Düsseldorf Auf die Notenbanken folgt der Terminmarkt: Am Freitag stand der deutsche Aktienmarkt im Zeichen des großen Verfallstags, auch Hexensabbat genannt. In der Vergangenheit struggle dieser Tag oft ein „Gamechanger“ und hat in diesem Jahr stets für eine neue Richtung am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Allerdings ging es bislang immer abwärts.
Auch Handelstag am Freitag verlief ähnlich. Der deutsche Leitindex Dax schloss 0,7 Prozent im Minus bei 15.532 Punkten, grenzte seine Verluste zum Handelsende aber ein. Eine gute Stunde vor Handelsschluss hatte er noch 1,4 Prozent im Minus gelegen. Auf Wochensicht verlor das Frankfurter Börsenbarometer 0,6 Prozent.
Für den Dax ging der große Verfallstag bereits 13 Uhr zu Ende, der Abrechnungskurs lag bei 15.530 Punkten und damit unter der entscheidende Marke von 15.600 Punkten. Auf diesem Niveau wurden sowohl auf der Put- als auch auf der Name-Seite große Positionen fällig. Die Käufer von Put-Optionen konnten freuen, wie diese nicht wertlos verfiel. Die Verkäufer, auch Stillhalter genannt, mussten hingegen entweder Abstriche bei ihrer erzielten Prämie für den Verkauf machen oder lagen im Minus. Bei der Name-Possibility struggle es entgegengesetzt.
Der Hexensabbat im Dezember ist der größte und wichtigste Optionsverfallstermin des Jahres. An keinem anderen Tag im Jahr werden mehr Kontrakte fällig als am Dezember-Verfall. Erst gegen Handelsschluss laufen die Optionen und Futures auf die einzelnen Aktien aus.
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Sowohl im Juni als auch im September dieses Jahres hatte der damalige Hexensabbat einen Kursrutsch eingeleitet (siehe Grafik). Bleibt nur zu hoffen, dass der große Verfallstag am heutigen Freitag ähnlich verläuft wie der im Dezember des vergangenen Jahres. Auch damals gab es einen üblichen Kursrutsch, anschließend ging der Dax aber am Montag der folgenden Woche in eine Weihnachtsrally über.
Für einen solchen Jahresschlussspurt spricht auch die Anlegerstimmung. Sowohl die Handelsblattumfrage Dax-Sentiment als auch die Erhebung der Börse Frankfurt sind positiv zu bewerten.
Notenbanken geben Goldpreis Auftrieb
Zum Wochenschluss notiert der Dax auf dem Niveau vor der US-Zinsentscheidung. Für große Bewegungen am Aktienmarkt insgesamt haben die Notenbanken in Washington, London und Frankfurt additionally nicht gesorgt. Auch wenn der Einfluss der Notenbanken auf den gesamten Aktienmarkt eher gering ist: Die Auswirkungen auf einzelne Branchen oder Assetklassen sind groß. Denn die Geldhüter machten klar: Die Inflation bleibt hoch.
Die Auswirkungen sind an den US-Börsen zu sehen. Bereits am gestrigen Donnerstag ging der Dow-Jones-Index mit eher klassischen Industriewerten unverändert aus dem Handel, während der Technologieindex Nasdaq 2,5 Prozent abrutschte. Die Kurse der Technologiewerte gelten als besonders anfällig für steigende Zinsen.
Gold profitiert dagegen von höheren Inflationserwartungen. Der Preis für eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) stieg seit der Sitzung der US-Notenbank in der Spitze um 2,5 Prozent und notiert mittlerweile wieder über der Marke von 1800 Greenback. Am Freitag ging es um 0,3 Prozent aufwärts.
Der Development könnte vorerst anhalten: Zahlreiche große deutsche Vermögensverwalter wollen künftig den Anteil von Gold in den Portfolios ihrer Kunden erhöhen. Das geht aus einer Studie der Beratungsgesellschaft Reality im Auftrag des World Gold Councils hervor, die dem Handelsblatt vorab vorliegt.
