Die sogenannte Historische Mitte sollte ein Prestigeprojekt für Köln werden – doch steht nun vor dem Aus. Denn ein wichtiger Akteur hat sich zurückgezogen.
Bei einem der größten Kölner Bauprojekte gibt es einen herben Rückschlag: In unmittelbarer Nähe zum Kölner Dom sollte eigentlich das Projekt „Historische Mitte“ realisiert werden, das die Umgebung des Doms aufwerten soll. Doch nun hat die Hohe Domkirche, Eigentümerin des Doms, ihre Beteiligung an dem kostenintensiven Projekt zurückgezogen. Das teilte die Stadt Köln am Mittwoch mit.
Demnach haben die Dom-Eigentümer beschlossen, „die bisherigen Planungen für den Neubau aufgrund der gestiegenen Kosten nicht fortzuführen.“ Man wolle sich jedoch in den kommenden Wochen beraten und prüfen, welche weiteren Möglichkeiten zur Nutzung des geplanten Standorts bestehen. Nach dieser Beratung sollen sich die zuständigen Gremien mit der Zukunft des Projekts auseinandersetzen.
Kosten liegen bei mehr als 200 Millionen Euro
Am Roncalliplatz sollten im Rahmen der geplanten „Historischen Mitte“ zwei neue Gebäude entstehen: Das neue Kölner Stadtmuseum sowie ein Neubau, der vom Römisch-Germanischen Museum, der Hohen Domkirche und dem Stadtmuseum gemeinsam genutzt werden sollte. Das in die Jahre gekommene Kurienhaus der Domkirche und das Studienhaus des Römisch-Germanischen Museums sollten abgerissen werden. Der Gebäudekomplex sollte zugleich die Umgebung des Doms aufwerten.
Laut Stadt Köln werden die Kosten für den gemeinsam genutzten Neubau mit 207 Millionen Euro veranschlagt. 80 Prozent davon sollte die Stadt Köln tragen, 20 Prozent sollte die Hohe Domkirche beisteuern. Anfangs wurden die Kosten auf 135 Millionen Euro geschätzt, im Jahr 2021 belief sich die Schätzung auf 183 Millionen Euro. Schuld an der Kostensteigerung seien die gestiegenen Baukosten, so die Stadt. Mehr dazu lesen Sie hier. Nun sind die Kosten der Domkirche zu hoch.
Bedauern bei OB Henriette Reker
„Ich bedauere außerordentlich, dass uns veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen dazu zwingen, die Planungen für unser bislang geplantes Neubauprojekt nicht fortführen zu können“, zitiert die Stadt Dompropst Monsignore Guido Assmann. „Das aktuelle Projekt nicht weiterzuführen ist eine wirtschaftliche Vernunftentscheidung, denn wir sind verpflichtet, die uns zur Verfügung gestellten Mittel verantwortungsvoll einzusetzen.“
Gleichzeitig schmerze der Entschluss die Entscheider. Denn die Idee der Historischen Mitte sei für die Domkirche weiterhin eine „Herzensangelegenheit“. Sie sei „eine einmalige und historische Gelegenheit, die Zukunft des Domumfelds zu prägen, indem an diesem Ort historische Wurzeln zusammengebracht werden.“
„Auch wenn ich Verständnis für die Entscheidung der Hohen Domkirche habe, so bedaure ich, dass wir das Projekt nicht wie bisher geplant umsetzen können“, so Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). „Wir werden nun unter den neuen Rahmenbedingungen intensiv beraten, ob und auf welche Weise das erarbeitete Konzept für eine öffentliche Nutzung und zukunftsweisende, kulturelle Bespielung am Fuße des Domes und am Eingang der Via Culturalis dennoch umzusetzen möglich ist.“
Im Februar wird der Rat der Stadt Köln zudem abschließend über die geplante Generalsanierung des Römisch-Germanischen Museum entscheiden. Dazu wird ihm die Verwaltung die berechneten Gesamtkosten vorlegen. Diese liegen laut Stadt bei etwa 169 Millionen Euro brutto – inklusive aller Nebenmaßnahmen, Risiko-Puffer und Generalunternehmer-Zuschlag. „Die reinen Baukosten für die Museumssanierung betragen rund 80 Millionen Euro brutto, die Planungskosten steigen dazu analog“, so die Stadt.