Der Manager muss Probleme im TV-Geschäft lösen.
(Foto: Bertelsmann SE & Co. KGaA, Gütersloh )
Medienschaffende blicken mit Sorge nach Hamburg: Bertelsmann hat bei dem Verlag Gruner+Jahr (G+J) zum Kahlschlag ausgeholt. 700 von 1900 Stellen werden abgebaut. Als er das verkündete, soll RTL-Chef Thomas Rabe den Beschäftigten zugerufen haben: „Seien wir mal ehrlich, Gruner ist nur ein kleiner Teil von Bertelsmann.“
Tatsächlich fallen die stillgelegten Geschäfte in Rabes Reich kaum ins Gewicht. Ganz anders aber jene der Sendergruppe RTL. Sie sind ein großer Teil von Bertelsmann, stehen für 40 Prozent der Gütersloher Gewinne.
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Das Problem: RTL steckt ebenso in der Krise, der Gewinn ging um sechs Prozent zurück, der von RTL Deutschland gar um 15 Prozent. Die sorgenvolleren Blicke sollten sich auf die Kölner RTL-Zentrale richten. Dort hat Rabe auch 300 Stellen gestrichen.
Im klassischen TV schalten immer weniger Zuschauer RTL ein. Der Marktanteil liegt bei gut sieben Prozent. Es ist noch nicht so lange her, da war er doppelt so hoch. Zuschauer mögen es nicht gutheißen, dass sich RTL, anders als angekündigt, nicht vom Trash-TV verabschiedet hat. Das Nachrichtenangebot mag größer geworden sein, doch solange Dieter Bohlen noch Sendefläche bekommt, bessert es das Image nicht auf.
Zukunftsmarkt Streaming entwickelt sich beschwerlich
Auch der Zukunftsmarkt Streaming entwickelt sich beschwerlich. Die längst angekündigte, aber technisch noch immer nicht komplett umgesetzte Super-App RTL+ wächst zwar deutlich auf vier Millionen Abonnenten. Die meisten kommen aber über den Telekom-TV-Dienst Magenta, in dem RTL+ gratis enthalten ist. Darüber verdient RTL weniger als über Direktkunden.
Hinzu kommt: RTL hängt am Tropf der Reklame, macht damit über 40 Prozent der Umsätze. In Deutschland aber geben Firmen weniger für Werbung aus, wohl auch in diesem Jahr. Für 2023 rechnet Rabe daher mit weiter leicht sinkenden Gewinnen bei RTL.
Es wäre der zweite Rückgang in Folge. In Gütersloh wird das nicht gefallen.
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