Türkische Lira im freien Fall
Für die türkische Lira gings es derweil weiter bergab: Die Währung fiel auf ein Rekordtief, im Gegenzug steigt der Greenback zwischenzeitlich um mehr als acht Prozent auf 17,0660 Lira. Der Kursverlauf ist atemberaubend: Am gestrigen Donnerstag konnte der Buck zum ersten Mal die Marke von 15 Greenback überwinden, am Freitag fielen die Marken von 16 Lira und 17 Lira an nur einem Tag.
Ein ähnliches Bild zeigt die europäische Gemeinschaftswährung. Mit 19,4159 Lira wurde am heutigen Freitag erstmals die Marke von 18 und 19 Lira gleichzeitig überwunden, am Donnerstag fiel noch die 17-Lira-Marke.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte am gestrigen Donnerstag den Mindestlohn um 50 Prozent erhöht, mit der Begründung, dass diese Anhebung den – durch die hohe Inflation bedingten – Rückgang der realen Kaufkraft wettmachen würde.
Für den Commerzbank-Devisenanalysten Tatha Ghose geschah „dies zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt“. Denn mit dieser Entscheidung wurde die Rückkopplung zwischen Preisen und Löhnen dingfest gemacht. „Das wird die Teuerung in der nächsten Runde befeuern und die Krise weiter anheizen“, meint Ghose.
Auch andere Werte sind dramatisch: Die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen erreichte mit 22,45 Prozent ebenfalls ein neues Rekordhoch. Und angesichts einer weiter steigenden Inflation sind die Prognosen für diesen Wert eher düster. Zum Jahresende 2022 wird eine Rendite von über 36 Prozent erwartet, bereits Ende März sollen es 27,87 Prozent sein.
Auch die Höhe der Kreditausfallversicherungen, um sich gegen eine mögliche Insolvenz des türkischen Staats abzusichern, steigt stetig an. Aktuell liegt dieser CDS-Wert (Credit score Default Swaps) bei 521. Für eine fünfjährige Staatsanleihe müssen Profianleger 5,2 Prozent der Anleihe professional Jahr zahlen, um sich gegen einen Ausfall abzusichern.
Am 9. September lag dieser Wert noch bei 357,8. Allerdings gab es im Mai 2020 mit 621 bereits ein höheres Ausfallrisiko. Zum Vergleich: Für die Bundesrepublik Deutschland liegt dieser Wert bei neun, umgerechnet additionally 0,09 Prozent jährlich.
Der türkische Aktienmarkt brach am Freitag ebenfalls ein, nachdem er in den vergangenen Tagen trotz einer Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfeldes noch merklich zugelegt hatte. Am Freitag setzte die türkische Börse nun den Handel mit Aktien und Aktienderivaten zweimal vorübergehend aus. Der Leitindex Bist 100 sank im Tief um mehr als neun Prozent. Händler sprachen von einer Trendwende am türkischen Aktienmarkt. Die Anleger brächten ihr Geld in Sicherheit und die Kapitalflucht nehme zu.
Blick auf Einzelwerte
Daimler: Die Aktien des Autobauers fielen um 4,2 Prozent und gehörten damit zu den schwächsten Werten im Dax. Die Analysten von HSBC haben die Titel auf „Maintain“ gesetzt.
Airbus: Nach Startschwierigkeiten drehten Aktien des Flugzeugbauers ins Plus und beendeten den Handel 1,9 Prozent fester. Airbus hat von Air France-KLM einen Auftrag über 100 Mittelstreckenjets erhalten.
S&T: Nach dem Minus von mehr als 31 Prozent am gestrigen Handelstag beruhigte sich die Lage wieder. Das Papier schlossen 8,9 Prozent im Plus. Der britische Investor Fraser Perring hatte sich am gestrigen Donnerstag den IT-Anbieter vorgeknöpft und mit schweren Vorwürfen den Aktienkurs unter Druck gesetzt.
Rational: Im MDax struggle der Großküchenausrüster nach Teamviewer (plus 4,6 Prozent) mit einem Plus von 4,5 Prozent der größte Gewinner. Die Deutsche Financial institution hatte die Verkaufsempfehlung für die Rational-Papiere gestrichen.
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