Das Bundesbank-Vorstandsmitglied ist unter anderem zuständig für das Thema Zahlungsverkehr. Beim Start des neuen Verrechnungssystems in der Euro-Zone („Target2“) gab es zuletzt Probleme. Er wurde auf Ende März 2023 verschoben.
Frankfurt Die Bundesbank führt die Verschiebung des neuen Abwicklungssystems für Zahlungen unter Geschäftsbanken auch auf Personalmangel zurück. „Die Arbeitstage unserer Leute, die sich um das Projekt kümmern, haben erkennbar nicht ausgereicht“, sagte Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz dem Handelsblatt mit Blick auf Mängel an den bereitgestellten Testsystemen.
Dabei habe der Ausfall von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Coronapandemie eine große Rolle gespielt – „nicht nur bei uns, sondern auch bei der italienischen Notenbank“. Zudem seien mehrere Mitarbeiter in die private Wirtschaft gewechselt.
„Der Wettbewerb um gute IT-Kräfte ist hart. Da die Target-Migration ein sehr spezielles Großprojekt ist, bekommt man bei Engpässen auch nicht schnell anderswo Personal, das einspringen kann“, sagte Balz, der im Bundesbank-Vorstand unter anderem für Zahlungsverkehr zuständig ist.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Start des modernisierten Abwicklungssystems für Zahlungen und Wertpapiergeschäfte, im Fachjargon „Target2“ genannt, von Ende November 2022 auf den 20. März 2023 vertagt. Diese Verschiebung war Ende Oktober bekannt geworden. Es war bereits der zweite Aufschub. Im Juli 2020 hatte die EZB den Termin bereits um ein Jahr verschoben.
Top-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Zuvor hatten sich deutsche Geschäftsbanken per Brief bei Balz über nicht behobene Fehler im Testsystem und mangelnde Testmöglichkeiten beschwert. Die Notenbanken aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien stellen Software und Testumgebung bereit.
Target-Projekt: Nicht alle Banken waren im Herbst startklar
Mit dem Target-Projekt soll die bisher getrennte Abwicklung des Zahlungsverkehrs und von Wertpapieren vereinheitlicht und dadurch effizienter werden. Sollte es beim Start der neuen Plattform Schwierigkeiten geben, könnten schlimmstenfalls Probleme im Zahlungsverkehr auftreten, bis hin zu Störungen bei Überweisungen und Barabhebungen.
Die EZB nannte Ende Oktober unter anderem Software-Mängel als einen Grund für die Verschiebung des Starttermins. Sie verwies darauf, dass nicht alle Banken die Tests hätten abschließen können und zum geplanten Starttermin bereit gewesen wären. Die Notenbank führte zudem das geopolitische Umfeld sowie starke Schwankungen an den Finanzmärkten an.
Auch Balz zufolge gab es mehrere Gründe für die Verschiebung. So sei die Testumgebung „anfangs nicht so gestaltet und so stabil, wie wir uns das selbst vorgestellt hatten“. „Obwohl sich die Testbedingungen im Verlauf des Sommers 2022 wesentlich verbesserten, konnte nicht schnell genug getestet und dann alle Softwaremängel abgestellt werden.“
Zum geplanten Start am 20. März sagte Balz, man sei auf einem guten Weg. „Seitens der Bundesbank sprechen wir wöchentlich mit den Banken des deutschen Marktes über den Stand der Vorbereitungen. So können wir auftretende Probleme rechtzeitig erkennen und ausräumen.“ Das Ziel sei, dass alle europäischen Banken die nötigen Tests bis Ende Januar 2023 abgeschlossen hätten.
Unmittelbar vor Weihnachten gestand die Bundesbank allerdings ein, dass es noch immer Mängel bei der Software gebe. Die involvierten Notenbanken würden „mit Hochdruck an der Behebung von noch vorhandenen Fehlern und der weiteren Stabilisierung der Software“ arbeiten. Sie forderte die Banken zu weiteren Systemtests auf. Am 10. Februar wollen Experten der EZB das geplante Migrationsdatum im März noch einmal bestätigen.
Mehr: Bundesbank-Präsident erwartet deutlichen Inflationsrückgang erst ab 2024