Die Idee einer Anti-Neurodermitis-Diät ist überaus populär. Wer im Internet nach Ernährungstipps gegen Neurodermitis sucht, findet eine Vielzahl von Ratgeber-Büchern und Internetportalen, die sich speziell um dieses Thema drehen – und damit oftmals falsche Hoffnung wecken.
Denn ob und inwieweit sich bestimmte Lebensmittel oder Ernährungsweisen auf eine Neurodermitis auswirken, ist noch umstritten. Bisher gibt es kaum gute Studien zu dieser Frage.
Die bisherigen Untersuchungen zeigen aber, dass die Ernährung wohl überhaupt nur bei einem Teil der Betroffenen eine Rolle spielt: bei denjenigen, die eine Allergie gegen bestimmte Bestandteile in Nahrungsmitteln haben. Bei ihnen können die Lebensmittel Schübe auslösen oder verstärken, also als „Trigger“ wirken.
Welche Lebensmittel meiden?
Häufige Allergieauslöser sind
- bei Babys und Kindern Kuhmilch, Soja, Weizen, Fisch, Haselnüsse und Erdnüsse und
- bei Jugendlichen und Erwachsenen Nüsse sowie rohes Stein- und Kernobst, zum Beispiel Äpfel und Pfirsiche.
Viele Babys und Kinder mit Neurodermitis reagieren allergisch auf bestimmte Lebensmittel. Bei ihnen äußert sich die Allergie aber sehr selten allein durch verstärkte Neurodermitis-Ekzeme. Bei den meisten von ihnen treten direkt nach dem Verzehr der problematischen Speisen oder Getränke Allergiesymptome wie Hautrötungen und Quaddeln auf.
Bei Jugendlichen und Erwachsenen liegt meist eine sogenannte Kreuzallergie vor. Das heißt, ihre Allergie richtete sich ursprünglich gegen bestimmte Pollen, etwa Birkenpollen.
Die Pollenallergie lässt das Immunsystem der Betroffenen jedoch auch empfindlicher auf die genannten Lebensmittel reagieren. Kreuzallergien verstärken bei etwa jeder zweiten an Neurodermitis erkrankten Person die Hautprobleme.
Bei einer bekannten Nahrungsmittel- beziehungsweise Kreuzallergie ist es grundsätzlich sinnvoll, die Allergieauslöser so gut es geht zu meiden. Eine Ernährungsberaterin oder ein Ernährungsberater kann dabei helfen, den neuen Speiseplan zu gestalten, um die „gestrichenen“ Lebensmittel durch gute Alternativen zu ersetzen und einem Nährstoffmangel vorzubeugen.
Ob sich die Neurodermitis durch den angepassten Speiseplan tatsächlich bessert, lässt sich allerdings nicht mit Gewissheit absehen. Denn die Allergie ist nur einer der zahlreichen Trigger, die die Entzündungen in der Haut auslösen und verstärken können. Wie stark die Allergie die Neurodermitis beeinflusst, ist von Mensch zu Mensch verschieden.
Wer Neurodermitis, aber keine Allergie hat, muss seinen Speiseplan nicht umstellen. Der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel bringt in diesem Fall mehr Nachteile mit sich, als dass er hilft: Er bedeutet Aufwand, ist vermutlich anstrengend und kann auf Dauer zu Mangelerscheinungen führen.
Allerdings wissen manche Menschen mit Neurodermitis nicht, ob sie auch eine Nahrungsmittel- oder Kreuzallergie haben – und ob diese die Symptome verstärkt. Leider ist das auch gar nicht so einfach herauszufinden. Auf Allergietests ist nämlich nur bedingt Verlass: Ist das Testergebnis unauffällig, spricht dies zwar ziemlich sicher gegen eine Allergie.
Ergibt der Test jedoch, dass das Immunsystem des oder der Betroffenen empfindlich auf bestimmte Lebensmittel reagiert, bedeutet das nicht unbedingt, dass diese Empfindlichkeit auch die Neurodermitis verstärkt.
Ein einfacher – wenn auch etwas aufwändiger – Weg, um festzustellen, welche Lebensmittel möglicherweise problematisch sind, ist ein Ernährungstagebuch. Darin wird täglich notiert,
- was auf den Teller kam und
- wie die Haut aussieht.
Manchmal zeigt sich nach einiger Zeit, ob sich der Zustand der Haut durch bestimmte Speisen verschlechtert. Wenn ja, kann eine Ernährungsumstellung sinnvoll sein – aber erst nach Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt.
Können bestimmte Lebensmittel helfen?
Gewisse Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel gelten als natürliche Heilmittel gegen Neurodermitis. In ihnen stecken etwa
- bestimmte Fettsäuren (Gamma-Linolensäure aus Borretschöl oder Nachtkerzenöl) oder
- Probiotika (Milchsäurebakterien).
Studien haben aber gezeigt, dass die Einnahme der Öle bei Ekzemen nichts bringt. Ähnliches gilt für auf dem Markt erhältliche Probiotika: Nach aktuellem Forschungsstand hat die Einnahme der gutartigen Bakterienkulturen bei Neurodermitis keinen nennenswerten Nutzen.
Ein günstiges und einfaches Hausmittel gegen Neurodermitis sind feuchte Umschläge, auch Fett-Feuchte-Umschläge genannt. Diese werden so angewendet:
- Bestreichen Sie die betroffenen Hautstellen mit einer fetthaltigen Creme, die Sie gut vertragen. Wichtig: Keine wirkstoffhaltige Salbe wie zum Beispiel Kortisonsalbe verwenden!
- Legen Sie einen mit lauwarmem Wasser befeuchteten Verband darauf. Geeignet sind Wundverbände oder Schlauchverbände. Letztere gibt es in verschiedenen Größen in der Apotheke zu kaufen.
- Bedecken Sie den feuchten Verband mit einem trockenen Verband, oder umwickeln Sie das betroffene Körperteil damit.
Die Verbände versorgen die trockene Haut mit Feuchtigkeit und können den Juckreiz vorübergehend mildern. Eine längerfristige Wirkung ist jedoch nicht zu erwarten.
Ein ebenfalls bekanntes Hausmittel gegen Neurodermitis ist Apfelessig. Da dieser die Haut zusätzlich reizen kann, ist er aber nicht empfehlenswert. Die angeblichen positiven Effekte, die er auf die Haut haben soll, sind nicht wissenschaftlich erwiesen.
Bisher gibt es zur Wirkung von Apfelessig bei Neurodermitis insgesamt nur wenige, sehr kleine Studien. Darin klagten die Testpersonen vor allem über unerwünschte Wirkungen wie Hautirritationen.