Als Grund für ihr Ausscheiden bei Fresenius Medical Care werden strategische Differenzen genannt.
(Foto: BSH Hausgeräte GmbH)
Carla Kriwet gibt den CEO-Posten beim Dialysekonzern Fresenius Medical Care nach nur zwei Monaten wieder ab. Nachfolgerin wird mit sofortiger Wirkung die bisherige Finanzchefin Helen Giza, 54, die bereits stellvertretende Vorstandsvorsitzende ist.
Laut offizieller Mitteilung verlässt Kriwet, 51, das Unternehmen auf eigenen Wunsch und im gegenseitigen Einvernehmen aufgrund von strategischen Differenzen. Nach Handelsblatt-Informationen aus Unternehmenskreisen haben unterschiedliche Auffassungen mit dem Managementteam und dem Aufsichtsrat um Fresenius-Chef Michael Sen den Ausschlag gegeben. Dabei ging es auch um die Gestaltung der Transformation und des Restrukturierungsprozesses von Fresenius Medical Care.
Die neue FMC-Chefin Helen Giza, Jahrgang 1968, hat sich vor FMC durch ihre Arbeit für den Pharmakonzern Takeda einen Ruf als Transformationsmanagerin erworben. Sie hat in ihrer vorherigen Rolle bei FMC maßgeblich die neuen Unternehmensstruktur mitgestaltet, die einen Wechsel von vier Weltregionen auf die beiden globalen Geschäftsfelder Dialysedienstleistungen und -produkte vorsah. Im Zuge der Transformation hatte Fresenius Medical Care vergangenes Jahr den Abbau von weltweit 5000 Stellen bekannt gegeben.
Der Dax-Konzern FMC ist der größte Geschäftsbereich des Gesundheitskonzerns Fresenius, der seit Anfang Oktober vom langjährigen Siemens-Manager Michael Sen geführt wird. „In einer fundamental gesunden Branche muss sich Fresenius Medical Care noch stärker auf den operativen Turnaround fokussieren, die Unternehmensperformance weiter verbessern und sich auf seinen Kern konzentrieren“, wird Sen in der Mitteilung zum Managementwechsel zitiert.
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FMC hat in den vergangenen Jahren stark unter den Belastungen der Corona-Pandemie gelitten und überproportional viele Patienten verloren. Hinzu kamen steigende Kosten für Hygienemaßnahmen und pandemiebedingte Personalausfälle. FMC trägt knapp die Hälfte zum Umsatz der Mutter bei. Fresenius kontrolliert FMC über die Konstruktion einer Kommanditgesellschaft auf Aktien, hält aber nur 32 Prozent der Anteile.
Die ehemalige Finanzchefin von Fresenius Medical Care übernimmt nun den CEO-Posten.
(Foto: Fresenius)
Die Dialysetochter ist entscheidend für den Erfolg des Gesundheitskonzerns. Die letzten Gewinnwarnungen von Fresenius waren maßgeblich auf die Probleme von Fresenius Medical Care in den USA zurückzuführen.
Die erfahrene Gesundheitsmanagerin Kriwet hatte unter anderem bereits viele Jahre beim Medizintechnikunternehmen Philips gearbeitet. Sie war die Wunschkandidatin vom ehemaligen Fresenius-Chef Stephan Sturm als Nachfolgerin für den langjährigen Vorstandvorsitzenden Rice Powell gewesen. Offiziell war ihr Amtsantritt zwar erst zum 1. Oktober 2022, doch bereits seit Bekanntgabe ihrer Berufung im Mai hatte sich die Managerin das Unternehmen und die Lage der Dialysekliniken genau angeschaut.
Sturm musste nach zuletzt glücklosem Handeln und einer erneuten Gewinnwarnung Ende September seinen CEO-Posten aufgeben. Michael Sen, Chef der Fresenius Ernährungssparte Kabi, übernahm die Rolle.
Kriwet hatte für den Posten bei FMC ihre Chefposition bei der BSH Hausgeräte GmbH nach rund zwei Jahren aufgegeben. Von 2013 bis 2020 hatte sie für den Gesundheitskonzern Philips gearbeitet, wo sie zwischen 2017 und 2020 als Mitglied des Vorstands den Bereich Connected Care verantwortete. Vor Philips war sie Vorstandsmitglied beim Medizintechnikunternehmen Dräger, hatte mehrere Führungspositionen in der Strategieabteilung sowie im Bereich Healthcare der Linde AG inne und war als Beraterin für die Boston Consulting Group tätig.
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