Das TV-Publikum kennt Stefanie Reinsperger aus dem Dortmunder „Tatort“. Jetzt mimt sie eine Großstadtförsterin – und übt Kritik an ihrer Branche.
Schauspielerin Stefanie Reinsperger stellt immer wieder unter Beweis, wie vielseitig sie ist. Ob im „Tatort“ aus Dortmund in der Rolle von Kommissarin Rosa Herzog oder auf der Theaterbühne wie etwa mit ihrer Soloperformance in „Phaidras Liebe“ am Berliner Ensemble. Die 36-Jährige kann die unterschiedlichsten Charaktere glaubwürdig verkörpern, so auch ihre neueste Hauptrolle in der ARD-Reihe „Die Großstadtförsterin“. Dabei steht für Reinsperger eines fest: „In irgendeine Schublade“ möchte sie nicht passen, wie sie im Gespräch mit t-online klarstellt.
In „Die Großstadtförsterin“ nimmt die junge Jana Doussière (Stefanie Reinsperger) eine Stelle im Berliner Grunewald an. Zuvor arbeitete sie in einem großen, wilden Wald in den Vogesen. Sie liebt die Einsamkeit, der Großstadtwald bringt daher zunächst so manche Probleme und „Berliner Besonderheiten“ mit sich.
Im echten Leben will Stefanie Reinsperger nichts von Zuschreibungen wissen. Sie sagt im Gespräch mit t-online: „Ich verwehre mich zutiefst, in irgendeine Schublade zu passen. Ich bin gerne herausfordernd und scheue mich nicht davor, dass es auch mal unbequem wird in Diskussionen, wenn ich meinen gesellschaftlichen und politischen Standpunkt verteidige.“ Dem fügt sie hinzu: „Ich spiele sehr gerne Figuren, die abseits der ‚Norm‘ sind, was auch immer das genau ist. In meiner Arbeit spiele ich gerne mit dem Feuer und mag es, neue, noch nicht betretene Wege einzuschlagen.“
Solch ein neuer Weg sei auch „Die Großstadtförsterin“. Für Reinsperger passt die Serie in die heutige Zeit, „weil es eine moderne, neue Lesart für diesen Beruf ist, weil das Thema Klimapolitik in Form von einer unterhaltenden, berührenden Geschichte erzählt wird“.
„Hass und Hetze haben ein gewaltiges Hoch erreicht“
Neben vielen Wald- und Naturbildern ist in der ersten Episode von „Die Großstadtförsterin“ eine Kampagne auf Social Media gegen Reinspergers Figur Thema. Auch Reinsperger selbst nutzt Instagram und Co. mit Vorsicht: „Hass und Hetze haben im Internet ein gewaltiges Hoch erreicht und können Menschen zerstören. Ich bin sehr vorsichtig mit meinen sozialen Medien, nicht nur im Hinblick, welche Dinge ich poste, sondern auch welche Seiten ich konsumiere und wovon ich mich beeinflussen lasse und welchen Accounts ich auch aktiv nicht folge.“
Ich bin oft an Sets oder in Probensituationen, wo mehr als die Hälfte der Beteiligten Männern sind.
STefanie Reinsperger
Und noch ein Vorkommnis aus „Die Großstadtförsterin“ kennt Reinsperger aus ihrem Alltag: dass Männer sich ihr gegenüber im Job in einem unpassenden Ton äußern. „Es ist auch in meinem Beruf so, dass dieser noch sehr männlich geprägt ist, was Sichtweisen und die Art zu erzählen betrifft. Ich bin oft an Sets oder in Probensituationen, wo mehr als die Hälfte der Beteiligten Männern sind.“ Doch pauschalisieren ließe sich das nicht. So sagt Reinsperger auch: „Bei der ‚Großstadtförsterin‘ war das anders und das macht etwas in der Art zu kommunizieren und sich auszutauschen. Es war erfrischend und bereichernd.“
„Noch Luft nach oben“
Doch grundsätzlich ist Reinsperger der Ansicht, dass bezüglich der Gleichberechtigung in der Schauspielbranche „noch Luft nach oben“ ist, auch wenn sich „gewisse Dinge ändern“. Sie findet: „Die Entscheidungsträger müssen sich ändern. Ich bin davon überzeugt, wenn wir eine diverse Leitungsebene haben, dass dann automatisch andere Stoffe geschrieben, produziert und erzählt werden.“
„Die Großstadtförsterin: Berliner Besonderheiten“ läuft am Freitag, dem 1. März 2024 um 20.15 Uhr im Ersten. Neben Stefanie Reinsperger sind in der Serie unter anderem Aybi Era, Eugen Knecht und Bärbel Schwarz zu sehen.