Zusatzleistungen beim Zahnarzt können teuer werden, Versicherungen können die Kosten übernehmen.
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Köln Der Gang zum Zahnarzt kann teuer werden. Die gesetzlichen Krankenkassen kommen lediglich für die Kosten der Grundversorgung auf. Private Zusatzversicherungen können daher eine gute Ergänzung sein. 90 Prozent der Bundesbürger sind gesetzlich krankenversichert.
Grundsätzlich sind 87 Prozent der Versicherten sehr zufrieden mit ihrer Krankenkasse, wie das Healthcare-Barometer 2023 der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC zeigt. Allerdings unterliegt der Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen dem Wirtschaftlichkeitsgebot aus dem Sozialgesetzbuch: „Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein.“
Wer weitergehende Leistungen wünscht, für den kann eine private Zusatzversicherung eine gute Lösung sein. „Dabei sollten sich Versicherte fragen, welche Leistungen sie wünschen“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer der Ratingagentur Franke und Bornberg/fb research. Ein gründlicher Vergleich der Tarife ist unabdingbar. Angebote und Konditionen unterscheiden sich stark.
Private Krankenzusatzversicherung: Diese Tarife schneiden im Ranking am besten ab
Um Interessenten eine Einschätzung der Tarife zu geben, hat die Ratingagentur Franke und Bornberg für das Handelsblatt Tarife für private Krankenzusatzversicherungen unter die Lupe genommen. Bei der Bewertung geht die Qualität der Tarife mit 70 Prozent in die Bewertung ein, der Preis macht 30 Prozent aus. Bei der Auswahl sollte „Geiz ist geil“ nicht an oberster Stelle stehen. Qualität sollte immer oberste Priorität haben.
Die Tabelle „Die besten Krankenzusatzversicherungen“ auf dieser Seite bietet einen guten Überblick über die Tarife für eine Person im Alter von 30 Jahren, weiter Musterfälle finden Sie hier in den Tabellen.
Die mit Abstand beliebteste Krankenzusatzversicherung ist die für die Zahnbehandlung. Insgesamt hatten 2021 knapp 18 Millionen Menschen solch eine Police abgeschlossen. Viele Menschen befürchten hohe Kosten, wenn sie teuren Zahnersatz brauchen. Von den untersuchten 26 Tarifen werden 18 mit der Höchstnote „sehr gut“ ausgezeichnet. Gleich fünf Versicherungen erreichen die Höchstpunktzahl 100. Sie zeichnen sich also durch ein erstklassiges Verhältnis von Leistung und Preis aus.
Zu den Topversicherungen im Bereich Zahnbehandlung zählt der Tarif „Mein Zahnschutz 90“ der Allianz Private Krankenversicherung. Zum Leistungskatalog zählen Kosten für die professionelle Zahnreinigung bis zu den Höchstsätzen der Gebührenordnung für Zahnärzte. Auch Zahn-Bleaching, also das Aufhellen von Zähnen, ist im Leistungskatalog enthalten.
Die Tarife der Allianz bieten eine Wahlmöglichkeit. Die Kunden können selbst bestimmen, in welcher Höhe die Zusatzpolice sich an den Kosten beteiligen soll. Sie können zwischen einer Übernahme von 75, 90 oder 100 Prozent der Kosten entscheiden. Entsprechend fallen auch die Prämien aus.
Im Musterfall einer Person im Alter von 30 Jahren und dem Tarif „Mein Zahnschutz 90“ liegt die monatliche Prämie bei 14,75 Euro. „Kunden sind dabei maximal flexibel. Sie können während der Laufzeit zwischen den Varianten wechseln“, sagt Jan Esser, Produktvorstand der Allianz Private Krankenversicherung.
Dass sich eine Zusatzversicherung für die Zahnbehandlung lohnen kann, zeigt das Beispiel Zahnersatz: Wenn ein Zahn fehlt, lässt sich die Lücke mithilfe einer Brücke oder eines Implantats schließen. Für eine Brücke muss allerdings die Zahnsubstanz von womöglich zwei gesunden Zähnen abgeschliffen werden. Bei einem Implantat wird dagegen eine künstliche Zahnwurzel im Kieferknochen verankert.
