Frankfurt Großer Meilenstein für Upvest: Der Investment-as-a-Service-Anbieter hat die britische Neobank Revolut als neuen Partner gewonnen. Über eine Schnittstelle können die mehr als 29 Millionen Revolut-Kunden ab sofort in ganz Europa mit ETFs („Exchange Traded Funds“, also börsengehandelte Fonds) handeln. Das erfuhr das Handelsblatt vorab von den Unternehmen.
„Revolut ist eine der größten Neobanken der Welt. Diese Kooperation markiert ein neues Kapitel für unser Unternehmen“, sagte Upvest-Gründer und -Chef Martin Kassing.
Upvest bietet Unternehmen mittels sogenannter API-Schnittstelle die Vermittlung und Verwahrung von Anlageprodukten an. Das 2017 gegründete Unternehmen stellt somit die Infrastruktur hinter anderen Fintechs, die so ihrerseits den Endkunden anbieten, in Krypto, Aktien oder eben auch in ETFs zu investieren.
Im März des vergangenen Jahres erhielt Upvest fünf Lizenzen der deutschen Finanzaufsicht Bafin, unter anderem für Wertpapierhandel und Kryptoverwahrung.
Die jahrelange Vorbereitung scheint sich nun auszuzahlen. Im September des vergangenen Jahres hatten die Berliner die erste Kooperation in ihrer Firmengeschichte mit dem digitalen Vermögensverwalter Ginmon bekannt gegeben. Im Februar dieses Jahres konnte das Fintech dann die Berliner Neobank Vivid als zweiten Kunden gewinnen. Seitdem können die 500.000 Vivid-Kunden mit Aktien und ETFs handeln.
Bislang hat die Upvest-Schnittstelle allerdings noch unter 100.000 Nutzer, also nur einen Bruchteil der Kunden der Kooperationspartner. Die Berliner hoffen, dass 15 bis 30 Prozent der Revolut-Kunden das Angebot künftig nutzen werden, also bis zu neun Millionen Kunden.
Gründer und CEO von Upvest.
(Foto: Upvest)
Revolut-Kunden in Europa können künftig auf insgesamt mehr als 100 ETFs zugreifen, der Mindestanlagebetrag beträgt ein Euro. Zunächst sind einige globale Indizes abgedeckt, darunter etwa der S&P 500, der Nasdaq und der Dax. Die Kunden können aber auch in ETFs investieren, die nicht nur Aktien, sondern auch Anleihen und Rohstoffe abdecken.
Je nach Abo-Modell können Nutzer monatlich provisionsfrei handeln, Metal-Kunden zehnmal, Premiumkunden fünfmal und Standardkunden einmal.
Danach wird pro Order eine variable Gebühr von 0,25 Prozent, mindestens aber einem Euro, fällig. Revolut erhebt zudem pro Monat eine Verwahrungsgebühr in Höhe von 0,12 Prozent der Vermögenswerte.
Die britische Neobank hält eine Banklizenz aus Litauen und ist deshalb EU-weit nutzbar. Über das entsprechende litauische System sind Einlagen bis zu 100.000 Euro abgesichert.
Revolut plant weitere Markteintritte
Für Revolut ist es indes der nächste Schritt zu ihrem Ziel, zu einer weltweiten Super-App zu werden. Die Neobank bietet unter anderem neben Multiwährungskonten auch Aktien- und Kryptohandel an. In Rohstoffe können die Kunden ebenfalls investieren.
Vergangene Woche gaben die Briten den Markteintritt in Brasilien bekannt – den ersten Schritt in Lateinamerika. Das Unternehmen bietet den Kunden vor Ort Multiwährungskonten sowie Devisenhandel an.
„Wir planen im Sommer weitere neue Markteintritte“, sagte Wiktor Stopa, Head of Growth für den DACH-Raum. Dazu gehörten etwa Argentinien, Sri Lanka oder auch Chile.
Deutsche IBAN für Kunden in Deutschland
Auch in Deutschland hat das britische Fintech große Pläne. Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Kunden hierzulande bei etwa einer halben Million. Nach eigenen Angaben hat sich die Zahl in den vergangenen zwölf Monaten verdoppelt. „Es geht steil Richtung der Marke von einer Million Kunden“, so Stopa.
