Mail mit ihren gestressten Vorgesetzten kommunizieren, oft Anweisungen nicht verstehen und unnötig lange von ihnen zu ineffizienter Arbeit gezwungen werden.
Die Finanzhäuser sollten ihre Rekordgewinne auch dafür nutzen, in bessere Mentorenprogramme zu investieren, und darüber nachdenken, wofür man im „New Work“-Zeitalter noch ins Büro kommen muss. Denn die geringe Flexibilität, das sture Pochen auf die Rückkehr ins Büro, das nun gerade von vielen Banken wegen Omikron doch wieder einkassiert wird, ist ein weiterer Punkt, der den Bankern aufs Gemüt schlägt.
Bei Jefferies etwa erkrankte eine ganze Reihe Mitarbeiter Anfang Dezember an Covid. Erst danach entschloss sich die Financial institution, alle wieder ins Homeoffice zu schicken. Letztlich sind das auch Fragen der Arbeitskultur. Andere Branchen, auch und gerade aus dem Bereich Tech, Fintech und Krypto, sind hier schon deutlich weiter.
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