Frankfurt Für die Zukunft der Software AG hat Vorstandschef Sanjay Brahmawar einen klaren Plan: Er will den TecDax-Konzern abseits der Börse weiter umbauen. Die Private-Equity-Gesellschaft Silver Lake als Partner könne helfen, das „volle, langfristige Potenzial“ des Geschäfts zu erreichen, wie er kürzlich sagte. Der Manager unterstützt daher ein Übernahmeangebot des Investors aus dem Silicon Valley.
Ob der Plan aufgeht, ist jedoch ungewiss: Um die Software AG ist ein Übernahmekampf entbrannt.
Am Donnerstag machte eine Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg die Runde, dass Bain Capital ein Gegenangebot von rund 34 Euro pro Aktie abgegeben habe, was einer Bewertung von rund 2,5 Milliarden Euro entspreche. Kurz darauf verbesserte Silver Lake seine Offerte von 30 auf 32 Euro, die damit unter dem kolportierten Vorschlag des Konkurrenten liegt.
Die Software AG erklärte am Donnerstag, den Plan von Silver Lake weiterhin zu unterstützen. Es habe ein „vorläufiges, unverbindliches Angebot eines US-Software-Wettbewerbers“ gegeben. Nach Prüfung verschiedener Kriterien – neben dem Preis beispielsweise die „Transaktionssicherheit“ und die „strategische Sinnhaftigkeit“ – habe der Vorstand mit Silver Lake den Angebotspreis angepasst.
Viele Aktionäre gehen offenbar davon aus, dass der Preispoker der Investoren noch nicht beendet ist. Zumal laut Bloomberg auch der aktivistische Investor Elliott Management Anteile gekauft hat. Der Kurs der Software AG stieg am Donnerstag um rund fünf Prozent auf mehr als 35 Euro und lag damit deutlich über den beiden Angeboten. Die Marktkapitalisierung stieg auf 2,6 Milliarden Euro.
Unterschiedliche Pläne für die Software AG
Die Argumente lassen es anklingen: Die beiden Bieter verfolgen unterschiedliche Konzepte. Silver Lake ist bereits seit 18 Monaten an der Software AG beteiligt und unterstützt im Grundsatz den Kurs des Managements, den Softwarehersteller „als eigenständiges Unternehmen mit Hauptsitz in Darmstadt weiterzuentwickeln“, wie es am Donnerstag in einer Mitteilung hieß.
Die Software AG – bekannt und groß geworden mit einem System für Datenbankmanagement – fokussiert sich unter Vorstandschef Sanjay Brahmawar auf stark wachsende Geschäftsbereiche wie Datenintegration und Prozessanalyse. Zudem stellt der IT-Konzern das Geschäftsmodell wie in der IT-Branche üblich vom Lizenzverkauf auf die Vermarktung von Subskriptionen um.
Mit dem Wandel tut sich der 54 Jahre alte Konzern jedoch schwer. Die Technologien im Portfolio sollten angesichts der Digitalisierung gefragt sein. Trotzdem hat das Management das Ziel, den Umsatz erstmals seit 2011 wieder auf das Niveau von einer Milliarde Euro zu steigern, immer wieder verpasst. Und die Umstellung auf die Cloud ist noch längst nicht abgeschlossen.
Ende 2021 stieg Silver Lake ein, um der Software AG zu neuer Dynamik zu verhelfen. In der IT-Branche kennt sich der Investor aus: Er war einst daran beteiligt, den PC-Hersteller Dell abseits der Börse neu auszurichten. Derzeit wickelt er den Kauf des Onlinemarktforschers Qualtrics ab, der bislang dem Softwarehersteller SAP gehört.
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Die Voraussetzungen für die Übernahme von 50 Prozent plus einer Aktie sind an sich gut. Silver Lake hat sich nach eigenen Angaben 30,1 Prozent der Anteile gesichert, davon 25,1 Prozent über ein Aktienpaket der Software-AG-Stiftung, in der Firmengründer Peter Schnell als die maßgebliche Person gilt.
Hinzu kommt eine Wandelanleihe aus dem Jahr 2021, die die sich in einen Aktienanteil von zehn Prozent tauschen ließe, allerdings zu einem Preis von 46 Euro. In seiner Mitteilung von Donnerstag nannte der Investor dies ebenso als mögliche Option wie eine Rückzahlung.
Fusionspläne eines Konkurrenten
Bain Capital hat allerdings andere Pläne. Die Private-Equity-Gesellschaft ist Mehrheitseigner von Rocket Software, einem amerikanischen Spezialisten für Firmensoftware von der amerikanischen Ostküste – und der ist nach Handelsblatt-Informationen aus Finanzkreisen an einem Zusammenschluss mit der Software AG interessiert. Die Portfolien ergänzten sich gut, heißt es.
Sein Interesse habe der Investor beim Vorstand der Software AG bereits vor einiger Zeit platziert, schilderten Insider aus Finanzkreisen. Angesichts dessen sei es sehr überraschend gewesen, dass sich der Vorstand des SDax-Konzerns nach dem Angebot von Silver Lake nicht im Rahmen eines strukturierten Verkaufsprozesses um Alternativen bemüht habe.
Nun verschafft sich Bain Capital mit einem Gegenangebot Gehör. Bisher hat der Investor laut Stimmrechtsmitteilungen 4,51 Prozent der Aktien erworben und weitere 5,51 Prozent über sogenannte Total Return Swaps gesichert, also Leihgeschäfte mit Banken. Insgesamt sind es also gut zehn Prozent.
Am Finanzmarkt wird spekuliert, wie es weitergeht. Die Mehrheit an der Software AG dürfte Bain Capital ist angesichts des großen Pakets, das Silver Lake bereits hat, kaum erreichen können. Eine Übernahmeschlacht wäre daher wenig sinnvoll. Mehrere Investoren verweisen darauf, dass eine Verhandlungslösung am sinnvollsten wäre – wie auch immer die aussieht.
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