Nach zweieinhalb Jahren ist Schluss. Steffen Baumgart ist nicht mehr Trainer des 1. FC Köln. Mit seinem Weggang endet eine außergewöhnliche Zeit.
Sommer 2022. Der 1. FC Köln freut sich auf die Conference League. Für Steffen Baumgart ist es die erste Teilnahme am europäischen Geschäft als Trainer. „Die Vorfreude ist groß“, sagt er. Mehr als 40.000 Kölner Fans feiern das Team beim ersten Heimspiel gegen Fehérvár aus Ungarn, mit einer Choreografie über die ganze Südkurve kündigen sie an, Europa „aufzufressen“.
Baumgart wird Woche für Woche gefeiert. Die Schiebermütze, sein Markenzeichen auf dem Kopf, wird im Fanshop des „Effzeh“ zum Verkaufsschlager. Baumgart und Köln, das klingt nach einem unzertrennlichen Duo. Auch ein Jahr später wird der gebürtige Rostocker in der Domstadt verehrt.
Sommer 2023. Der 1. FC Union Berlin freut sich auf das erste Jahr in der Champions League, wird mit Nationalspielern wie Robin Gosens und Kevin Volland und Europameistern wie Leonardo Bonucci in Verbindung gebracht. Urs Fischer, der Schweizer Trainer der Köpenicker, wird als „Jesurs“ wie ein Held verehrt. Der Mann, der den Klub aus der 2. Bundesliga in die Königsklasse führte, passt perfekt zu den „Eisernen“. Fischer und Union, das klingt nach einem unzertrennlichen Duo.
Dezember 2023. Steffen Baumgart und der 1. FC Köln trennen sich nach zweieinhalb Jahren. Nachdem die ersten beiden Saisons ein Erfolg wurden, schlittern die „Geißböcke“ in der Hinrunde der Saison 2023/24 in die Krise. Baumgart schafft es nicht, die Trendwende einzuleiten. Nach einem 0:2 gegen Union Berlin ist Schluss. Doch nicht Urs Fischer ist der Mann, der bei Baumgarts Abschied auf der anderen Trainerbank sitzt. Es ist Nenad Bjelica, Fischers Nachfolger. Der Schweizer ist seit Mitte November nicht mehr im Amt. Auch bei ihm war es eine einvernehmliche Trennung.
Eine Bundesliga ohne Baumgart beim 1. FC Köln und Urs Fischer bei Union Berlin. Kaum zu glauben, doch die bitterböse Realität. Die Trainer, die ihre Klubs nach jahrelanger Krise oder Stagnation zum Erfolg führten, sind weg. Kein „Jesurs“ mehr an der Spree, keine Schiebermütze mehr am Rhein.
Mit dem Ende von Baumgart und Fischer wird wieder einmal klar, wie schnell sich das Blatt im Fußball wenden kann. Wie schnell die schöne Vergangenheit von der grauen Realität eingeholt werden kann.
Zwei außergewöhnliche Fälle
In beiden Fällen haben es die Klubs lange versucht, blieben geduldig in der Krise. Urs Fischer verlor 13 seiner letzten 14 Spiele. Die einzige Nicht-Niederlage war ein Unentschieden. Knapp drei Monate blieb Union ohne Sieg. Von den Top vier der Bundesliga geht es ans Tabellenende. Erst dann zieht Union, gemeinsam mit Fischer, die Reißleine.
Im Fall von Steffen Baumgart lautet die Bilanz zehn Punkte aus 16 Spielen. Tabellenplatz 17, ein DFB-Pokal-Aus in der 2. Runde. Nur in Darmstadt und gegen Gladbach gab es Siege. Die 14 anderen Partien endeten mit einem Remis oder einer Niederlage. Auch hier beschließt der Klub gemeinsam mit dem Trainer die Trennung.
Die Fälle Fischer und Baumgart verdeutlichen wieder einmal, dass die Situation in Freiburg und Heidenheim etwa Besonderes ist. Wo Christian Streich seit fast zwölf Jahren (Freiburg) und Frank Schmidt (Heidenheim) seit mehr als 16 Jahren im Amt sind. Eine solche Dauer ist im modernen Fußball fast unmöglich geworden.
Und egal, welcher Trainer am Ende in Köln übernimmt. Ob es jemand wie Ex-U21-Bundestrainer Stefan Kuntz ist oder Thomas Reis (ehemals Schalke, Bochum) – es wird schwer, an Steffen Baumgart heranzukommen.