Steffen Baumgarts Zukunft beim 1. FC Köln ist ungewiss. Vor dem Krisengipfel mit Sportchef Christian Keller deutet der Trainer etwas an.
Kein Mannschaftskreis, keine Gang in die Kurve – Steffen Baumgart brauchte ein paar Momente für sich. Als die 0:2-Niederlage bei Union Berlin abgepfiffen und der Absturz auf Platz 17 besiegelt war, verschwand der Trainer des 1. FC Köln in den Katakomben der Alten Försterei. Gut 40 Minuten später sprach er dann Worte, die klangen, als könnte sein 98. Pflichtspiel mit den Geißböcken das letzte bleiben.
Nach einem Interview-Marathon, natürlich mit immer denselben Fragen, äußerte sich Baumgart auch auf der Pressekonferenz zu seiner Zukunft und erklärte völlig geknickt: „In der Situation, in der wir sind, hinterfragen wir alles – auch den Trainer. Es geht hier nicht um meine Person, sondern um die Gesamtheit. Und die sieht für uns nicht gut aus. Also ist es doch klar, dass wir uns in alle Richtungen Gedanken machen. Wie das Ergebnis aussehen wird, wird garantiert nicht heute Abend mitgeteilt.“
Glaubt Baumgart noch an sich selbst?
Baumgart und Sportchef Christian Keller gehen in eine Analyse, die zum Abschied des Chef-Coaches führen könnte – das ist eindeutig herauszuhören. Zumal Baumgart auch die Frage, ob er daran glaube, dass er die Mannschaft aus der Krise herausholen könne, nicht eindeutig antwortete: „Wenn wir die Emotionen mal wegnehmen und die reine Leistung sehen, glaube ich: ja. Wenn wir die Ergebnisse der letzten Wochen sehen, ist es doch klar, dass es eine Diskussion gibt.“
So stellte sich der 51-Jährige an der Alten Försterei selbst infrage. Unweit seines Zuhauses, seit seiner Profi-Zeit bei Union Berlin (2002 bis 2004) ist Köpenick die Wahlheimat der Baumgarts. Nach dem letzten Liga-Spiel des Jahres wollte er eigentlich mit seiner Familie in den Ski-Urlaub aufbrechen, Weihnachten wie schon in den vergangenen Jahren in Österreich verbringen. Nun könnten die Gespräche über seine Zukunft dazwischenkommen. Wann Baumgart und Keller ihren Krisen-Gipfel abhalten wollen, wurde Mittwochabend nicht bekannt.
Der Kölner Sport-Geschäftsführer verfolgte Baumgarts Worte im Pressekonferenz-Raum wie gewohnt aufmerksam. Er selbst wollte anschließend nichts mehr sagen, hatte sich aber bereits zuvor, kurz nach Abpfiff, bei Sky geäußert. Man müsse „noch mal alles gemeinsam durchsprechen und überlegen, wo wir ansetzen können, damit es in der Rückrunde besser wird“, gab Keller nach Saison-Niederlage Nummer zehn zu Protokoll.
„Steffen ist ein sehr, sehr guter Trainer“
Von zwei Dingen ist der 45-Jährige nach wie vor überzeugt: „Die Mannschaft kann mehr, als die zehn Punkte und zehn Tore zeigen.“ Und: Steffen ist ein sehr, sehr guter Trainer. Seine Arbeit ist gut.“ Darum geht es jetzt, wo die Tabelle zeigt, dass der FC für eben jene zehn Punkte und zehn Tore ganze 16 Spiele gebraucht hat und die Winterpause auf dem direkten Abstiegsplatz 17 verbringt, nicht mehr. „Entscheidend ist für mich die Frage, ob alle gemeinsam überzeugt sind, dass wir es in die richtige Richtung drehen. Ich bin überzeugt, dass wir es am Schluss hinkriegen können“, erklärte Keller.
Ob Baumgart zu diesem „Wir“ zählt oder der FC-Sportchef den Club beziehungsweise die Mannschaft meinte? Interpretationssache. Möglich erscheint zudem, dass Keller überzeugter vom Trainer ist als dieser selbst. Es klang fast so, als er ergänzte: „Es geht darum, dass wir uns austauschen, und wenn alle der Überzeugung sind, inklusive Steffen, dann wird es so bleiben.“
Inklusive Steffen Baumgart also – bei dem zunächst mal die erste Enttäuschung abklingen muss. Wer Baumgart kennt, weiß, wie emotional er an Spieltagen ist. Weicht die Enttäuschung, könnte beim Trainer wieder mehr Überzeugung als nach der bitteren Niederlage bei seinem alten Herzensclub Union Berlin zu spüren sein. Sollte dies nicht der Fall sein, ist auch ein Rücktritt nicht ausgeschlossen. So oder so muss eine Entscheidung im Sinne des 1. FC Köln getroffen werden. Das wünscht sich Baumgart selbst, der Mittwochabend trotz aller Zweifel und Fragezeichen betonte: „Das ist mein Verein!“