Vor allem mit einer deutschen IBAN für hiesige Konten will Revolut künftig punkten. Bislang erhalten die Kunden lediglich eine litauische IBAN. „Wir wollen bis Ende des Jahres dieses neue Feature an den Start bringen“, sagte Stopa.
Zudem lässt der Revolut-Manager durchblicken, dass es im zweiten oder dritten Quartal auch eine neue Sparlösung ausschließlich für den deutschen Markt geben wird.
Revolut stellt Sparlösung in Aussicht
Seit Jahresbeginn ist in Deutschland eine wahre Zinsschlacht entfacht worden. Zuletzt hatte die Europäische Zentralbank vergangene Woche den für die Finanzmärkte besonders wichtigen Einlagenzins, den Banken für ihre Einlagen bei der EZB bekommen, von 3,0 auf 3,25 Prozent erhöht. Neobroker sowie Banken übertreffen sich mit immer neuen Angeboten zu Tagesgeldzinsen.
„Wir wollen für jeden Bereich der Geldanlage Lösungen anbieten“, sagte Stopa jedoch nur mit Blick auf die neue Sparlösung.
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Revolut ist der größte Konkurrent der Berliner Smartphonebank N26. Die beschäftigen allerdings weiterhin Probleme mit der deutschen Finanzaufsicht. Die Bafin ist der Ansicht, dass N26 viele Jahre zu schnell gewachsen ist und seine Prozesse und Kontrollen nicht entsprechend weiterentwickelt hat. N26 darf deshalb pro Monat maximal 50.000 Neukunden aufnehmen.
Zuletzt hatte ein N26-Investor für Schlagzeilen gesorgt: Allianz X will sich offenbar von einem Teil seiner Beteiligung trennen und dabei eine deutlich sinkende Bewertung in Kauf nehmen. Die Allianz erwarte, dass die Bewertung der Neobank bei nur noch drei Milliarden Dollar liegen könnte, hieß es Medienberichten zufolge. Bei der letzten Finanzierungsrunde 2021 ist die Smartphonebank mit 7,7 Milliarden Euro bewertet worden.
Mit ähnlichen Problemen sieht sich auch offenbar Revolut konfrontiert. Ein Revolut-Anteilseigner hat den Wert seiner Beteiligung um 46 Prozent gesenkt. Das berichtete jüngst der Finanznachrichtendienst Bloomberg. Zur Bewertung der Bank wolle er sich nicht äußern, sagt Stopa, „weil es nicht in meinem Aufgabenspektrum liegt“. Es handele sich um Spekulationen.
Die Neobank hatte zuletzt im Juli 2021 800 Millionen Dollar von Investoren eingesammelt und war dabei nach eigenen Angaben mit 33 Milliarden Dollar bewertet worden.
Wirtschaftsprüfer äußert Bedenken beim Geschäftsbericht
Anders als N26, das 2021 einen Jahresverlust von 172 Millionen Euro schrieb, schaffte Revolut im gleichen Jahr mit einem Nettogewinn von 26 Millionen Pfund (rund 30 Millionen Euro) erstmals den Sprung in die Gewinnzone. Neuere Zahlen sind noch nicht bekannt.
In dem Geschäftsbericht, der laut eigenen Angaben aufgrund von einem Austausch der internen Buchführungssysteme mit mehreren Monaten Verzögerung erst im März dieses Jahres veröffentlicht wurde, hatte der Wirtschaftsprüfer BDO LLP allerdings Bedenken geäußert. Man habe sich nicht von der Lückenlosigkeit und vom Zustandekommen von Erträgen in Höhe von 477 Millionen Pfund (rund 540 Millionen Euro) überzeugen können, hieß es.
Die Gesamtsumme der Erträge im Jahresbericht von 2021 sei nicht infrage gestellt worden, erklärte ein Revolut-Sprecher der Bank damals. Insgesamt beliefen sich die Erträge auf 850 Millionen Pfund.
Stopa sagte nun: „Wir wollen im nächsten Geschäftsbericht keine unterschiedlichen Interpretationen mehr offenlassen.“
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