Der Darmstädter Torwart Marcel Schuhen: Die Software AG hat eine starke Bindung an ihre südhessische Heimat.
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Darmstadt Im Übernahmekampf um die Software AG macht der Finanzinvestor Bain ernst. Seine Tochter Rocket Software legte am Dienstagabend ein unverbindliches Angebot für den Darmstädter Konzern über 34 Euro je Aktie vor. Der Preis könne auf 36 Euro steigen, sofern die Software AG-Stiftung und Silver Lake einer Fusion zustimmten.
Silver Lake bietet bislang 32 Euro und hat sich etwa 30 Prozent der Anteile gesichert. Die Stiftung des Firmengründers Peter Schnell hatte den Verkauf eines gut 25-prozentigen Pakets verbindlich zugesagt. Parallel dazu kaufte Silver Lake weitere fünf Prozent über die Börse. Über eine Wandelanleihe kann diese Beteiligung sich um noch einmal neun Prozent erhöhen. Das Management unterstützt die Übernahme durch Silver Lake und hatte bereits das erste Bain-Angebot abgelehnt.
In der vergangenen Woche hatte die Software AG das Interesse eines „US-Mitbewerbers“ öffentlich gemacht, woraufhin Silver Lake die ursprüngliche Offerte auf 32 von 30 Euro je Aktie nachbesserte. Damals erteilte der Finanzinvestor einer möglichen gemeinsamen Übernahme eine Absage. Man sei „weder auf eine Partnerschaft mit einer anderen Partei angewiesen, noch hat das Unternehmen Interesse daran“.
Silver Lake ist ein guter Bekannter in Darmstadt
Silver Lake und die Software AG kennen sich bereits gut. Der Investor ist seit 18 Monaten am Softwarehersteller beteiligt und unterstützt im Grundsatz den Kurs des Managements, den Softwarehersteller „als eigenständiges Unternehmen mit Hauptsitz in Darmstadt weiterzuentwickeln“, wie es in einer Mitteilung hieß. Das hessische Unternehmen wird mit gut zwei Milliarden Euro bewertet.
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Die Pläne von Bain Capital dürften anders aussehen. Die Private-Equity-Gesellschaft ist Mehrheitseigner von Rocket Software, einem Spezialisten für Firmensoftware von der amerikanischen Ostküste – und der ist nach Handelsblatt-Informationen aus Finanzkreisen an einem Zusammenschluss mit der Software AG interessiert. Die Portfolios ergänzten sich gut, heißt es.
Bain und Rocket Software haben sich einem Insider zufolge direkt und indirekt schon gut zehn Prozent an der Software AG gesichert. Bain will die beiden Unternehmen fusionieren. Sie „verfügen über ein komplementäres Portfolio jeweils führender Produkte, die zusammen eine ideale Grundlage für Cross-Selling und weiteres Wachstum bilden“, warb der Finanzinvestor für sein Übernahmeangebot. Die Identität und die Kultur beider Firmen würden geschützt.
Bei einer Fusion mit Rocket Software dürften die Veränderungen für die Software AG noch größer ausfallen als bei einer Übernahme durch Silver Lake. Der Investor warnte auch – nicht uneigennützig – vor dem Verkauf an „einen ausländischen Wettbewerber und den damit verbundenen nachteiligen sozialen Auswirkungen“.
Bessere Chancen für Silver Lake
Nun entscheiden die Aktionäre über den weiteren Verlauf. Für Silver Lake sind die Voraussetzungen gut, 50 Prozent plus eine Aktie zu erhalten. Die 30,1 Prozent der Anteile, die Silver Lake bereits hält, sind dafür ein wichtiger Baustein.
Die Software AG bestätigte am Dienstagabend in einer Mitteilung, dass das neue Angebot von Bain eingegangen sei – doch das Management der Software AG lehnte dieses neue erhöhte Angebot ebenfalls ab. „Es handelt sich hierbei nicht um ein überlegenes Angebot, sodass der Vorstand der Software AG und der im Namen des Aufsichtsrates agierende unabhängige Übernahmeausschuss nicht in der Position sind, darauf einzugehen“, hieß es in der Mitteilung.
Das erhöhte Angebot von Silver Lake sei im besten Interesse aller Stakeholder des Unternehmens. Es beinhalte eine signifikante Prämie für die Aktionäre, habe ein hohes Maß an Transaktionssicherheit und werde die Umsetzung der Strategie des Unternehmens als unabhängiges Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland beschleunigen, hieß es weiter.
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