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Die Inflation in den USA lässt spürbar nach und nährt die Hoffnung der Finanzmärkte auf eine Zinssenkung im September. Die Teuerungsrate sank im Juni überraschend deutlich auf 3,0 Prozent von 3,3 Prozent im Mai, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Das ist die niedrigste Inflationsrate in diesem Jahr.
Die Wall Street hat ihre Gewinne nach dem US-Inflationsbericht für Juni nicht halten können. Kursverluste bei großen Technologieunternehmen zogen die wichtigsten Indizes am Donnerstag mit nach unten. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte kaum verändert bei 39.742 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 gab ein Prozent auf 5.577 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor zwei Prozent auf 18.211 Stellen.
Für lange Gesichter sorgte ein Ausverkauf bei den Aktien von Unternehmen wie Apple, Microsoft, Alphabet und Nvidia, die zwischen 2,5 und 4,5 Prozent verloren. Die Analysten wiesen zugleich auf einen überraschend großen Anstieg des US-Nebenwerteindex Russell 2000 hin. „Ein Zufall? Es ist noch zu früh, um mit Sicherheit zu sagen, ob sich etwas Bedeutendes anbahnt, aber es könnte der Beginn einer zumindest kurzfristigen Sektor-Rotation sein“, sagte Salah-Eddine Bouhmidi, Manager beim Broker IG.
Stratege Sameer Samana von der US-Großbank Wells Fargo verwies auf die immer stärker werdende Hoffnung der Anleger auf baldige Zinssenkungen in den USA. „Wenn die US-Notenbank Fed jetzt von der geldpolitischen Straffung zur Lockerung übergeht, bedeutet das bessere Zeiten für die Wirtschaft und damit für eine breitere Palette an Unternehmen, als die enge Gruppe aus der Technologiebranche, auf die die Investoren bisher gesetzt haben.“
Die Federal Reserve stehe zwar noch nicht Gewehr bei Fuß, um ihren Leitzins bereits am 31. Juli erstmals zu senken. Der Weg für eine Leitzinswende auf der September-Sitzung sei mit den veröffentlichten Inflationsdaten jedoch bereitet, meint Ökonom Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg.
Am Freitag wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge kaum verändert starten. Am Donnerstag hatte er 0,7 Prozent fester bei 18.534,56 Punkten geschlossen. Mit seiner zuletzt positiven Tendenz hat sich der Leitindex wieder dem oberen Ende seines etwa einen Monat gültigen Korridors genähert, der bis etwa 18.600 Punkte reicht. Im Wochenverlauf steuert er auf ein halbes Prozent Plus zu.
Trotz Fortschritten bei der Bekämpfung der Inflation ist die Zeit für eine Zinswende in den USA laut Notenbankchef Jerome Powell noch nicht gekommen. Man benötige noch größere Zuversicht, dass sich die Teuerung nachhaltig auf das Ziel der Federal Reserve von zwei Prozent zubewege, sagte er bereits am Dienstag laut Redetext bei einer Anhörung im US-Kongress.
Jüngste Daten hätten gezeigt, dass es weitere moderate Fortschritte gegeben habe. „Weitere gute Daten“ würden die Zuversicht der Zentralbank stärken. Die Fed werde von „Sitzung zu Sitzung“ über den weiteren Kurs entscheiden. Derzeit liegt der Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Marktexperten erwarten einen ersten Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten.
Bei der Justierung des geldpolitischen Kurses werde die US-Behörde die einlaufenden Daten sorgfältig sichten, fügte der oberste Notenbanker der USA vor dem Bankenausschuss des Senats hinzu. Mit Blick auf das Erreichen der Ziele Preisstabilität und Vollbeschäftigung seien die Risiken mittlerweile besser ausbalanciert.
Powell äußerte sich auch zum Arbeitsmarkt, der sich zuletzt abgeschwächt hatte. Dieser „scheint wieder völlig im Gleichgewicht zu sein“. Die jüngsten Daten seien „ein ziemlich klares Signal, dass sich die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt deutlich abgekühlt haben“.