Das ist teuer: Ein Implantat mit Verblendmetall-Keramikkrone kostet etwa 3000 Euro. Der Festzuschuss der gesetzlichen Krankenversicherung beträgt bei dieser Summe 558 Euro, trägt also in etwa 20 Prozent der Gesamtkosten. Den Rest von rund 2442 Euro müsste der Patient aus eigener Tasche bezahlen. In diesem konkreten Fall würde die Zusatzversicherung der Allianz mit einem Übernahmegrad von 90 Prozent 2142 Euro zusätzlich zum Zuschuss der gesetzlichen Krankenkasse übernehmen. Die Eigenbeteiligung liegt bei 300 Euro.
Im Ranking schneidet ebenfalls die Süddeutsche Krankenversicherung mit dem Tarif „ZP1“ mit der Höchstpunktzahl 100 ab. „ZP1 ist ein Kompakttarif, der alle wichtigen Leistungen mit einem Tarif abdeckt“, sagt Benno Schmeing, Vorstand für Produktmanagement, Betrieb und Kapitalanlage bei der Süddeutschen Krankenversicherung. Er deckt Zahnersatz als auch Zahnbehandlung in einem Tarif ab. „Damit vermeiden wir für unsere Kunden versteckte Selbstbehalte“, sagt Schmeing. Grundsätzlich sei das Interesse an Zahnreinigung in jüngster Zeit gestiegen. Diese Leistung könnten auch schon junge Menschen in Anspruch nehmen, die noch keine weiteren zahnärztlichen Behandlungen benötigen.
Viele Menschen wünschen sich auch im Krankenhaus eine erstklassige Behandlung. Insgesamt sechs Millionen gesetzlich Krankenversicherte haben sich aus diesem Grund für eine private stationäre Zusatzversicherung entschieden. Sie übernimmt meist die zusätzlichen Kosten für die Chefarztbehandlung und für die Unterbringung in einem Ein- oder Zwei-Bett-Zimmer. Die bewerteten Tarife bieten sogar Ein-Bett-Zimmer. Von den untersuchten 26 Tarifen erhielten 13 die Höchstnote „sehr gut“. Im Musterfall einer Person im Alter von 30 Jahren beträgt die monatliche Prämie der mit „sehr gut“ bewerteten Tarife zwischen 34,68 Euro und 49,78 Euro.
Als einziger Tarif erhält der Tarif „SZL“ der Süddeutschen Krankenversicherung die maximal mögliche Punktzahl von 100. Im Musterfall einer Person im Alter von 30 Jahren beträgt die monatliche Prämie 34,68 Euro. Der Tarif wurde aufgrund der günstigen Prämie und der Leistungen immer wieder ausgezeichnet.
Die Methodik des Rankings
„Aus Leistungssicht ist der Versicherungsschutz für den Wahlarzt über den Höchstsätzen der Gebührenordnung, die Erstattung für das Einbettzimmer und ein Krankenhaustagegeld bis zu 100 Euro pro Tag hervorzuheben“, sagt Frauke Fiegl, Vorsitzende des Vorstands der Ergo Krankenversicherung. Enthalten sind so auch Leistungen für ambulante Operationen im Krankenhaus. Damit bietet der Tarif privatärztliche Versorgung für Kassenversicherte. Zudem sind im Tarif Alterungsrückstellungen enthalten.
Private ambulante Zusatzversicherung für Besuche beim Heilpraktiker
Wer auch beim Heilpraktiker behandelt werden will oder weitere Extras bei der ambulanten Behandlung wünscht, für den könnte auch eine private ambulante Zusatzversicherung infrage kommen. Von 20 untersuchten Tarifen werden im Härtetest zehn mit der Höchstnote „sehr gut“ ausgezeichnet. Die Tarife „Mehr Gesundheit 1000“ und „Mehr Sehen“ der Barmenia Krankenversicherung werden mit der Höchstnote „sehr gut“ ausgezeichnet. Sie erhalten 98 von 100 möglichen Punkten. Eine 30-jährige Person muss beim Einstieg pro Monat eine Prämie von 21,50 Euro bezahlen. Die Tarife erstatten ambulante Leistungen bis zu maximal 2000 Euro pro Jahr.
Infolge der Coronapandemie ist das Interesse an privaten Zusatzversicherungen im Gesundheitsbereich stark gestiegen. „Gesundheit ist ein wichtiges Thema, das durch Corona noch verstärkt wurde“, sagt Jan Esser, Produktvorstand der Allianz Privaten Krankenversicherung. Neben klassischen Versicherungsleistungen spielen auch digitale Dienstleistungen eine immer größere Rolle. Darunter fallen zum Beispiel auch Angebote zur Ersteinschätzung von Krankheiten und die telefonische Beratung durch Ärzte.
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