Dieser Schritt ist der jüngste Schritt in der Strategie der EU, die Chipproduktion auf dem Kontinent anzukurbeln und die Abhängigkeit von China zu verringern.
Der Halbleitergigant STMicroelectronics hat kürzlich bekannt gegeben, dass er von der italienischen Regierung einen Zuschuss von 2 Milliarden Euro für den Bau einer Chipfabrik in Sizilien erhalten wird. Dies ist der jüngste Schritt der EU, um die europäische Halbleiterproduktion anzukurbeln und ihre Abhängigkeit von China zu verringern.
Die Fabrik wird in Catania auf Sizilien angesiedelt sein und Siliziumkarbid-Leistungsbauelemente produzieren, die zur Herstellung der Wafer benötigt werden, die als Basis für einige Mikrochips dienen. Siliziumkarbid ist ein Verbundwerkstoff, der in vielen Bereichen wie Elektrofahrzeugen und der Infrastruktur für erneuerbare Energien eingesetzt wird.
Die Fabrik soll den gesamten Herstellungsprozess abdecken, vom Ausgangsmaterial bis zum Endprodukt, wie Leistungsmodulen und Transistoren. Es wird die erste vollständig integrierte Siliziumkarbid-Anlage weltweit und die erste ihrer Art in Europa sein. Sie soll bis 2032 voll betriebsbereit sein.
Damit dürfte diese Anlage einen großen Beitrag zur Unterstützung der im jüngsten europäischen Chipsgesetz festgelegten Ziele leisten. Der Zuschuss dürfte Teil der vom Unternehmen geplanten Investitionen sein, die sich voraussichtlich auf insgesamt rund 5 Milliarden Euro belaufen.
Die für Wettbewerbspolitik zuständige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Margrethe Vestager, sagte in einer Erklärung: „Die heute genehmigte italienische Maßnahme in Höhe von 2 Milliarden Euro unterstützt eine einzigartige integrierte Anlage für Siliziumkarbid-Chips.
„Es wird die europäische Halbleiter-Lieferkette stärken und unseren Zugang zu einer zuverlässigen Quelle für stromsparende Chips sicherstellen, die beispielsweise in Elektrofahrzeugen und Ladestationen verwendet werden. Dies wird unseren digitalen und grünen Wandel unterstützen und dazu beitragen, hochqualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen, während gleichzeitig mögliche Wettbewerbsverzerrungen begrenzt werden.“
Was ist der Europäische Chips-Act und warum ist er wichtig?
Mit dem European Chips Act wird der Rahmen dafür geschaffen, den Anteil Europas an der weltweiten Chipproduktion von derzeit rund 10 Prozent auf 20 Prozent bis Ende 2030 zu steigern. Ziel ist es, eine Chip-Unabhängigkeit zu erreichen und die Abhängigkeit von ausländischen Herstellern zu verringern.
Dies soll durch die Förderung privater und öffentlicher Investitionen in Chips, die Beseitigung des Fachkräftemangels, die Anwerbung neuer Talente, die Verbesserung des Designs und der Qualität aktueller Chips sowie die Vertiefung des Wissens und Verständnisses in diesem Sektor erreicht werden. Dieses Gesetz empfiehlt auch eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten.
Die Europäische Kommission erklärte: „Mit dem European Chips Act wird die EU den Halbleitermangel angehen und Europas technologische Führungsrolle stärken. Sie wird mehr als 43 Milliarden Euro an öffentlichen und privaten Investitionen mobilisieren und Maßnahmen ergreifen, um gemeinsam mit den Mitgliedstaaten und unseren internationalen Partnern auf künftige Lieferkettenunterbrechungen vorbereitet zu sein, diese vorherzusehen und schnell darauf zu reagieren.“
Diese Strategie ist in der gegenwärtig unsicheren Wirtschaftslage besonders wichtig, da Taiwan derzeit den größten Anteil der Chipproduktion hält. Aufgrund der zunehmenden Spannungen mit China ist die taiwanesische Chipversorgung jedoch ständig bedroht.
Die COVID-19-Pandemie und die daraus resultierenden Blockaden in der Lieferkette führten zudem dazu, dass mehrere Fabriken geschlossen wurden, da man von nur wenigen asiatischen Herstellern abhängig war. Europa versucht nun, diesem Problem zu begegnen, indem es seine eigene inländische Chipversorgung stärkt.