Nach einem eineinhalbjährigen Verbot sind Stierkämpfe in Mexikos Hauptstadt zurückgekehrt. Der Streit um die Tradition geht jedoch weiter.
Erstmals nach einem zwischenzeitlichen Verbot haben in der weltweit größten Stierkampfarena in Mexiko wieder Stierkämpfe stattgefunden. Die traditionelle „Fiesta Brava“ kehrte nach mehr als eineinhalb Jahren in die gut mit Zuschauern gefüllte Plaza México in Mexiko-Stadt zurück. Vor der Arena protestierten Tierschützer gegen die aus ihrer Sicht grausamen Wettkämpfe, wie auf Bildern mexikanischer Medien zu sehen war.
Aktivisten hatten im Juni 2022 vor Gericht erreicht, die Stierkämpfe in der Hauptstadt des nordamerikanischen Landes vorläufig zu stoppen. Der Oberste Gerichtshof hob die Entscheidung im Dezember jedoch wieder auf. Stierkampfgegner prangern das Leiden und Töten der Tiere an. Die Plaza México hat mehr als 41.000 Sitzplätze. Die weltberühmte Stierkampfarena Las Ventas in Madrid bietet hingegen nur Platz für knapp 24.000 Zuschauer.
Der Oberste Gerichtshof des lateinamerikanischen Landes hatte Anfang Dezember die Entscheidung eines Richters vom Juni 2022 gekippt, der Stierkämpfe bis auf Weiteres untersagt hatte. Der Richter hatte damals zugunsten von Tierschutzaktivisten entschieden, die gegen den jahrhundertealten Brauch geklagt hatten.
Präsident schlägt Referendum vor
Beendet ist der Rechtsstreit in Mexiko aber noch nicht: Bislang ging es nur um das vorübergehende Aussetzen der Stierkämpfe. Eine grundsätzliche Entscheidung über die Rechtmäßigkeit der Stierkämpfe in Mexiko-Stadt steht noch aus.
Nach der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs zu Stierkämpfen in Mexiko-Stadt schlug Präsident Andrés Manuel López Obrador vor, mit einem Referendum über die Zukunft des Stierkampfes in der Hauptstadt entscheiden zu lassen. „In diesem Fall wäre es meiner Meinung nach das Beste für alle“, sagte der Staatschef.
Mexiko ist eine Hochburg des Stierkampfs, der auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Allerdings gibt es in Mexiko – wie auch in anderen Ländern – Kritik von Tierschützern an den Kämpfen. Bisher haben fünf von Mexikos 32 Bundesstaaten ein Stierkampfverbot erlassen.
250.000 Stiere werden jährlich im Kampf getötet
Nach Angaben der Organisation Human Society International werden jährlich rund 250.000 Stiere bei Kämpfen getötet. Außer in Mexiko ist die blutige Tradition in Frankreich, Portugal, Spanien, Kolumbien, Venezuela, Peru und Ecuador erlaubt.
Der genaue Ursprung von Stierkämpfen ist umstritten. Während einige Historiker die Mauren in Spanien als Urheber der Tradition sehen, behaupten andere, dass schon in Mesopotamien mit Stieren hantiert wurde. Die älteste Zeichnung von Spielen, die Stiere im Fokus haben, findet sich auf der griechischen Insel Kreta: Dortige künstlerische Werke von 1500 vor Christus zeigen solche Wettbewerbe, ist in der englischen Enzyklopädie „Britannica“ zu lesen.